Jahresresultat 2023Banque Raiffeisen verbucht weniger Wachstum, doch mehr Gewinn

Jahresresultat 2023 / Banque Raiffeisen verbucht weniger Wachstum, doch mehr Gewinn
Der Hauptsitz der einzigen Luxemburger Genossenschaftsbank in Leudelingen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Wie die Mehrheit der Luxemburger Banken, so konnte auch die einzige Genossenschaftsbank des Landes, Raiffeisen, das Jahr 2023 mit einem überdurchschnittlich hohen Gewinn abschließen. Dazu beigetragen hat jedoch nicht nur das neue Zinsumfeld, sondern auch der Verkauf einer Beteiligung.

Trotz der „traditionell vorsichtigen Herangehensweise“ und des „schwierigen und von Unsicherheiten geprägten Umfeldes“ hat Raiffeisen 2023 ein „sehr gutes Resultat“ erwirtschaftet, so Guy Hoffmann, Präsident des Verwaltungsrates, am Montag vor Journalisten. Ein Plus von 85 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Dieses sei jedoch nicht zu überschätzen, so Hoffmann, da es vor allem durch den Verkauf einer Beteiligung in die Höhe getrieben worden sei.

Die wirtschaftliche Lage in Luxemburg derweil sei und bleibe überaus schwierig, unterstreicht er weiter. „Der Immobilienmarkt ist praktisch zum Stillstand gekommen.“ Das „ist eine dramatische Situation“ für das Land. Zwar sei das Finanzwesen wohl die gewichtigste Branche für die nationale Wirtschaft, doch spiele der Bausektor ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. In der Folge wachse die Aktivität der Bank derzeit beispielsweise nicht mehr so schnell wie in den Jahren zuvor, so Hoffmann.

Von einem insgesamt „soliden“ Resultat redet auch Laurent Zahles, der die Bank, mit ihren 683 Mitarbeitern und rund 130.000 Kunden, seit Jahresbeginn führt. Die Bilanzsumme, die für das Geschäftsvolumen einer Bank steht, ist mit 10,7 Milliarden Euro stabil geblieben. Das Volumen der Gelder, die die Kunden dem Kreditinstitut anvertraut haben, ist leicht, von 9,4 auf 9,6 Milliarden gewachsen. Das Volumen der vergebenen Kredite ist hingegen leicht, um 0,5 Prozent, auf 7,7 Milliarden Euro geschrumpft.

Dass das Volumen der Spareinlagen zugelegt hat, liegt laut Laurent Zahles an den Privathaushalten. Sie haben, da sie wieder Zinsen erhalten, heute mehr Geld auf ihren Konten liegen als ein Jahr zuvor. Das Volumen der Immobilienkredite war derweil jedoch um 2,4 Prozent rückläufig. Im Jahr 2023 wurden diesbezüglich 40 Prozent weniger neue Kredite vergeben als im Vorjahr. „Diese Aktivität geht stark zurück.“ Wegen der Unsicherheiten, vor allem, was die Zinsentwicklung betrifft, „warten die Kunden derzeit lieber ab“, so Zahles. „Oder sie planen kleinere Projekte.“

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Das Ergebnis im Bankgeschäft konnte 2023 um 44,8 Prozent auf 237 Millionen Euro gesteigert werden

Bei den Unternehmenskunden war der Trend umgekehrt: Sie haben heute leicht weniger Spareinlagen bei Raiffeisen als vor einem Jahr, dafür jedoch etwas mehr Kredite als zuvor.

Unter dem Strich konnte Raiffeisen das Ergebnis im Bankgeschäft letztes Jahr deutlich (um 44,8 Prozent auf 237 Millionen Euro) steigern. Wie die meisten anderen Banken wurde ein kleiner Rückgang bei den erwirtschafteten Kommissionen auf Transaktion verbucht, jedoch ein überaus großer Anstieg (55,8 Prozent) bei der Zinsmarge.

Leichter Rückgang bei Krediten

Laurent Zahles unterstreicht derweil, dass das hohe Wachstum beim Geschäft mit den Zinsen zum Großteil (80 Prozent) darauf zurückzuführen sei, dass man (auch als Bank) nun wieder Zinsen bekommt, wenn man Geld anlegt. Das kann Raiffeisen tun, da es mehr Kundeneinlagen hat, als es Kredite vergeben hat.

