BrüsselFreundschaft, ein Ständchen und viel Protokoll: Das war der erste Tag des Staatsbesuchs in Belgien

Brüssel / Freundschaft, ein Ständchen und viel Protokoll: Das war der erste Tag des Staatsbesuchs in Belgien
Wenn sie zusammenkommen, ist es im Grunde genommen ein Familientreffen: die belgische Königin Mathilde, Großherzog Henri, sein Cousin König Philippe und Großherzogin Maria Teresa (v.l.n.r.) Foto: Maison du Grand-Duc/Sophie Margue

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Luxemburg ist aktuell zu Gast bei der Familie – oder bei Freundinnen beziehungsweise Freunden. So die zentrale Botschaft des Staatsbesuchs des großherzoglichen Ehepaares in Brüssel. Der erste Tag der dreitägigen Reise stand ganz im Zeichen des offiziellen Programms, bei dem es sogar ein spontanes Ständchen für das Geburtstagskind Großherzog Henri gab.

„Warum überhaupt werden immer noch Staatsvisiten organisiert?“, fragte Xavier Bettel (DP) bei einem Briefing für die Luxemburger Presse am Dienstag in Brüssel in die Runde und warf damit eine Frage auf, die viele Menschen sich bei den offiziellen Besuchen stellen. „In einer Zeit, in der es immer öfter mehr Unstimmigkeiten als gemeinsame Punkte gibt, sollte man unterstreichen, wenn etwas gut klappt. Denn meist wird über Situationen gesprochen, in denen es nicht gut klappt“, so die Antwort des Vizepremierministers und Außenministers von Luxemburg, der sich dabei auf die allgemein international angespannte Lage bezog.

Alles andere als angespannt ist die Situation allerdings zwischen den Nachbarländern Belgien und Luxemburg. Denn zahlreiche Pendlerinnen und Pendler fahren täglich zur Arbeit nach Luxemburg und wieder in die belgische Heimat, beide Länder machen im wirtschaftlichen Bereich gemeinsame Sache und: Belgien ist die Studienheimat vieler junger Menschen aus dem Großherzogtum. So ist Brüssel die beliebteste Wahl für ein Studium, gefolgt von Wien und auf Platz drei dann mit Lüttich wieder eine Stadt in Belgien. Rund 3.400 junge Menschen aus Luxemburg studieren laut Xavier Bettel aktuell in dem Nachbarland, 1.300 davon alleine in der belgischen Hauptstadt.

Einige von ihnen ließen es sich am Dienstag nicht nehmen, Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa bei ihrem Besuch im Brüsseler Rathaus zu begrüßen – und dem Monarchen vor dem Gebäude ein Geburtstagsständchen auf Luxemburgisch zu singen. Denn der Beginn des Staatsbesuchs des großherzoglichen Ehepaares in Belgien fiel auf den Geburtstag von Staatsoberhaupt Henri – dessen Sohn übrigens ebenfalls an einem 16. April geboren ist. Während Prinz Sébastien am Dienstag seinen 32. Geburtstag feiern konnte, ist Henri nun 69 Jahre alt.

Offizielles Programm

Er war bereits zum Wochenbeginn in Brüssel, um mit seinem Cousin – dem belgischen König Philippe – dessen 64. Geburtstag zu feiern. Offiziell los ging es mit dem protokollarischen Programmteil allerdings erst am späten Dienstagmorgen: Pünktlich um 10.30 Uhr empfingen König Philippe und Königin Mathilde das großherzogliche Ehepaar vor dem Palast in Brüssel. Das unter den neugierigen Blicken einiger Fans der Monarchie, die sich trotz schlechten Wetters nicht davon abhalten ließen, den hohen Besuch zu empfangen.

Unter einem immerzu über Brüssel kreisenden Helikopter zückten sie ihre Smartphones, als die Gäste aus Luxemburg mit dem Auto zum roten Teppich gefahren wurden und ausstiegen: Grand-Duc Henri mit blauer Krawatte und in einem langen, schwarzen Mantel und seine Frau Maria Teresa im dunkelblauen Kleid mit einem gemusterten Mantel in Metallicblau. Vor dem Palast warteten bereits der kurz zuvor erschienene Prinz Philippe – mit roter Krawatte und ebenfalls in einem schwarzen Mantel – und die in einem zarten Rosé gekleidete Königin Mathilde. 

Im königlichen Palast wurden die Delegationen einander präsentiert – zu der auf Luxemburger Seite unter anderem Außenminister Xavier Bettel, Finanzminister Gilles Roth (CSV), Verteidigungsministerin Yuriko Backes (DP) und Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) gehören. Nach einer Kranzniederlegung bei stürmischem Regenwetter lauschten sie gegen Mittag im Palast der Nation den Erklärungen von Senatspräsidentin Stephanie D’Hose sowie der Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Éliane Tillieux. Als sie die Luxemburger Delegation durch die Räumlichkeiten führten, ließ der ehemalige Premierminister Xavier Bettel es sich nicht nehmen, dabei für einige Lacher zu sorgen. 

Tiefe Verbindung

Mit einem festlichen Essen in Schloss Laeken – dem Hauptwohnsitz des königlichen Ehepaares – ging der Tag auf ein Ende. Nicht zum ersten Mal war Großherzog Henri dort, wie aus seiner Rede zum Staatsbankett hervorging: „Tatsächlich bringt dieser Ort viele Erinnerungen aus meiner Kindheit hervor, als ich gemeinsam mit meinen Geschwistern nach Laeken, Belvédère oder Stuyvenberg reiste, um unsere Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen oder unsere Urgroßmutter, Königin Elisabeth, zu besuchen.“ Auch er ging dabei auf die gute Beziehung beider Länder ein und erhob das Glas auf die belgische-luxemburgische Freundschaft.

Diese soll in den kommenden zwei Tagen weiter vertieft werden, bei Veranstaltungen rund um die Themen Finanzen und Wirtschaft sowie Besichtigungen einiger Firmen. Dabei steht auch das Unterzeichnen einer Absichtserklärung auf dem Programm, die den Grundstein für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff legen soll. Noch bis Donnerstagnachmittag ist die Delegation um Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa hauptsächlich in Brüssel, Gent und Lüttich unterwegs.

Abdankungsfrage bleibt unbeantwortet

Großherzog Henri weiß, wann er abdanken will, will dieses Datum allerdings nicht verraten – das wurde in vergangener Zeit durch Interviews des großherzoglichen Paares in der ausländischen Presse öffentlich. Nur so viel verriet das Staatsoberhaupt dabei: Er wolle mit der Abdankung warten, bis die Kinder des Thronfolgeehepaares älter seien. Eine Möglichkeit, den Monarchen beim Staatsbesuch – einer Veranstaltung, bei der stets ein strenges Protokoll gilt – darauf anzusprechen, gab es für die Presse vor Ort bislang nicht. Le Quotidien befragte allerdings Xavier Bettel dazu. „Der Großherzog muss dieses Datum selbst kommunizieren. Er hat mir aber heute nicht das Gefühl gegeben, dass er morgen aufhören möchte“, so der Vizepremier am Dienstag. Er wies darauf hin, dass Großherzog Henri voll Energie sei und sagte: „Ich freue mich, solange er dieses Amt weiter ausübt.“ 


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