Ein großer Dirigent mit kleinen Gesten

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„Das Ganze wird mir allmählich zu feierlich!“, entgegnete der mit einer Grippe geplagte Joseph Groben, Gründer des luxemburgischen Kammer orchesters „Les Musiciens“, die Aufforderung von Alain Becker, Vorsitzender der Kulturkommission der Stadt Düdelingen, sich für die Feierlichkeiten der fünften Verleihung des Düdelinger Kulturpreises doch bitte in die erste Reihe setzen zu wollen./Emile Hengen

Viel lieber aber wollte er im Schatten stehen, in der zweiten Reihe, links außen und sich auf seine Laudatio-Rede auf Pierre Cao vorbereiten – jener herausragende Dirigent, dem dieser Gala-Abend gewidmet war. „Viele wissen nicht einmal, dass Pierre Cao in der ’Forge du Sud’ geboren wurde“, verriet Bürgermeister Alex Bodry – und mit dieser Aussage fasste er sich vermutlich selbst ins Auge – im Rahmen der feierlichen Preisverleihung, die am vergangenen Freitagabend im Kulturzentrum „opderschmelz“ in Düdelingen stattfand.
Pierre Cao, am 22. Dezember 1937 geboren, lebte bis zu seinem 25. Lebensjahr in Düdelingen, wo er sich als Schmelzarbeiter seinen Lebensunterhalt sicherte, bevor seine eindrucksvolle, nahezu beispielslose Musikkarriere ihren Anfang nahm.
Bereits im Alter von 18 Jahren leitete Pierre Cao, der später am „Königlichen Konservatorium“ in Brüssel studierte, den Gesangsverein der Düdelinger Musikschule (damals: „Aarbechter-Gesang- a Mandoline-Veräin“), die heute – rund 50 Jahre später – zweifelsohne zu den größten des Landes gezählt werden darf.
Im Jahr 1968 gewann Pierre Cao den renommierten internationalen Dirigierwettbewerb „Nikolai Malko“ in Kopenhagen. Daraufhin wurde ihm eine Assistentenstelle als Dirigent beim RTL-Orchester angeboten, wo er durch zahlreiche Schallplattenaufnahmen internationalen Ruhm erwarb. Er war parallel als Orchesterleiter, Chordirigent und Pädagoge tätig.

 Kulturpreis

Der Kulturpreis der Stadt Düdelingen wurde 1994 zum ersten Mal an Nobert Hoffmann (Komponist) verliehen; 1999 an Andy Bausch (Filmregisseur), 2002 an Marc Henri Reckinger (Künstler), 2004 an Germaine Goetzinger (Literatur) und 2009 an Pierre Cao (Dirigent).

40-jährige Erfahrung

Bis 1998 lehrte Pierre Cao Chorleitung am Luxemburger Musikkonservatorium. Gestützt auf mehr als 40-jährige Erfahrungen mit der Chorleitung und ausgiebige Chorpraxis schlug er 1991 die Gründung des „Institut européen du chant choral“ (lNECC) vor. Pierre Cao leitete verschiedene Vokalensembles – das Luxemburger Vokalensemble, den Chor des Musikinstituts Koblenz, das Kammerorchester „Les Musiciens“, die „Psalette de Lorraine“ und den Kammerchor Namur –, mit denen er die meisten großen Chorwerke von der Renaissance bis zur Gegenwart aufführte. Heute ist Pierre Cao künstlerischer Leiter des französischen „Arsys-Chors“ und des Musikfestivals „Rencontres musicales de Vézelay“.
Am Freitagabend kehrte Pierre Cao endlich wieder nach Düdelingen zurück, um dort den fünften Kulturpreis der Stadt entgegenzunehmen. „Ich bin etwas überrascht“, erzählt er in seiner Dankesrede. „Zumal ich nur die ersten 25 Jahre meines Lebens in Düdelingen verbracht habe. Doch diese 25 Jahre waren die Basis meines musikalischen Werdegangs; 25 Jahre, in denen ich reifen konnte, 25 Jahre, die mein gesamtes Leben geprägt haben. Vielen herzlichen Dank! Viel mehr habe ich nicht hinzuzufügen“, so die bescheidenen Worte dieses erstklassigen Musikers, der – wie Joseph Groben vorzüglich in seiner Laudatio meinte – „ein großer Dirigent mit kleinen Gesten“ ist.