EditorialfrEsch und die Francofolies in der Kritik: Ist das noch Kultur?

Editorial / frEsch und die Francofolies in der Kritik: Ist das noch Kultur?
Nicht mehr zeitgemäß: ein Festival mitten in der grünen Lunge Eschs. Vier Wochen lang ist der Galgenberg schlecht oder gar nicht zu erreichen. Foto: Vincent Lescaut/L’essentiel

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Es wäre wohl recht hoch hergegangen im Escher Gemeinderat vom Freitag, wäre die Sitzung nicht wegen eines Trauerfalls kurzfristig um drei Wochen verschoben worden. Auf der Tagesordnung stand nämlich die Konvention mit der „frEsch ASBL“. Die Organisation betreibt nicht nur die Kulturhäuser Bâtiment4, Konschthal und Bridderhaus, sondern organisiert die großen kulturellen Veranstaltungen wie die „Francofolies“ oder aber die Kulturnächte. Und in diesem Jahr auch die erste Architektur-Biennale.

In der Vergangenheit gab es im Gemeinderat immer wieder Ärger rund um frEsch, genauer gesagt um die Konten von frEsch. Stets wurde von der Opposition Intransparenz angeprangert, wie auch diesmal von der LSAP (siehe Seite 13). Das ging so weit, dass man ein Audit verlangte. Schließlich geht es um nicht wenig Geld des Steuerzahlers, das da ausgegeben wird. 

Nicht zu wundern braucht sich derweil Pim Knaff, Escher Kulturschöffe und Verwaltungsratspräsident von frEsch in Personalunion, dass er diese Woche vom Künstlerkollektiv Richtung22 angegriffen wurde. Richtung22 kritisierte in den letzten Jahren gleich mehrfach die Escher Kulturpolitik, frEsch und auch die Organisation des Kulturjahres. Nun muss man Ende Mai das Bâtiment4 verlassen. Nach dem Scharmützel aus dem Superwahljahr 2023 rund um ein am Gebäude aufgehängtes Plakat mit der Aufschrift „Ceci n’est pas une pub électorale, Pim“ (es wurde schlussendlich wohl von Gemeindearbeitern entfernt und verbrannt) riecht das doch stark nach einem politisch motivierten Rausschmiss, auch wenn Knaff und der Verwaltungsrat von frEsch das bestreiten.

Widerstand regt sich auch, was die Veranstaltungen von frEsch angeht. Der Vorwurf ist der gleiche, dem sich bereits Esch2022 ausgesetzt sah. Events werden jenseits der Grenzen eingekauft und laufen mehr oder weniger komplett an den lokalen Künstlern, den lokalen Vereinen, der lokalen Geschäftswelt und der Escher Bevölkerung vorbei.  

Eine solche Veranstaltung sind die „Francofolies“, ein dreitägiges Musikfestival frankophoner Künstler mit einem Budget über vier Millionen Euro, das naturgemäß in erster Linie von Franzosen aus dem Grenzgebiet besucht wird. Das Festival bringt mit sich, dass der Galgenberg für die Bürger quasi vier Wochen lang (20. Mai-14. Juni) nicht erreichbar ist, was nicht nur der Interessenverein des Stadtviertels Neudorf anprangert, sondern viele Escher bedauerlich finden. Beide Parkplätze, der Aufzug und die Passerelle werden gesperrt, der große Spielplatz ebenso. Dem nachhaltigen Konzept des Festivals steht ein fast ununterbrochener vierwöchiger Lastwagenverkehr durch eine enge Sackgasse hinauf zum Festivalgelände gegenüber. Und da sind ja noch die Tiere, die sich im Gegensatz zu den Vorjahren immerhin nicht mehr einem Feuerwerk ausgesetzt sehen, dafür aber lauter Musik und reichlich Trubel.  

Über Sinn und Zweck eines Festivals wie den „Francofolies“ kann man durchaus streiten. Es im Naherholungsgebiet, der grünen Lunge der Stadt, zu veranstalten, ist jedenfalls weder zeitgemäß, noch steigert es die Akzeptanz der Escher gegenüber der Veranstaltung. 

Müller Erwin
29. April 2024 - 14.00

Jaja die liebe "Kultur" oder was sich hier im Land alles Kulturschaffende schimpft.... Diese Richtung22 nervt und hat bis jetzt wenig orginelles vorzuweisen.

Plop Poulpy
28. April 2024 - 8.29

Kultur? Nee. Loose mir emol kucken wei den Gaalgebierg duerno ausgeseit. A wei oft d'Police muss agreifen. Do wou haut vill Menschen baieneen sin, ass Stress ugesot.