SicherheitsproblemIlnas-Direktor über Goodyear-Reifen: Hersteller wäre für Rückruf verantwortlich gewesen

Sicherheitsproblem / Ilnas-Direktor über Goodyear-Reifen: Hersteller wäre für Rückruf verantwortlich gewesen
Gegen den Reifenhersteller Goodyear gibt es derzeit schwere Vorwürfe Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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Hätte das Ilnas in Luxemburg anders auf die technischen Fehler in den Goodyear-Reifen reagieren müssen, die teils tödliche Folgen hatten? Der Direktor des Instituts hat sich nun gegenüber RTL erneut zu der Affäre geäußert und erklärt, dass der Hersteller damals in der Pflicht gewesen wäre, die Reifen zurückzurufen.

Recherchen von „Le Monde“ zufolge sind Lkw-Reifen aus Luxemburg schuld an einer teils tödlichen Unfallserie quer durch Europa in den Jahren 2012 bis 2014. Hätte das Ilnas, das luxemburgische Institut für Normung, Zulassung, Sicherheit und Qualität von Produkten und Dienstleistungen, damals anders handeln müssen? Ilnas-Direktor Jean-Marie Reiff sagt am Montag in einem RTL-Bericht: „Wenn es zu diesem Zeitpunkt ein Sicherheitsproblem gegeben hätte und bei der Produktion Fehler gemacht worden wären, wäre es die Verantwortung des Herstellers gewesen, dieses Produkt zurückzurufen.“ So sei jedenfalls die Gesetzgebung. 


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Reiff weist laut RTL ebenfalls darauf hin, dass Ilnas damals im Grunde nur für die Marktüberwachung von Konsumgütern zuständig gewesen sei – also nicht für Lkw-Reifen, für die es keine spezifische Regelung gegeben habe. Goodyear habe das Ilnas damals über ein Problem informiert und nach einem Ansprechpartner gesucht. Zudem habe der Hersteller ein freiwilliges Reifenaustauschprogramm in die Wege geleitet. „Das hielten wir damals für gewissenhaft“, erklärt Reiff. Zwischen 2013 und 2017 habe es mehrere Treffen bezüglich des Austauschprogramms zwischen Goodyear und Ilnas gegeben. Im Laufe der Jahre seien schließlich immer mehr Informationen über die Probleme dazugekommen. 

Nicht über Todesopfer informiert

Ilnas-Direktor Jean-Marie Reiff
Ilnas-Direktor Jean-Marie Reiff Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

In dem Fall mit Todesopfern habe ein Sachverständiger den Unfall auf einen Reifenfehler im Herbst 2014 zurückgeführt. Goodyear habe das laut RTL gewusst, Ilnas aber nicht davon unterrichtet. Stattdessen sei seitens Goodyear die Rede von äußeren Bedingungen gewesen: „Nicht ausreichend aufgepumpt, zu alt, zu heiß draußen, wenn der Lkw zu lange stand. Und wenn noch mehr dieser Elemente zusammenkamen, könnte er platzen“, gibt Reiff die Angaben von damals wieder. Goodyear habe Ilnas auch Statistiken über den Fortschritt des Austauschprogramms übermittelt. Aber Ilnas hätte die Informationen zu diesem Zeitpunkt nicht überprüfen können und habe nichts von den Todesopfern gewusst. Heute sei das anders.

„Heutzutage würde aber wahrscheinlich ein Rapex gemacht werden, weil dieses Tool heutzutage verfügbar ist“, sagt Reiff gegenüber RTL. „Und wir würden auch darauf bestehen, dass es über diesen Weg vonstattengeht.“ Das Rapex (Rapid Exchange of Information System) ist ein europaweit etabliertes Schnellwarnsystem, um Verbraucher schnell vor gesundheitlich bedenklichen Verbraucherprodukten zu schützen. Da inzwischen neue EU-Vorschriften zur Sicherheit von Produkten gelten, darunter auch für LKW-Reifen, habe Goodyear auch „Safety Alerts“ herausgegeben, wie die Rapex seitdem auch genannt werden, erläutert Reiff.