KulturhausVom Menschen zur Mieze: „Die Katze Eleonore“ wurde zum ersten Mal in Luxemburg aufgeführt

Kulturhaus / Vom Menschen zur Mieze: „Die Katze Eleonore“ wurde zum ersten Mal in Luxemburg aufgeführt
Fressen, schlafen, jagen: So stellt sich Eleonore (Brigitte Urhausen) das Leben als Katze vor Foto: Bohumil Kostohryz

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Kann ein Mensch eigentlich eine Katze sein? Für Eleonore Garazzo lautet die Antwort eindeutig: Ja. „Die Katze Eleonore“ von Caren Jeß greift auf amüsante Weise die progressive Verwandlung eines Menschen in eine Hauskatze auf, übt jedoch auch Gesellschaftskritik. Das Kaleidoskop-Theater hat das Stück am vergangenen Freitag zum ersten Mal in Luxemburg aufgeführt.

„Ich bin eine Katze.“ Davon ist Eleonore Garazzo überzeugt. Zwölf Jahre lang war sie als Maklerin tätig, bevor sie beschließt, ihre Arbeit an den Nagel zu hängen, sich ein Katzenkostüm nähen zu lassen und sich auf vier Pfoten fortzubewegen. Eleonore ist sich bewusst, dass sie mit ihren 40 Jahren „sehr alt“ für eine Katze ist. Dennoch hält das Alter sie nicht davon ab, sich zunehmend von der menschlichen Gesellschaft zu isolieren und einem Leben, „in dem Faulheit und Jagd gleich qualifiziert sind“, zu frönen.

Der Mensch ist nicht mein Freund, ist nicht mein Feind, ist bloß wie Kunst, die mir nichts sagt

Eleonore Garazzo

Das Kaleidoskop-Theater hat vergangenen Freitag „Die Katze Eleonore“ in Luxemburg erstaufgeführt. Die Inszenierung übernahm Sara Goerres. Zur Premiere versammelten sich rund 60 Zuschauer im KulTourhaus in Hüncheringen. 75 Minuten lang erhielten sie einen Einblick in das Leben der Eleonore Garazzo, die aus ihrer Perspektive erzählt, wie ihr Verhalten zunehmend dem einer Katze gleicht. Während der Erzählung kommt es immer wieder zu Einschüben, in denen Eleonore von Kindheitserfahrungen berichtet, Geschehenes kommentiert oder sich während einer kurzen Musikeinlage völlig gehen lässt.

Von Anfang an ist klar: Eleonore will eine Katze werden. Das sei ihr spätestens in dem Moment klargeworden, als sie eine Katze bei ihrer Fellpflege beobachtet habe. Am kommenden Tag macht Eleonore es ihr gleich. Bei einer Schneiderin lässt sie sich ein schwarzes Fell nähen und beschließt, sich fortan wie eine Katze zu benehmen. Um sich ihrem neuen Dasein völlig widmen zu können, kündigt Eleonore ihren Job. Das habe jedoch weniger mit der Arbeit selbst zu tun als vielmehr mit ihrem tagtäglichen Umgang mit Menschen. Da Eleonore finanziell abgesichert ist, macht sie sich keine Sorgen um ihre Zukunft: „Ich brauch’ keine Rente, ich habe Vermögen, das reicht für ein Leben als Katze.“

Autonomie oder Egoismus? Das ist eines der Kernthemen des Stücks.
Autonomie oder Egoismus? Das ist eines der Kernthemen des Stücks. Foto: Bohumil Kostohryz

Eleonores Vorhaben stößt von Anfang an jedoch auf wenig Verständnis. Regelmäßig gehen Anrufe bei ihr ein, die immer häufiger auf taube Ohren stoßen. Mit dem Therapeuten Gerhard Wildbruch, einer Stimme in Eleonores Kopf, führt sie Gespräche über ihre neue Existenz. Wildbruch hegt im Laufe der Zeit immer größeres Interesse für das Verhalten seiner Patientin. Als Eleonore sich vom gesellschaftlichen Leben zurückzieht, schickt der Therapeut ihr einen Brief. Erfolglos – Eleonore liest den Brief zwar, beschließt jedoch, Wildbruch keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken und sich stattdessen der Vogeljagd und Verschärfung ihrer Sinne zu widmen.

Menschsein überlisten

Dies gelingt Eleonore auch – allerdings nur teilweise. Um sich vollkommen als Katze zu verwirklichen, muss sie zunächst ihre menschlichen Verhaltensweisen überlisten. Dies bringt die Schauspielerin Brigitte Urhausen in ihrer Rolle sehr überzeugend zum Ausdruck. Der Versuch, Milch mit der Zunge aus dem Trinknapf zu schlecken, stellt sich als problematisch heraus, da Eleonore zunächst die passende Höhe ihrer Trinkschale herausfinden muss. Gelungen ist ebenfalls die Szene, in der Eleonore die Bühne verlässt und im Publikum umherwandert, um die Zuschauer mit ihren Katzenaugen zu fixieren. Anschließend rennt sie aus dem Raum, um wenige Augenblicke später wieder aufzutauchen. „Katzen sind autonom“, bringt eine Zuschauerin es während dieser Pause lachend auf den Punkt.

Autonomie oder Egoismus – das ist eine Frage, die sich im Laufe des Stücks stellt. Einerseits geht es in diesem Stück um Selbstverwirklichung, dem die menschliche Anatomie und gesellschaftliche Erwartungen immer wieder etwas entgegenzusetzen haben. Der Zwang nach ständiger Erreichbarkeit wird durch das häufige Handyklingeln nicht nur zum Thema gemacht, sondern mündet gegen Ende des Stücks in einen unerträglichen Wirrwarr aus Stimmen und Klingeln. Andererseits entzieht sich Eleonore durch ihr Vorhaben, ihre Existenz auf Triebe zu reduzieren, bewusst der Verantwortung, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Dass Eleonore nichts vom Kontakt zu ihren Mitmenschen hält, betont sie mehrmals: „Der Mensch ist nicht mein Freund, ist nicht mein Feind, ist bloß wie Kunst, die mir nichts sagt.“

Infos

KulTourhaus Hüncheringen: am 20., 21., 22. und 23. März um 20.00 Uhr, am 24. März um 17.30 Uhr
Eintrittspreis: 10 Euro für Schüler und Studierende, 20 Euro für Erwachsene