Coupe de LuxembourgWas Niederkorn antreibt: Progrès-Kapitän Metin Karayer über Kalenderplanungen im Sommer

Coupe de Luxembourg / Was Niederkorn antreibt: Progrès-Kapitän Metin Karayer über Kalenderplanungen im Sommer
Niederkorn-Verteidiger Metin Karayer sprach (wie Dejvid Sinani am Tag zuvor) von einer 50/50-Angelegenheit Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Die Saison biegt auf die Zielgerade ein. Die europäischen Teilnehmer stehen bereits fest – nur die Rollenverteilung muss noch definiert werden. Am Donnerstag entscheidet sich, ob Swift Hesperingen oder Progrès Niederkorn als Pokalsieger in der zweiten Runde der Conference League antreten dürfen. Warum Metin Karayer sich das besonders wünscht, erklärte er im Gespräch.

An ein Datum erinnert sich Metin Karayer noch ganz genau: Am 13. Juni des vergangenen Jahres starteten die Gelb-Schwarzen damals in die Saison-Vorbereitung. Exakt einen Monat später stand bereits das erste Conference-League-Heimspiel gegen SC Gjilani auf dem Programm. Auch in diesem Sommer werden die Gelb-Schwarzen durch Europa reisen – allerdings stehen noch einige Fragen offen, etwa der Termin der diesjährigen Rückkehr in den Trainingsalltag. „Die Saison dauert für uns schon sehr lange …“, schlussfolgerte der Innenverteidiger. Und die Motivation, aus diesem Grund das Pokalfinale zu gewinnen, wird dadurch umso größer: „Wenn wir die Trophäe holen und dadurch dann auch erst in der zweiten Runde starten, verlängert das unseren Urlaub“, fügte er lachend hinzu. „Das könnten wir wohl alle gut gebrauchen.“

Doch eine direkte Qualifikation für die zweite Runde bringt auch sportliche Vorteile mit sich. „Man ist in einer zweiten Runde auch ein Stück näher an den Play-offs dran …“, gab der Verteidiger zu verstehen. Dass der Europapokal den 31-Jährigen zum Schwärmen bringt, hat wohl mit seiner Vergangenheit zu tun. 2017 schmiss er damals als Neuankömmling die Glasgow Rangers aus der Europa League.

Seither ist beim Progrès viel passiert, auch auf nationaler Ebene. Lediglich der verletzte Keeper Sébastien Flauss gehört noch dieser Generation an, die in der Arloner Straße für Furore gesorgt hatte. „Es wurde viel hinter den Kulissen gearbeitet. Die Außendarstellung hat sich verändert. Sportlich gehören wir inzwischen zu den Top Four des Landes und wollen noch weiter nach oben“, sagte Metin Karayer. In der BGL Ligue fehlte dafür in den vergangenen Monaten allerdings die Konstanz. „Wir waren in unseren Spielen nicht regelmäßig genug. Hätten wir einige Duelle besser gestalten können, würden wir heute vielleicht sogar über die Meisterschaft reden …“

Das erste Minimalziel – dieses Ticket für die Conference-League-Qualifikation – löste die Mannschaft von Trainer Jeff Strasser am Wochenende in Mondorf. Auf einen nationalen Titel wartet der Verein allerdings schon sehr lange. 1981 gewann Niederkorn zum letzten Mal die Meisterschaft. Ein Jahr zuvor gab es eine Niederlage im Endspiel der Coupe de Luxembourg. „Seit 44 Jahren warten die Anhänger jetzt auf dieses Pokalfinale. Sie sind ungeduldig und das Adrenalin steigt“, beschrieb Karayer die Erwartungshaltung. 

Details werden entscheiden

Nicht bei den Spielern. Diese seien trotz der anhaltenden englischen Wochen weder physisch noch mental müde. „Unser Kollektiv ist unsere Waffe. Die Breite des Kaders macht uns aus. Es waren die eingewechselten Spieler, die uns in dieses Finale gebracht haben, als sie in den entscheidenden Momenten zu den Siegen beigetragen haben.“ Da wären beispielsweise Schmid und Bah gewesen, die beide beim Derby im Viertelfinale auf der Bank saßen – und am Ende zu den Helden des Abends avancierten. Am Sonntag machten sowohl die beiden Torschützen als auch Karayer nach rund einer Stunde Schluss. 

Wenn wir gewinnen, dann wäre es vor allem für die Leute, die jeden Tag im Hintergrund dafür arbeiten

Metin Karayer, Progrès-Kapitän

Beim Progrès will man in dieser einzigartigen Situation nichts dem Zufall überlassen. Auch der Tagesablauf am Donnerstag ist durchstrukturiert: Die Mannschaft wird den Großteil des Tages gemeinsam verbringen, so wie man es aus Europapokal-Tagen kennt. „Der Unterschied ist, dass man diesmal kein Rückspiel hat. Es ist ein Spiel, ein Finale, bei dem es um alles geht. Man muss von der ersten Sekunde bis zum Schlusspfiff konzentriert sein. Es werden am Ende die Details sein, die ausschlaggebend sind.“

Es gibt nämlich sehr viele Aspekte, die für beide Kontrahenten identisch sind, etwa der Umgang mit Drucksituationen. Die reichliche Erfahrung, die der Klub in den letzten Jahren auf internationaler Bühne gesammelt hat, seien kein klarer Vorteil gegenüber dem Swift: „Dort stehen ebenso erfahrene Spieler im Aufgebot, die einige europäische Begegnungen bestritten haben“, sagte Karayder. Weshalb er auch von einer 50/50-Angelegenheit sprach. Genau wie beim Gegner unterstrichen die letzten Spiele ein aktuelles Formhoch: Niederkorn hat vier Siege in Serie eingefahren, angefangen mit dem Prestigeerfolg im Viertelfinale, als man Déifferdeng 03 zu Hause mit 2:0 schlagen konnte. Und genau wie der Swift mussten die Gelb-Schwarzen in dieser Saison kein einziges Mal in die Verlängerung und haben jedes Pokalspiel innerhalb von 90 Minuten zu ihren Gunsten entschieden. „Wir haben noch nicht über Elfmeterschützen gesprochen“, sagte er lachend. „Es gibt zwar ein paar Leute im Aufgebot, die es draufhaben, ich hoffe aber trotzdem, dass wir dieses Duell schon vorher entscheiden.“

Einen nicht ganz unwesentlichen Unterschied gibt es dann aber doch. Anders als Hesperingen ist das Pokalfinale für Niederkorn keine Rettungsmission, sondern vielmehr eine Bestätigung. „Es war immer ein Ziel des Vereins, diesen Titel zu holen. Wenn wir gewinnen, dann wäre es vor allem für die Leute, die jeden Tag im Hintergrund dafür arbeiten. Wir wollen ihnen etwas zurückgeben. Es ist also keine Pflicht, den Pokal zu gewinnen, sondern vielmehr etwas, das wir absolut wollen.“