WiltzVilla Kunterbunt: Mit „Plomm“ öffnet Luxemburgs erstes Kindermuseum

Wiltz / Villa Kunterbunt: Mit „Plomm“ öffnet Luxemburgs erstes Kindermuseum
Willkommen im ersten Kindermuseum Luxemburgs: „Plomm“ Foto: Françoise Stoll

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In Wiltz laufen die Arbeiten auf Hochtouren: Am Sonntag öffnet „Plomm“, das erste Kindermuseum Luxemburgs, seine Türen. Zwei aufwendig aufbereitete Mitmachausstellungen warten darauf, von Besucher*innen bis zwölf Jahren entdeckt zu werden. Auch Vorlesungen, Kreativwerkstätten und Künstlerresidenzen sollen bald zum Programm gehören.

Installateure laufen durch die (noch) leeren Hallen des Kindermuseums. Hier steht noch ein Akkubohrer, dort eine Spraydose. Dass man auf der Zielgeraden für die offizielle Eröffnung am Sonntag ist, ist wenige Tage davor deutlich zu spüren. Direktorin Manon Eicher führt uns durch die Räumlichkeiten. Bodenständig, aber zielstrebig wirkt sie. Bereits seit 14 Jahren arbeitet sie am Konzept von „Plomm“ und in wenigen Tagen wird ihre Vision Realität.

Zwei Ausstellungen warten derzeit darauf, von jungen Besucher*innen entdeckt zu werden. Die Sonderausstellung „LOVE“ soll sie mit auf eine Reise in eine Fantasiewelt nehmen, in der sich alles um das (abstrakte) Konzept der Liebe dreht. Die sehr unterschiedlichen und bunten Stationen laden dazu ein, das Thema auf kreative und spielerische Art zu entdecken. Besonders wichtig ist der Museumsbetreiberin dabei der Aspekt der Teilnahme. Konzeption und Ausstellungselemente sollen die Kinder dazu animieren, sich (inter-)aktiv mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen und die Installationen intuitiv zu bedienen. „Es war uns sehr wichtig, hier eher auf Intuition als auf Sprache zu setzen, damit es keine Barrieren gibt“, betont Eicher. Dabei dürfen die Kinder die Ausstellung größtenteils auf eigene Faust – natürlich unter Aufsicht – auskundschaften.

Kinderkultur

Am Ende des 90-minütigen Rundgangs ordnen Museumsangestellte das Erfahrene gemeinsam mit den kleinen Besucher*innen ein und hören ihnen zu: Wie haben sie das Konzept der Ausstellung erlebt? Was nehmen sie mit? Und was hätten sie sich vielleicht anders gewünscht? Als eines von fünf Ressourcenzentren für nicht-formale Bildung in Luxemburg bezieht „Plomm“ die Ideen und Meinungen der Kinder aktiv in die Entwicklung neuer Ausstellungsformate und Projekte ein. Es ist nicht nur ein Ort, an dem Kinder – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – Zugang zu Kunst und Kultur finden. Es ist ein Ort, an dem Kinderkultur zelebriert wird, wie die unzähligen Gemälde, Basteleien und Texte an den Wänden der Räumlichkeiten beweisen. Diese wurden infolge eines Aufrufs von Schulklassen aus ganz Luxemburg angefertigt. Rund 8.000 Exemplare wurden für das Museum gesammelt.

Manon Eicher, die Direktorin, hart 14 Jahre lang am Konzept von „Plomm“ gefeilt
Manon Eicher, die Direktorin, hart 14 Jahre lang am Konzept von „Plomm“ gefeilt Foto: Françoise Stoll

Neben „LOVE“ beherbergt die Institution eine weitere Ausstellung. Diese ist von permanenter Dauer. Im Herzen der Institution verbirgt sich eine sieben Meter hohe Holzkonstruktion: der Baum der Geschichten. Die Installation, inklusive Baumhaus und Nest, ist selbstverständlich erklimmbar. Ihre Umsetzung dauerte, von der Konzeption bis zur Fertigstellung, drei Jahre. Die Aktivitäten können je nach Alter angepasst werden. „Der Geschichtenbaum ist unsere Bühne“, erklärt die Direktorin. „Es ist ein Ort des lebendigen Austauschs, an dem die Fantasie der Kinder gefragt ist und man ihnen Geschichten entlocken kann.“ Außerdem biete sich diese „Bühne“ hervorragend für Lesungen an. Neben den beiden Ausstellungen werden ebenfalls Räume für Multimedia- und Kreativwerkstätten eingerichtet. Und auch hiesige Kunstschaffende sollen in Zukunft die Möglichkeit einer „résidence“ im „Plomm“ erhalten.

Besonders wichtig ist es Manon Eicher und ihrem Team, Raum für Reflexion, Diskussion und Lernen zu schaffen, aber auch für Freude und Humor. Sie betrachtet Kunst als Medium, um Kinder jeden Alters abzuholen. Zugegeben sei hier von Kunst im weitesten Sinne die Rede, doch genau das sei das Ziel der non-formalen Bildung: Kindern die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie lernen, sich auszudrücke,, ihr Recht auf Partizipation einfordern und später zu vollwertigen Bürger*innen heranwachsen.

Eröffnung

Die offizielle Eröffnungsfeier des „Plomm“ findet am Sonntag, dem 28. April, von 10 bis 18 Uhr am „Campus Geenzepark“ in Wiltz statt. Lesungen, Konzerte, Spiele, Aktivitäten und Workshops für Kinder stehen auf dem Programm. Alle Aktivitäten und Ausstellungen sind an diesem Tag kostenlos. Details gibt es auf plomm.lu.

Leichtigkeit und Verspieltheit

Kunst Kindern nahebringen ist das Anliegen des neuen Museums
Kunst Kindern nahebringen ist das Anliegen des neuen Museums Foto: Françoise Stoll

Der Name „Plomm“ – Feder – wurde übrigens 2020 festgelegt. Als Sinnbild für Fantasie und Kreativität sei die Feder ein hervorragendes Werkzeug, um Geschichten niederzuschreiben oder zu zeichnen. Mit ihrer filigranen Struktur vermittle sie Leichtigkeit und Verspieltheit, die sich auch im Kindermuseum widerspiegeln, erläutert Eicher. Die Idee eines Kindermuseums, eines Kulturangebots im ruralen Umfeld, sei 2010 aufgekeimt und insbesondere vom „Kannerbureau Wooltz“ vorangetrieben worden. Ohne die Unterstützung der „Coopérations ASBL“, der Gemeinde Wiltz und des Ministeriums für Erziehung, Kinder und Jugend wäre eine Umsetzung aber wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Als Zentrum für non-formale Bildung steht das „Plomm“ Kindern aus Kita-, Schulklassen und anderen Einrichtungen kostenlos zur Verfügung. Für die breite Öffentlichkeit ist das Museum voraussichtlich samstags geöffnet, dies jedoch gegen einen Aufpreis. Die Öffnungszeiten passe man noch an, je nachdem wie groß der Ansturm sei, ergänzt Manon Eicher. Die Eröffnungsfeier am Sonntag kann sie kaum erwarten und freut sich bereits darauf, dass die Museumshallen endlich von Kindergelächter erfüllt werden. Bis auf Bohrgeräusche sei es doch derzeit noch zu still.

Festival

Vom 4. bis zum 11. Mai findet zudem das „Festival de l’enfance“ in der Abtei Neumünster statt. Auch „Plomm“ wird dort vertreten sein. Weitere Informationen finden Sie auf www.semaine-enfance.lu.