SenegalErfolgreicher Plan B: Oppositionskandidat Faye wird neuer Präsident

Senegal / Erfolgreicher Plan B: Oppositionskandidat Faye wird neuer Präsident
Der neue senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye Foto: AFP

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Aus dem Gefängnis ins Amt des Staatschefs: Nur zehn Tage vor der Präsidentschaftswahl im Senegal wurde der Oppositionelle Bassirou Diomaye Faye aus der Haft entlassen – nun dürfte der 44-Jährige der jüngste Staatschef in der Geschichte des westafrikanischen Landes werden. Mit dem Sieg des Stellvertreters von Oppositionsführer Ousmane Sonko zeichnet sich ein bedeutender Wandel in den Regierungsgeschäften in Dakar ab.

„Bassirou, das bin ich“, sagte der von der Wahl ausgeschlossene Sonko, der Faye als seinen Stellvertreter für die Abstimmung benannt hatte. Der frühere Steuerinspektor Faye, der meist „Diomaye“ gerufen wird, hat nie zuvor ein gewähltes Mandat ausgeübt.

Zu den Veranstaltungen auf der gemeinsamen Wahlkampftour mit seinem Mentor Sonko kamen die Menschen trotzdem in Massen und riefen: „Sonko ist Diomaye, Diomaye ist Sonko“. „Sie sind zwei Seiten derselben Medaille mit zwei unterschiedlichen Stilen“, sagte Moustapha Sarr von der inzwischen von den Behörden aufgelösten Partei Pastef.

Die Partei hatten Sonko und Faye gemeinsam im Jahr 2014 gegründet. Faye stammt aus einfachen Verhältnissen und wuchs in einer Familie von Landwirten auf. Er folgte in Sonkos Fußstapfen, indem er zunächst die Prüfungen zur staatlichen Verwaltungslaufbahn absolvierte, bevor er von Sonko die Leitung einer Gewerkschaft übernahm. Faye benannte sogar einen Sohn nach seinem Mentor.

Sie saßen auch gemeinsam im Gefängnis: Im April vergangenen Jahres wurde Faye nach Kritik an der Justiz verschiedener Vergehen wie Missachtung des Gerichts beschuldigt und musste deswegen in Haft. Im Juli wurde dann auch Sonko wegen Vorwürfen wie dem Aufruf zum Aufstand inhaftiert. Mitte März durften beide das Gefängnis wieder verlassen. Faye hatte sich selbst im Wahlkampf als „Kandidat für den Systemwechsel“ bezeichnet. Seine Wahl könnte nun eine tiefgreifende Umgestaltung der Institutionen des Landes einleiten.

„Endgültige Rückkehr zur Ruhe“

Der junge Politiker stellte sich als Vertreter einer neuen Politikergeneration und eines „linken Panafrikanismus“ dar. Zu seiner letzten Wahlkampfveranstaltung kam der Muslim, der oft im traditionellen weißen Gewand gekleidet ist, an der Seite seiner beiden Frauen – eine Premiere für einen künftigen senegalesischen Präsidenten.

Auch verkündete Faye, er wolle die Souveränität seines Landes erhalten, den Reichtum gerechter verteilen und die Justiz reformieren, die er als korrupt verurteilt. Überdies plant der 44-Jährige, Verträge über Ölvorkommen und die Fischerei neu zu verhandeln. Faye gab auch an, er habe keine Angst davor, eine neue nationale Währung anstelle des CFA-Franc zu schaffen. Fayes Gegner hingegen werfen ihm vor, an der Spitze von „Abenteurern“ zu stehen, die zu einem gefährlichen politischen Bruch in dem für seine Stabilität bekannten Land bereit seien.

Nach seiner Stimmabgabe am Sonntag hatte der 44-Jährige die Bürger zur „endgültigen Rückkehr zur Ruhe“ im Senegal aufgerufen, die in den vergangenen Jahren „schwer gestört“ worden sei. Am Montag richtete sich Faye auch an die internationale Gemeinschaft und versicherte, dass der Senegal „der sichere und zuverlässige Verbündete“ aller „respektvoller“ ausländischer Partner bleiben werde.

Im Senegal hatte es in den vergangenen drei Jahren Spannungen und Unruhen gegeben. Zuletzt kam es im Februar zu massiven Protesten, bei denen vier Menschen getötet wurden. Auslöser war die Ankündigung des scheidenden Präsidenten Macky Sall, die ursprünglich für den 25. Februar geplante Präsidentschaftswahl auf Ende des Jahres zu verschieben. Der senegalesische Verfassungsrat erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig, am Sonntag erfolgte die Wahl.

Der Wahlsieg Fayes bereits in der ersten Runde muss nun noch vom Verfassungsrat bestätigt werden. Das dürfte in den kommenden Tagen geschehen, wenn keine Einsprüche gegen das Ergebnis eingelegt werden. (AFP)