JunglinsterGemeindeverwaltung zieht auf den „Lënster Bierg“ um

Junglinster / Gemeindeverwaltung zieht auf den „Lënster Bierg“ um
Das Feuer war im mittleren Teil, einem ehemaligen Stall, ausgebrochen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Renovierungsarbeiten am Rathaus in Junglinster waren fast abgeschlossen. Am 26. Januar dann die Katastrophe: Der gesamte Mittelteil des Rathauses fiel Flammen zum Opfer und brannte lichterloh. Jetzt sucht man in der Gemeinde nach Notlösungen und möchte trotzdem so schnell wie möglich mit dem Wiederaufbau beginnen.

In der Nacht zum 26. Januar fiel das Rathaus in Junglinster meterhohen Flammen zum Opfer. Ersten Untersuchungen zufolge war das Feuer kurz nach Mitternacht im mittleren Teil, also dem ehemaligen Stall, ausgebrochen. Von dort breitete es sich blitzschnell aus und vernichtete alle Räume im ersten Stock.14 Feuerwehren aus allen benachbarten Gemeinden, mit insgesamt 60 Leuten, kämpften stundenlang gegen die Flammen an. Bis das Feuer endgültig unter Kontrolle gebracht werden konnte, sollten insgesamt 36 Stunden vergehen. „Die Löscharbeiten gestalteten sich sehr schwierig. Die Feuerwehrmänner konnten den Brandherd nämlich nicht über direkte Wege erreichen“, schilderte Ben Ries (DP), der Bürgermeister von Junglinster. 

Bürgermeister Ben Ries
Bürgermeister Ben Ries Foto: Editpress/Alain Rischard

Als sich die Polizei in der Unglücksnacht bei Ries meldete, schlief er zunächst noch fest. Doch das änderte sich blitzschnell. „Die Polizei hat bei mir geklingelt und mir mitgeteilt, dass das Rathaus in Flammen stehen würde. Das konnte ich erst gar nicht glauben. Als sie mir dann ein Foto des brennenden Rathauses zeigten, wurde mir sofort die Tragweite bewusst. Dann habe ich mir eine Hose angezogen und mich sofort zum Unglücksort begeben. Dort haben meine Beamten und ich uns noch in der Nacht nach einem alternativen Standort für die Gemeindeadministration umgesehen. Wir haben uns dann für das ehemalige Rathaus entschieden. Nach nur zwei Arbeitstagen konnten wir den Betrieb wieder aufnehmen. Der Bürger soll von dieser Katastrophe so wenig wie nur möglich mitkriegen“, erklärte Ries.

Wann das abgebrannte Rathaus wieder genutzt werden kann, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Auch wie hoch die Schäden ausfallen werden, ist noch nicht klar. Das Rathaus wurde zum Zeitpunkt des Brandes renoviert. Die Arbeiten hätten bis zum Sommer abgeschlossen sein sollen.

Die Renovierung des alten Bauernhauses hatte vor ein paar Jahren noch für mächtig Aufsehen gesorgt, da die anfallenden Kosten zu hoch waren. Rund 7,7 Millionen Euro waren für die Renovierung im Haushalt vorgesehen. In finanzielle Schwierigkeiten gerät die Gemeinde Junglinster allerdings nicht. „Trotz des Brandes werden alle geplanten Projekte umgesetzt. Die Versicherung wird uns das Geld für die Renovierung vorstrecken. So können wir schnell beginnen. Wer schlussendlich Schuld an dem Brand hat, das müssen die Gerichte klären. Doch so lange können wir nicht mit dem Wiederaufbau warten“, verrät Ries.

Hochzeiten in der Burg

Das Rathaus in Junglinster ist noch immer weiträumig abgesperrt. Seit einer Woche sind die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft allerdings abgeschlossen. Männer in weißen Schutzanzügen schleppen jetzt im Minutentakt verkohlte Möbelstücke und Bauschutt aus den Räumlichkeiten. In allen Räumen riecht es stark nach Rauch und verkohltem Holz. Verkohlte Kabel hängen von der Decke. Durch das Löschwasser hat sich der Boden an mehreren Stellen gewölbt. Telefone, Computer und Kopierer wurden achtlos auf den Boden geworfen. „Wir haben einen unabhängigen Experten angeheuert, der uns unterstützt. Auch die Versicherung hat einen Experten geschickt. Wir müssen jetzt abschätzen, wie viel wir abreißen müssen und was wir reparieren können. Zum jetzigen Zeitpunkt dürfen wir noch keine Bauarbeiten durchführen. Das gefällt mir jedoch nicht. Ich würde am liebsten so schnell wie nur möglich mit dem Wiederaufbau beginnen“, erklärt der Bürgermeister. Sorgen bereitet ihm vor allem das Löschwasser, das noch in den Mauern und im Boden ist. „Sollten die Reparaturarbeiten nicht schnellstmöglich beginnen, könnte sich hier zusätzlich noch Schimmel bilden. In dem dritten Gebäude, das zum Rathauskomplex gehört und nicht vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurde, haben wir mittlerweile auch schon Probleme wegen des Löschwassers“, so der Bürgermeister.

Die Gemeindeverwaltung ist vorerst ins ehemalige Rathaus in der rue de la Mairie gezogen. Aber nur als Übergangslösung, denn dort waren die Musikschule und das Sozialamt untergebracht. „In der Industriezone auf dem ‚Lënster Bierg’ steht ein passendes Gebäude leer. Wir werden dort Anfang Mai mit der Gemeindeverwaltung einziehen. Die Musikschule und das ‚Office social’ ziehen dann wieder in das alte Rathaus“. Da auch die Hochzeiten nicht mehr im Rathaus stattfinden können – auch der Sitzungssaal fiel den Flammen zum Opfer –, hat man sich auch hier um eine Lösung bemüht: „Hochzeiten können wir im Kulturzentrum abhalten. Ähnliches wollen wir auch im Schloss von Burglinster veranstalten. Dafür fehlt uns jedoch noch die Genehmigung des zuständigen Ministeriums“, verrät der Bürgermeister.