Belastet wurde das Ergebnis von 2023 derweil unter anderem durch Kosten (vor allem für Personal), die um 6,5 Prozent (auf 125,5 Millionen Euro) gestiegen sind, wie auch durch deutlich höhere Provisionen (plus 244 Prozent auf 53 Millionen) für mögliche Risiken. „In diesen unsicheren Zeiten ist es wichtig, vorsichtig zu bleiben“, so Zahles. Die Provisionen sind kein verlorenes Geld: Wenn die Risiken nicht eintreten, können sie in den nächsten Jahren wieder aufgelöst werden, und dann den Gewinn steigern. Vor wenigen Tagen hatte auch die „Spuerkeess“ bereits über ähnlich stark gestiegene Provisionen berichtet.

Geschäftsführer Laurent Zahles mit Verwaltungsratspräsident Guy Hoffmann
Geschäftsführer Laurent Zahles mit Verwaltungsratspräsident Guy Hoffmann Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Im Endeffekt konnte Raiffeisen 2023 einen historischen Rekordgewinn verbuchen: ein Anstieg um 85 Prozent, von 23,7 auf 43,9 Millionen Euro. Doch, dass Raiffeisen ihr Gewinn 2023 trotzdem derart stark steigen konnte, liegt vor allem an einem Sondereffekt: So hatte sich im Laufe des Jahres die Gelegenheit ergeben, die hauseigene Rückversicherungsgesellschaft zu verkaufen, wie Jean-Louis Barbier, Mitglied der Geschäftsführung, erklärt. „Ein Käufer hatte sich angeboten.“ Dank dieser Sondereinnahme von 18,4 Millionen Euro hat sich der erwirtschaftete Gewinn fast verdoppelt.

Gestiegen ist der Nettojahresgewinn jedoch auch ohne diese Sondereinnahme: von 23,7 auf 25,5 Millionen Euro. Im Schnitt kann sich die Genossenschaftsbank somit, seit 2014, über ein jährliches Wachstum des Gewinnes von 3,8 Prozent, freuen.

Ein zusätzlicher freier Tag

Der gesamte Gewinn wird, wie bei Raiffeisen üblich, nicht an Aktionäre ausgeschüttet, sondern wird in die Reserven, in das Eigenkapital fließen. „Das erlaubt der Bank, sich in Zukunft weiter stabil zu entwickeln.“ Auch eine neue, eigene Rückversicherungsgesellschaft wird Raiffeisen wieder gründen.

Um attraktiv für Mitarbeiter zu sein, hat die Bank zuletzt sechs Gebäude (etwa in Steinfort, Kayl und Wasserbillig) in „Satelliten-Büros“ umgewandelt. Das erspart Angestellten eine lange Anfahrt nach Leudelingen.

Mit der Entwicklung der sogenannten „Quality time“ gibt man sich zufrieden. Diese erlaubt es jedem Mitarbeiter, unter gewissen Bedingungen, zusätzlich zum gesetzlichen und dem im Kollektivvertrag vorgesehenen Urlaub, noch einen oder zwei halbe Tage pro Monat freizuhaben. Es handle sich aber um „keine Reduzierung der Arbeitszeit“ und es sei auch kein vertraglich gesicherter „acquis“, hebt Laurent Zahles hervor. Der neue „freie Tag“ könne nur genommen werden, wenn es von Nutzen für Bank, Kunden und Mitarbeiter sei. Man werde das System weiter im Blick haben, doch bisher seien die „Erfahrungen positiv“, sagt er.

Für das laufende Jahr 2024 gibt man sich eher vorsichtig. „Wir erwarten noch keine Rückkehr zur Normalität“, so Hoffmann. „Die Krise ist noch nicht vorbei.“ Trotz des guten Resultats gelte es, vorsichtig zu bleiben.

Leicht zuversichtlicher klingt Zahles: „Letztes Jahr hatte es den Leuten an Vertrauen, an Zuversicht gefehlt“, mittlerweile jedoch gebe es wieder etwas mehr Visibilität bei den Zinsen und die staatlichen Maßnahmen. „Wir gehen davon aus, dass das Vertrauen wieder zulegen wird. Wir hoffen auf eine leichte Verbesserung ab dem zweiten Quartal.“ So gut wie im Vorjahr (2022) werde es jedoch nicht, fügt er sofort hinzu.


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