VersorgungsengpässeNur für Diabetiker: Gesundheitsministerin Deprez kündigt strengere Regeln für Vergabe von Ozempic an

Versorgungsengpässe / Nur für Diabetiker: Gesundheitsministerin Deprez kündigt strengere Regeln für Vergabe von Ozempic an
Nicht nur Typ-2-Diabetiker versuchen, die „Wunderspritze“ in die Finger zu bekommen Foto: AFP/Joel Saget

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Versorgungsengpässe beim Diabetes-Medikament Ozempic lähmen ganz Europa und lassen Betrüger wiederum vom schnellen Geld träumen. Das Gesundheitsministerium will den Engpässen mit einer neuen Maßnahme begegnen. Gleichzeitig setzen die Behörden Hoffnungen auf die verstärkte Produktion der echten „Abnehmspritze“.

Die europaweiten Versorgungsengpässe des Diabetesmedikaments Ozempic reißen nicht ab. Die angespannte Versorgungslage ist auf die steigende Nachfrage des Arzneimittels zurückzuführen und dem dänischen Hersteller Novo Nordisk gelingt es nicht, seine Produktionskapazitäten so zu erhöhen, dass sie der enormen Nachfrage angepasst sind. Das Medikament wurde eigentlich für die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes entwickelt. Allerdings führt das Mittel auch zu einer Verringerung des Appetits und einem erhöhten Sättigungsgefühl. Aus diesem Grund wird die Spritze in den sozialen Medien oft als Wundermittel zum Abnehmen angepriesen – was die Nachfrage zusätzlich in die Höhe schnellen lässt.

Unabhängig davon, wer letztlich für die Versorgungsengpässe verantwortlich ist und wer welchen Anteil daran hat – gerechtfertigt oder nicht –, hat sich die Versorgungssituation in den letzten Monaten nicht wesentlich verbessert. Dr. Aduccio Bellucci warf dem Tageblatt bzw. dem Autor in seiner Reaktion auf unseren ersten Bericht zu diesem Thema vor, zu einer Hexenjagd aufzurufen und falsche Anschuldigungen zu erheben. Übergewichtige und Ärzte, die Ozempic an diese verschreiben, seien nicht schuld an den Versorgungsengpässen, schrieb Bellucci. Der Arzt meinte zudem, dass Studien bereits nachgewiesen hätten, dass Ozempic nicht nur für Diabetiker (Typs 2) sinnvoll sei, sondern auch für übergewichtige Menschen, die (noch) nicht an Diabetes leiden.

Das Gesundheitsministerium setzt derzeit im Fall Ozempic jedoch eher auf Reaktion als auf (Diabetes-)Prävention. Bereits zweimal (Rundschreiben vom 18. Oktober 2022 und 7. November 2023) hat das Ministerium Ärzte aus Luxemburg dazu aufgefordert, Ozempic ausschließlich an Patienten mit Typ-2-Diabetes zu verschreiben. Zudem muss der Anwendungsbereich des Mittels auf den ausgestellten Rezepten angegeben werden, geht aus der Antwort von Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) auf François Bauschs („déi gréng“) parlamentarische Anfrage hervor.

„Kritisches Niveau erreicht“

Doch „trotz der Empfehlungen der Behörden und strengerer Maßnahmen in anderen Ländern setzt sich das Phänomen fort und das Ausmaß des Mangels erreicht ein kritisches Niveau“, so Deprez. Demnach sähen Ärzte sich inzwischen gezwungen, ihren Diabetes-Patienten andere Mittel zu verschreiben. „Es ist unbestreitbar, dass die Empfehlungen nicht ausreichen und dass es weiterhin zu missbräuchlichen Verschreibungen und Abgaben kommt“, sagt Deprez weiter. In diesem Sinne plane das Gesundheitsministerium „in Kürze“ die Verschreibung von Ozempic via Ministerialerlass ausschließlich auf Patienten mit Diabetes Typ 2 zu beschränken. Die Maßnahme soll für einen Zeitraum von sechs Monaten gelten.

