Esch-SauerWanted: „Escher Tuch“ – Museum sucht nach Besitzern einer besonderen Stoffart

Esch-Sauer / Wanted: „Escher Tuch“ – Museum sucht nach Besitzern einer besonderen Stoffart
Der robuste Stoff aus Esch-Sauer war sehr beliebt bei Armee und Polizei Fotos: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

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Das Museum der Tuchfabrik in Esch/Sauer bereitet zurzeit eine Ausstellung vor und sucht in diesem Zusammenhang nach Menschen, die im Besitz des „Escher Tuchs“ sowie des sogenannten „Tirtech“ sind, also Kleidungsstücken und Stoffen, die einst in der Tuchfabrik der Familie Demuth in Esch/Sauer hergestellt wurden.

Die Familie Demuth kaufte die Fabrik im Jahr 1901 und verwaltete diese bis zur Schließung 1975. Bis zu 20 Arbeiter waren dort während der Hochzeit in den 1960er Jahren beschäftigt. Das Besondere an der Herstellung war die spezielle Technik, mit der die Stoffe gewebt wurden. Ein spezielles Muster setzt sich aus einer unterschiedlichen Anordnung von Löchern auf einer „Lochkarte“ zusammen. Diese Karte wird zuvor gestanzt und dann in die Maschinen eingelegt. 

Größter Abnehmer von Kleidern und Uniformen aus der Tuchfabrik in Esch/Sauer waren die luxemburgische Armee, die Polizei sowie zahlreiche Musikkapellen des Landes. So traf es die Tuchfabrik auch besonders hart, als im Jahr 1967 die Wehrpflicht in Luxemburg abgeschafft wurde. Zusätzliche Konkurrenz bekam das „Escher Tuch“ zudem von synthetischen Stoffen, die viel billiger in der Herstellung waren. 1975 musste die Tuchfabrik dann endgültig schließen.

Erst 20 Jahre später, Anfang der 1990er Jahre, wurden das Infozentrum und die Geschäftsstelle des Naturparks Obersauer sowie ein lebendiges Museum der Tuchherstellung eingerichtet. Jährlich besuchen rund 4.000 Menschen das Museum.

Bewahrung der lokalen Textiltradition

Damit die geplante Ausstellung gelingt, und auch weiterhin neue und spannende Geschichten Eingang in die Folklore erhalten, suchen die Verantwortlichen des Museums nun nach Stoffen und Kleidern, die in Esch-Sauer hergestellt und bislang noch nicht der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Die Ausstellungsplaner sind aber nicht nur auf der Suche nach Materialien – auch historisches Wissen über die Tuchfabrik sowie alte Anekdoten sollen gesammelt und niedergeschrieben werden. 

Bei der Frage nach der Echtheit des Stoffes können sich die Laien auf die Einschätzung der Profis verlassen. Die geplante temporäre Ausstellung im Museum der Tuchfabrik soll einerseits die Geschichte des „Escher Tuchs“ würdigen und andererseits auch das kontinuierliche Engagement des Naturparks für die Erhaltung des Textilhandwerks verdeutlichen.

Das Museum setzt sich nicht nur für die Bewahrung der historischen Textiltradition ein, sondern produziert auch heute noch an den alten Maschinen neue Stoffe unter dem Label „Duch vum Séi“. Diese einzigartigen Stoffe werden im Naturpark-Shop in Esch/Sauer in Form von Decken, Schals, Ponchos, Hüllen für Tablets und vielem mehr angeboten. Personen, die über Material oder Dokumente verfügen, sollen sich per E-Mail an info@naturpark-sure.lu oder unter der Telefonnummer 89 93 31-1 beim Naturpark Obersauer melden. 

Die alte Tuchfabrik wurde 1992 zum Naturparkzentrum und Regionalmuseum für Textilhandwerk umgebaut
Die alte Tuchfabrik wurde 1992 zum Naturparkzentrum und Regionalmuseum für Textilhandwerk umgebaut