InterviewClément Couturier über seine Ziele der nächsten und letzten Wochen beim Swift Hesperingen

Interview / Clément Couturier über seine Ziele der nächsten und letzten Wochen beim Swift Hesperingen
Clément Couturier hofft, beim Swift im entscheidenden Saisonfinish noch ein paar schöne Momente zu erleben Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Das Kapitel Swift Hesperingen wird für Clément Couturier im Sommer enden. Bis dahin will er aber noch einen Pokalgewinn zum Konto hinzufügen und gleichzeitig Eigenwerbung betreiben: Im Juni könnte er seine nächsten Länderspiele für Madagaskar bestreiten. Ein Interview vor dem Topspiel gegen Ex-Klub Düdelingen.

Tageblatt: Wie emotionsgeladen waren die letzten Tage als Spieler des Swift Hesperingen?

Clément Couturier: Die Niederlage in Niederkorn hat wehgetan. Obschon es auch schon vorher nur noch wenig Hoffnung auf die Titelverteidigung gab, war es trotzdem ein harter Schlag, als sich das nach dieser Pleite definitiv bestätigte. So etwas tut immer weh. Wir haben den Titel nicht an diesem Tag verloren, nur war es an diesem Tag offiziell zu Ende. Wir haben aber schnell wieder den Blick nach vorne richten können, denn wir wussten, dass es eine sehr ereignisreiche Woche werden würde. Wir haben am Mittwoch die richtige Antwort im Pokal gegen die Jeunesse gegeben. Wir haben ein gutes Spiel geliefert, was gut für die Moral war.

Wann war für Sie klar, dass eine Titelverteidigung nicht mehr möglich wäre?

Wir brauchen uns ja nicht selbst zu belügen: Zweifel gab es schon länger und es war jedem bewusst, dass es schwer werden würde. Während Differdingen nicht aufzuhalten war, gab es auf unserer Seite immer mal wieder Unentschieden und Niederlagen. Am Samstag war unsere Leistung nicht lächerlich, aber es fehlte diese gewisse Portion an Verrücktheit, um ein Spitzenspiel zu gewinnen. 

In der Coupe de Luxembourg trennen den Swift nur noch 180 Minuten (oder mehr …) von einem Triumph. Welche Bedeutung hat das Restprogramm der Liga, wo sich Hesperingen keinen Patzer mehr erlauben darf?

Das Saisonfinish wird aufgrund des straffen Programms sehr intensiv werden. Wir hatten jetzt zwei Spiele in fünf Tagen und spielen wieder am Sonntag (Düdelingen) und Mittwoch (Strassen). Wenn wir an unsere Leistung vom Mittwoch gegen die Jeunesse anknüpfen können, dann ist alles möglich. Es liegt an uns, fokussiert zu bleiben. Die Titelverteidigung ist kein Thema mehr, stattdessen müssen wir Platz drei in der Tabelle verteidigen und das Pokalfinale erreichen. Es liegen demnach noch ein paar schöne und wichtige Aufgaben vor uns – selbst wenn das nur sehr wenig über die verpasste Titelverteidigung hinwegtröstet. Zumindest sind wir sicher, die Meisterschaft nicht im Leerlauf zu beenden. 

Haben Sie das Gefühl, dass die gesamte Mannschaft diese Gedanken und Ziele hat?

Ja. Jeder hat das Ziel, die Saison über den Pokal zu retten. 

Mit welchen Adjektiven würden Sie Ihre eigene Saison beschreiben?

Kompliziert. Das ist wohl das beste Wort. Aber auch Stolz ist dabei. Es gab Höhen und Tiefen, trotzdem habe ich nie nachgelassen oder aufgegeben. Es ist bei mir, wie eigentlich beim Kollektiv auch, eine Mischung. Individuell war es vielleicht weniger gut als in den Jahren zuvor. Gleichzeitig habe ich in einigen wichtigen Momenten gute Leistungen gezeigt, wie etwa am Mittwoch im Viertelfinale. Ich bin zurückgekommen, als niemand auf mich gezählt hatte. Darauf darf ich stolz sein. Auf jeden Fall wird diese Saison mir vieles für die Zukunft bringen.

Sie haben das Kollektiv angesprochen. Was hat Hesperingen in diesem Jahr in der Liga gefehlt?

Es gab sehr viele Wechsel. Es ist auch eher ungewöhnlich, dass ein Verein, der Meister wird, auf einen Schlag so viel an seiner Mannschaft und dem Trainerstab ändert. Das war vielleicht nicht die beste Lösung. Auch wir Spieler tragen einen Teil der Verantwortung. Wir haben es nicht geschafft, die gleiche Begeisterung wie im Vorjahr zu erzwingen. Es hat sicherlich ein Teil Zusammenhalt innerhalb des Klubs gefehlt. Ich denke, die Saison wird also nicht nur für mich lehrreich gewesen sein, sondern ebenfalls für den Verein, um diese Fehler nicht zu wiederholen.