Es gibt allerdings ein weiteres Mittel, das auf Semaglutid basiert: Wegovy. Hierbei handelt es sich um eine hochdosiertere Version von Ozempic, die tatsächlich auch als Abnehmspritze entwickelt wurde. Wegovy wurde bereits durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in Europa zugelassen und der Hersteller ist dabei, sein Produkt in den verschiedenen EU-Ländern zu vermarkten. Das Problem: Wegovy stammt vom gleichen Hersteller wie Ozempic, Novo Nordisk. Demnach konnte die Einführung des Medikaments die bestehenden Engpässe in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Dänemark nicht verhindern. Auch hier waren die Mengen aufgrund von Produktionsengpässen begrenzt, meldete Reuters.

Mehr Diversität erforderlich

Das Gesundheitsministerium folge der Linie der EMA: Es sei unabdinglich, Firmen zu finden, die ähnliche Medikamente herstellen können, und sie zu ermutigen, diese dann schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. Nur so könne die Abhängigkeit von einer einzigen Firma verringert und die Bandbreite an verfügbaren Mitteln erweitert werden.

Inwieweit Wegovy (oder ähnliche Produkte) von der Gesundheitskasse rückerstattet wird, bleibt noch abzuwarten. Dafür müsse der „erbrachte medizinische Dienst und die Kosten für unser Sozialversicherungssystem berücksichtigt“ werden, meint Deprez.

Die internationale Versorgungssituation verleitet Interessenten dazu, Ozempic oder Wegovy online (auch illegal) zu beziehen. Die Ministerin warnt jedoch vor solchen Käufen und rät zu erhöhter Vorsicht. Laut WHO handelt es sich bei der Hälfte aller im Internet verkauften Medikamente um Fälschungen. Diese Mittel können nicht nur wirkungslos, sondern auch potenziell gefährlich sein. Tipps, woran man seröse Online-Verkäufer erkennt, finden Sie auf www.santé.lu.

So warnt die EMA auf ihrer Webseite vor Ozempic-Fälschungen. Zwar wurden in Luxemburg bisher noch keine Fälschungen gefunden, im Ausland allerdings schon. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte berichtet von Fälschungen in deutscher Aufmachung. Bekannte Fälschungen enthielten Pens, die kein Semaglutid, sondern Insulin enthielten. Wenngleich fast alle Medikamente Nebenwirkungen mit sich bringen, kann das Spritzen von Insulin bei Nicht-Diabetikern gefährlich, wenn nicht sogar tödlich sein (herbeigeführt durch einen hypoglykämischen Schock). Besonders gefährlich wird es, wenn die gefährdete Person nicht mit Sicherheit weiß, welche Substanz sie eingenommen hat und deshalb nicht richtig auf mögliche Symptome reagieren kann. In Luxemburg wird das Medikament in einer belgischen Originalverpackung verkauft.


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Lodi
16. Januar 2024 - 10.53

Hallo artkau Du scheinst ja ein ganz Radikaler zu sein. Ein Typ2, nimmst nicht ab (wir klein geschrieben) von dem gelobten Einspritzer und bist wütend auf jeden der nichts dafür kann. Was gibt's aber für Komiker auf unserem Planeten. Tschüüssssssss

Typ 2
16. Januar 2024 - 10.46

@ artkau / Hey kennen wir uns. Ich bin kein "du" für sie! Ihr frecher Kommentar erinnert mich an ein Sprichwort. "Wenn man mit einem Stein in eine Meute Hunde wirft, bellt nur der eine der getroffen wurde." Hoffe dass meine 3 Kommentare sie erleuchtet haben. Nein, nein nichts zu danken.

artkau
16. Januar 2024 - 7.48

Typ 2 / Ich bin Typ 2 ich brauche das Medikament , nicht um Abzunehmen denn ich nehme nicht Ab . Hoffe dass du das verstanden hast

Typ 2
15. Januar 2024 - 11.31

@ artkau / Danke gleichfalls. Kurz unwissend und dumm.

artkau
15. Januar 2024 - 10.53

Typ2 . Ein dummer Kommentar

Typ 2
13. Januar 2024 - 10.56

Es gibt viele Medikamente gegen Diabetes Typ 2 und keiner wird wohl sterben durch Versorgungsengpässe von Ozempic das leider auch von allzu bequemen also ohne sich anstrengen zu müssen Abnehmfanatikern geschätzt wird.