TriathlonParis hat keinen Plan B: Schwimmwettbewerb droht bei Olympia auszufallen

Triathlon / Paris hat keinen Plan B: Schwimmwettbewerb droht bei Olympia auszufallen
Die Verschmutzung der Seine wird bis zu den Olympischen Spielen ein Dauerthema bleiben Foto: AFP/Ditmar Dilkoff

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Durchfall und Erbrechen: Wer einer exzessiven Ansammlung von E.coli-Bakterien ausgesetzt ist, dem winken unangenehme Folgen. Genau diese Art von krankheitserregender Verschmutzung ist allerdings auch wenige Monate vor dem Beginn der Olympischen Spiele noch das Hauptproblem der Organisatoren des Triathlons in Paris. Verbessert sich die Wasserqualität der Seine bis Ende Juli nicht massiv, droht der Schwimmwettbewerb komplett auszufallen. Welche Konsequenzen das aus Luxemburger Sicht hätte, erklärte FLTri-Präsident Christian Krombach dem Tageblatt.

Während die Qualifikation von Triathletin Jeanne Lehair eigentlich schon beschlossene Sache ist – und die Nummer acht der Welt sich bereits voll und ganz auf das Sommerhighlight in Paris vorbereiten kann –, hat Gregor Payet bei den Herren noch gute Aussichten, die Luxemburgerin zu den Olympischen Spielen zu begleiten. Letzter Stichtag ist der 27. Mai, bis dahin muss der 28-Jährige noch einen Platz im bereinigten Ranking gutmachen. „Er ist in bestechender Form, der Trend geht in die richtige Richtung“, urteilte FLTri-Präsident Christian Krombach.

Während der Verbandschef demnach guter Dinge ist, gleich zwei Athleten in die französische Hauptstadt entsenden zu können, steigen in den Sportlerkreisen die Zweifel, ob es überhaupt einen Triathlon geben wird. „Die Wasserqualität der Seine ist ein Dauerthema“, erklärte er. „Aber das kennen wir von den letzten Olympischen Spielen. Nur ist das Problem diesmal wesentlich größer.“ Im letzten Jahr wurde das Schwimmen beim Testlauf in der französischen Hauptstadt aus demselben Grund bereits kurzfristig abgesagt – und die Olympia-Generalprobe fand in Form eines Duathlons statt. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das auch in diesem Sommer der Fall sein wird“, meinte Krombach.

Macron will baden

Dabei war die Pariser Bürgermeisterin Anne Hildago mit immensen Zielen an die Herkulesaufgabe herangegangen, als sie die großangelegte Reinigung der Seine als politische Karte ausspielte – und den Fluss als zukünftige Badeoase für Touristen und Einheimische vermarkten wollte. Ein großes Überlaufbecken in der Nähe der Gare d’Austerlitz hat sich die Stadtverwaltung schon einiges kosten lassen. Selbst Präsident Emmanuel Macron meinte Ende Februar tollkühn vor der Presse, sich diesen Badespaß im Sommer nicht entgehen lassen zu wollen. 

Die beste und fast einzige wirksame Vorgehensweise, um in einem Gewässer die nötige Qualität zum Baden beziehungsweise zum Schwimmen zu erhalten, besteht darin, Verschmutzungen schon an ihrem Ursprung zu eliminieren. Daher ist besonders die Einleitung von unbehandeltem Abwasser durch Überläufe in die Seine absolut zu vermeiden. Das geschieht jedoch, wenn die Kanalisation und Kläranlagen dem Druck nach heftigen Regenschauern nicht standhalten. In der französischen Hauptstadt sollen im Februar laut AFP rund 7.000 kbE (koloniebildende Einheiten) des Bakteriums E.coli pro 100 Milliliter gemessen worden sein – siebenmal mehr als der von der EU-Richtlinie vorgeschriebene Grenzwert. Da sich die Bakterie im Verdauungstrakt von Mensch und Tier befindet, lassen die Testwerte darauf schließen, dass am Probetag hohe Abwasser-Anteile in die Seine geflossen waren.

Das wäre unheimlich traurig für unseren Sport, da es einerseits sicherlich keine gute Werbung für die Disziplin wäre und zudem wird das Rennen doch sehr verfälscht

Christian Krombach, FLTri-Präsident

Eins steht allerdings fest: Die europäischen Auflagen für Badegewässer sind hoch. Zudem werden die Proben des Triathlon-Verbands in der letzten Juli-Woche entscheidend sein. Fünf und drei Tage vor dem Rennen übernehmen die Organisatoren die Tests. „Fallen diese kurzfristigen Proben positiv aus, wird das Schwimmen abgesagt“, kündigte Krombach an. Noch am Morgen der jeweiligen Rennen führt der internationale Verband eine visuelle Kontrolle des Wassers durch: „Sollten dann Ratten oder totes Getier an der Oberfläche schwimmen, werden die Referees die gleiche Entscheidung fällen.“ So wie es bereits bei der EM 2023 in Madrid der Fall war.

Kein Nachteil für Lehair

Paris hat keinen Plan B oder eine Alternative für die Seine – dafür allerdings beispielsweise sechs Millionen Ratten. Werden sie (tot oder lebendig) an die Oberfläche gespült, ist das meist ein Anzeichen dafür, dass Kanäle übergelaufen sind. „Ich schätze, dass es zu 30 bis 40 Prozent kein Schwimmen geben wird“, blickte Krombach voraus. „Das wäre unheimlich traurig für unseren Sport, da es einerseits sicherlich keine gute Werbung für die Disziplin wäre und zudem wird das Rennen doch sehr verfälscht.“

Für Jeanne Lehair wäre es sportlich gesehen allerdings kein Nachteil: „Eigentlich trainiert man die körperliche Beanspruchung, die zwei Läufe mit sich bringen, nicht allzu oft. Sie hat dieses Szenario aber im Hinterkopf und ist darauf vorbereitet. Es ist kein Geheimnis, dass sie eine ausgezeichnete Läuferin ist …“ So gesehen beim Duathlon 2023 in Madrid, als sie nach 5 km Laufen, 40 km Radfahren und nochmals 10 km Laufen Europameisterin wurde. In diesem Fall verzichtet man doch wohl gerne auf Ratten und Bakterien.

Traum von Staffel-Quali wurde aufgegeben

Es war seit rund zwei Jahren das große Ziel der FLTri, 2024 erstmals eine Staffel für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Dieser Traum ist allerdings geplatzt, da sich die Nummer zwei der Frauen, Eva Daniëls, nach ihrem schlimmen Unfall in monatelange Behandlung geben musste. „Wir hatten ihre Diagnose falsch eingeschätzt und sie zu früh wieder starten lassen“, musste Christian Krombach zugeben. „Bis dahin war das Aufgebot eigentlich homogen, was für ein kleines Land wie unseres schon außergewöhnlich ist. Jetzt müssen wir darauf hoffen, uns diesen Traum bei den nächsten Spielen erfüllen zu können.“