Sie waren zuletzt während drei Wochen vom Radar verschwunden, als man Sie zu den Reserven schickte. Sind Sie jetzt endgültig zurück?

Ich hoffe es. Ich habe dem Coach mit meinen beiden Spielen gegen Differdingen und Jeunesse gezeigt, dass er weiter auf mich zählen kann. Wenn es eine sportliche Entscheidung ist, könnte ich also weiter dazugehören. Wenn es allerdings um politische Interessen geht, spiele ich vielleicht nicht mehr … Wenn ich auf dem Platz bin, gebe ich alles. Ich hoffe, dass er weiter auf mich zählt, denn ich habe wirklich Lust darauf, dieses Saisonfinish zu bestreiten.

Wie verkraftet ein erfahrener Spieler wie Sie solche Momente?

Es ist schwer. Wir bleiben in erster Linie Menschen, Fußball hin oder her. Ich war es gewohnt, immer zu spielen. Ich akzeptiere Konkurrenz und sportliche Entscheidungen. Ich denke aber, dass ich, aus außersportlichen Gründen, anders behandelt worden bin. Ich bin stolz auf mich, weil ich Gas gebe – egal was andere über mich sagen. Das ist auch die beste Antwort.

Was steht am Sonntag für Hesperingen gegen Düdelingen auf dem Spiel?

Es geht um die Ehre. Es ist ein jahrelanger Konkurrent mit einer besonderen Beziehung. Die Vergangenheit um die Personalie Flavio Becca ist allseits bekannt. Wir wollen beweisen, dass wir neben dem Pokal auch in der Meisterschaft mit einer positiven Note abschließen wollen – und beweisen, dass wir die BGL Ligue nicht sabotieren. Das Ziel bleibt, europäisch zu werden, auch über die Meisterschaft. 

Was wird bei diesem Spitzenspiel der entscheidende Faktor sein?

Ich kann nur über uns sprechen: Wir wollen einfach dort weitermachen, wo wir am Mittwoch aufgehört haben. Ich kann mir vorstellen, dass es von außen so aussieht, als hätte es in den letzten Wochen wenig Grund zur Freude beim Swift gegeben. Wenn wir also noch einen Monat dranhängen könnten, der besser aussieht, werden wir das ausnutzen. Es ist ja auch nicht so, als würden wir auf Platz sieben stehen, sondern wir sind Tabellendritte … Wir befinden uns in einer positiven Spirale und so soll es auch bleiben.

Anderes Thema. Sie haben – aufgrund der Abstammung Ihres Großvaters – nun Ihre ersten Erfahrungen als Nationalspieler Madagaskars machen können. Was erhoffen Sie sich von der internationalen Zukunft?

Ich habe noch nicht erfahren, ob ich im Juni für die beiden Quali-Spiele wieder nominiert werde. Aber ich weiß, dass der Trainerstab sich jede Woche erkundigt. Sie wissen also auch, dass ich zwei Wochen im Reserven-Kader stand. Deshalb ist es mir unheimlich wichtig, dass ich in den nächsten Wochen wieder gute Leistungen zeigen kann. Es macht mich nämlich unheimlich stolz, dieses Trikot überzuziehen. Es ist ein ganz anderes Gefühl als das Vereinsleben. Selbst wenn ich nicht unbedingt mit dieser Kultur aufgewachsen bin, habe ich dort von Anfang an ein Zugehörigkeitsgefühl empfunden. Es ist eine innere Motivation, die man nicht in Worte fassen kann. Es macht unheimlich Spaß, selbst auf der Bank ist es noch mal was anderes: Man steht einfach voll hinter seiner Mannschaft. Ich bin glücklich, dazuzugehören.

Wie wurden Sie empfangen?

Es war eines meiner Bedenken. Unbegründet, wie sich herausstellte. Ich wurde super empfangen und es gab sogar großen Applaus nach meinem ersten Länderspiel. Das kostet nichts, aber es bedeutet einem Spieler viel. Inzwischen folgen mir unheimlich viele Leute aus Madagaskar in den sozialen Medien. Wie sie hoffen wir natürlich, uns für ein großes Turnier zu qualifizieren.

Und wie sieht es mit der Zukunft im Verein aus?

Mein Vertrag läuft im Juni aus und ich weiß nicht, wo ich nächste Saison spielen werde. Einige Vereine haben mich bereits kontaktiert. Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich nicht in Hesperingen bleiben werde.