BildungAm Ende steht der Dr. EU: Neuer europäischer Studienabschluss geplant

Bildung / Am Ende steht der Dr. EU: Neuer europäischer Studienabschluss geplant
Auch an der Uni Luxemburg studieren viele Erasmus-Studenten Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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Fast 300.000 junge Menschen nutzen die Erasmus-Programme, um Europa im Studium besser kennenzulernen. Doch die Anerkennung ihrer Studienleistungen ist kompliziert. Nun will ihnen die EU-Kommission mit einem gemeinsamen europäischen Studienabschluss das Leben erleichtern und die Lust auf Europa stärken.

Margaritis Schinas steht auch nach Monaten noch unter dem überraschenden Eindruck, den er als Vizepräsident der EU-Kommission bei einer internationalen Konferenz in Barcelona gewinnen konnte. Viele Rektoren europäischer Hochschulen seien dort zusammengekommen, hätten aber vor allem einen Wunsch gehabt: Endlich einen europäischen Studienabschluss ermöglichen! Die Praktiker wissen selbst am besten, was das Leben für europäisch denkende Studenten schwer macht: die nationale Ausrichtung der Bildungssysteme und die nach wie vor bestehenden Hürden, schnell zur wechselweisen Anerkennung von Studienleistungen aus anderen EU-Ländern zu kommen. Ein europäischer Studienabschluss als freiwilliges zusätzliches Angebot auf den Ebenen von Bachelor, Master und Doktor soll das nun lösen.

Das Problem dabei bleibt, dass die EU keinerlei Handhabe bei der Bildung hat. Bei der Vorstellung des Abschluss-Projektes betonen Schinas und EU-Bildungskommissarin Iliana Ivanova deshalb am Mittwoch in Brüssel, dass die Kommission sich keinesfalls in die nationalen Zuständigkeiten einmischen wolle. Es sei weder an EU-Vorgaben noch an EU-Institutionen oder EU-Prüfungen gedacht. Die Kommission gebe den Mitgliedsstaaten mit der jüngsten Initiative lediglich Empfehlungen, welche administrativen Hürden sie abbauen und welche freiwilligen Angebote sie aufbauen könnten. Letztlich bleibe es jeder einzelnen Universität überlassen, ob sie bei der Etablierung von europäischen Studienabschlüssen mitmachen wolle oder nicht.

Neue Qualifikationen schaffen

Jedenfalls würden solche neuen Qualifikationen das Leben nicht nur für die jungen Leute aus der EU selbst leichter, sondern das Studium in Europa weltweit attraktiver machen. Ein solcher Abschluss zeige sofort die Qualifikation des Bewerbers auf der Grundlage europaweit einheitlicher Kriterien und biete damit einen „Vorteil auf dem weltweiten Arbeitsmarkt“, betont Ivanova. Was ein europäischer Abschluss über den Träger des neuen Titels künftig aussage, sei „leicht zu verstehen und zu vergleichen“. Die Kommissarin stellt klar, dass die Studenten für diesen Abschluss nicht mehrere Hochschulen in verschiedenen Ländern absolvieren müssten. Das Studium an einer Uni mit diesem Zusatzangebot reiche.

Der Weg zum Ziel ist jedoch angesichts fehlender europäischer Kompetenzen nicht ganz einfach. Für 2025 hat sich die Kommission vorgenommen, ein durch das Erasmus+-Studienprogramm gefördertes „Labor für europäische Studienabschlüsse“ zu schaffen. Damit sollen die Mitgliedsländer und die Universitäten für die Absicht gewonnen werden, erst einmal Leitlinien für einen solchen Abschluss zu entwickeln. Wichtige Voraussetzung sei, dass die Hochschulen in den EU-Ländern ihre Praktiken und Verfahren zur Qualitätssicherung verbessern und vereinfachen. Es müssten zudem Maßnahmen ergriffen werden, die angebotenen Programme schneller an gesellschaftliche Bedürfnisse anzupassen.

Wichtig sei zudem, länderübergreifende Programme aufzustellen, die in der gesamten EU qualitätsgesichert seien und automatisch anerkannt würden. Davon werde sehr stark auch der europäische Abschluss abhängen. Die Kommission will das vorgeschlagene Paket in den nächsten Monaten mit den Vertretern der Mitgliedsstaaten und mit wichtigen Akteuren im Hochschulbereich besprechen. Eine Beteiligung des Europäischen Parlamentes, dessen Abgeordnete und Mitarbeiter viel Erfahrung mit dem Studieren in Europa haben, hat die Kommission nicht vorgesehen. Sie setzt stattdessen darauf, im nächsten Jahr „Projekte für europäische Studiengänge“ im Rahmen des Erasmus+-Programms ins Leben zu rufen.