UnternehmenFür Wolkenkratzer und Tunnels: Technische Lösungen aus Foetz

Unternehmen / Für Wolkenkratzer und Tunnels: Technische Lösungen aus Foetz
Sonderanfertigung, die beim Bau eines Tunnels zum Einsatz kommen wird Foto: Editpress/Alain Rischard

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Auf Besichtigungstour bei Tractel Secalt in Foetz war diese Woche Großherzog Henri gemeinsam mit Ministerin Yuriko Backes. Das besuchte Luxemburger Unternehmen ist auf Hebe- und Zuggeräte spezialisiert und war weltweit schon an vielen großen Infrastrukturprojekten beteiligt. Aktuell geht es unter anderem um einen Spezialauftrag zur Errichtung des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Dänemark und Deutschland.

Tractel Secalt ist ein luxemburgisches Unternehmen, das auf Heben und Material spezialisiert ist. Angeboten werden unterschiedlichste Lösungen, um Personen und Material an spezielle Orte zu heben. Die Geräte kommen weltweit bei Baustellen, Hochhäusern, Staudämmen, Offshore-Plattformen und Nuklearkraftwerken in den Einsatz.

Am bekanntesten ist die Unternehmensgruppe hierzulande für die Herstellung von Infrastruktur und Geräten, etwa Kränen auf den Dächern von hohen Gebäuden, die zum Reinigen der Fassaden benutzt werden können. Jede Maschine ist ein Einzelstück, die Struktur ist jeweils ähnlich, wird aber stets angepasst. Weltweit wurden seit 1980 10.000 Exemplare installiert: Auf Dächern über Esch-Belval und Saudi-Arabien bis Singapur, St. Petersburg oder am bekannten Hotel Burj El Arab in Dubai.

Jedes Mal gibt es besondere technische Herausforderungen, mal erschwert die Struktur des Gebäudes das (möglichst unsichtbare) Anbringen von Schienen, mal die Bedürfnisse des Heliport, mal das Klima. Sein Geld verdient das Unternehmen mit dem Verkauf und der Installation der Geräte, wie auch in den Jahrzehnten danach mit dem Unterhalt.

Seit 1948 in Luxemburg

Krananlage auf dem Dach eines Hochauses
Krananlage auf dem Dach eines Hochauses Foto: Tractel Secalt

Die Luxemburger Ursprünge von Secalt gehen bis 1948 zurück. In Pulvermühl, gleich neben der Alzette, wurde damals ein Werk errichtet. Vermarktet wurde eine Zugwinde, „Tirfor“, um Kabel fester zu ziehen. Da der Luxemburger Markt allein zu klein ist für ein solch spezialisiertes Produkt, war der Blick immer aufs Internationale gerichtet. In Frankreich übernahm man das Unternehmen Tractel, in Kanada Swinstage. Zeitgleich wurden zusätzliche Produkte entwickelt, 1980 etwa die Tirak-Winde für Seilzüge. Mehr als 400 Patente hat das Unternehmen heute.

Der härter werdende internationale Wettbewerb brachte Veränderungen. 2016 ist das Unternehmen nach Foetz umgezogen. Produziert wird mittlerweile in anderen Ländern, etwa in Polen. In Luxemburg wird nun vor allem geforscht, spezielle Aufgaben übernommen und zusammengebaut.

Im November 2022 begann wieder eine neue Etappe: Tractel Secalt wurde vom größeren schwedischen Konkurrenten Alimak übernommen. Zusammen ist die Gruppe, mit einer weiter gewachsenen Produktpalette, in 28 Ländern präsent und verkauft in 120 Ländern.

Tunnel unter dem Meer

Werksbesichtigung
Werksbesichtigung Foto: MMTP

Zu den neuen hochkomplexen Projekten aus den Bereichen Industrie und Infrastruktur, mit denen man sich nun in Foetz zusätzlich beschäftigt und die den Besuchern vorgestellt wurden, zählen spezialisierte „Werkzeuge“, die beim Bau des Unterwasser-Eisenbahn- und Straßentunnels Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark zum Einsatz kommen.

Gebaut wird der 18 km lange Tunnel unter dem Meer mit großen Betonblöcken, in denen Straße und Bahngleise bereits fertig eingebaut sind. Diese 217 Meter langen Betonblöcke werden in einer speziellen Fabrik an der Küste hergestellt, dann zum richtigen Ort verschifft und ins Wasser gelassen. Damit kein Wasser in die Blöcke eindringt, sind sie an den Enden mit gepanzerten Türen versiegelt.

Um einen neuen Block an die bereits fertig liegenden anzuschließen, kommen nun die in Foetz zusammengesetzten Werkzeuge Namens „Bulkhead Lifting and Removal Tool“ zum Einsatz. Im Tunnel, 40 Meter unter dem Wasser, öffnen sie die tonnenschweren Türen und legen sie auf eine Plattform, über die sie aus dem Tunnel entfernt werden. Insgesamt drei dieser Maschinen wird Tractel Secalt liefern: zwei für den Einsatz im Tunnel und eine als Reserve, um sicherzustellen, dass das Timing eingehalten wird. Hinzu kommt noch eine weitere zum Installieren der Türen. Die Fahrt mit einem Spezial-Laster von Luxemburg nach Dänemark dauert eine Woche. Rund 20 Mitarbeiter der insgesamt etwa 65 sind hierzulande an dem Projekt beteiligt.

Während des Besuchs betonte Ministerin Yuriko Backes: „Im Streben nach einer nachhaltigeren und hochwertigeren Mobilität in Europa ist eine innovative Infrastruktur von entscheidender Bedeutung.“ Sie freue sich, dass innovative Unternehmen wie Tractel Secalt von Luxemburg aus dazu beitragen, die Ziele für grenzüberschreitende Mobilität in Europa zu erreichen.

Schweres technisches Gerät …
Schweres technisches Gerät …
… zum Manövrieren noch schwererer Bauteile
… zum Manövrieren noch schwererer Bauteile Foto: Tractel Secalt
Die Besuchsdelegation zusammen mit Firmenvertretern
Die Besuchsdelegation zusammen mit Firmenvertretern Foto: Editpress/Alain Rischard
       
        Foto: Tractel Secalt
       
        Foto: Tractel Secalt