Die Neuentdeckung Kempes Tekiela lebt sich in die BGL Ligue ein

Die Neuentdeckung Kempes Tekiela lebt sich in die BGL Ligue ein
Kempes Tekiela stammt aus einer fußballverrückten Familie: Nicht umsonst entschieden sich seine Eltern für einen prominenten Namen, den des Argentiniers „El Matador“ Mario Alberto Kempes. Foto: Gerry Schmit

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Gleich zwei ehemalige Reservisten des BVB unterschrieben in diesem Sommer einen Vertrag beim Progrès Niederkorn. Während Christian Silaj aus der Mannschaft von Roland Vrabec nicht mehr wegzudenken ist, hatte Kempes Tekiela Probleme, sich in der BGL Ligue zurechtzufinden.

Mit seinem Treffer im Stadtderby gegen Déifferdeng 03 hat Kempes Tekiela genau zum richtigen Moment bewiesen, dass das Gespräch mit Trainer Roland Vrabec seine Wirkung nicht verfehlt hat. „Es war sogar ausschlaggebend“, sagt der 22-jährige Stürmer heute. „Der Coach hatte zu Beginn der Meisterschaft zu Recht auf Manu (Françoise) gesetzt, der regelmäßig trifft. Der Trainer hat mir klargemacht, dass er mehr von mir erwartet.“
Wegen eines Positionswechsels kommt der Deutsch-Pole bei Remich-Bous zu seinem neuen Glück: „Im Pokal habe ich erstmals als Achter gespielt. Seitdem habe ich überzeugt.“ Gegen Mondorf und Differdingen stand er beide Male in der Startformation, zweimal trug er sich daraufhin in die Torschützenliste ein.

Doch aller Anfang ist schwer. Die Laufwege waren lang und die Anpassungszeit kurz: „Jetzt gefällt es mir sogar. Ich habe dadurch viel mehr Ballaktionen, auch nach vorne. Ich laufe jetzt auf die Kette zu, statt die Verteidiger im Rücken zu haben, und kann dann den Pass spielen, um in die Box zu gehen. Anfangs war es schwer, so viel zu laufen, aber das geht jetzt richtig gut.“ Der gelernte Stürmer und sein Torriecher haben aber weiterhin offensiv ausgelegte Vorgaben: „Kommen wir über die Seiten, sollen Manu und ich nach wie vor gemeinsam in den Strafraum.“

Die – auf persönlicher Ebene – unglücklichen Wochen waren nicht der erste Rückschlag, den er wegstecken musste. Kempes Tekiela hatte bereits bei seiner Vorstellung am 9. Juli erklärt, dass er es in seiner bisherigen Fußballkarriere nicht immer leicht gehabt habe. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Auch die Wochen nach dem Ende der Europa League und der fehlenden Spielzeit nagten am Selbstvertrauen: „Natürlich stellt man sich in dieser Phase viele Fragen. ‚Verschwende ich wieder ein Jahr? Bin ich schlechter geworden? War dieser Wechsel die richtige Wahl?‘ Ich musste zum ersten Mal in meinem Leben alleine klarkommen. Meine Familie und Freunde haben viel auf mich eingeredet. Ich musste einfach tun, was ich immer tun muss: hart arbeiten.“

Perfekte Anspielung

Genau diese Einstellung wollte Roland Vrabec am Samstag sehen: „Der Trainer kam vor dem Derby extra zu mir und sagte: ‚Nimm es wie das Revierderby! Es ist wie BVB gegen S04!‘ Da wusste ich, wie ernst ihm das Ganze war. Es hat jedenfalls gut funktioniert.“ Dabei hat der von Dortmund an den Progrès ausgeliehene Angreifer eigentlich ganz andere Bundesliga-Präferenzen – die dann doch etwas überraschend sind: „Ich habe nichts gegen diesen Verein (Schalke 04). Ich bin eigentlich Bayern-Fan. Aber nach vier Jahren in der BVB-Jugend plus einem Jahr in der Regionalliga merkt man schon, wie groß die Rivalität ist.“

Diese Intensität wollte der Coach ebenfalls in seiner Kabine spüren: „Er hatte mehrfach betont, wie wichtig dieses Spiel für den Verein und die Fans sei. Es geht um Ehre und Stolz. Wir wollten Differdingen nicht die Möglichkeit geben, beim Verlassen des Geländes mit dem Finger auf uns zu zeigen. Und genau mit dieser Einstellung sind wir das Spiel ja dann auch angegangen.“

Hochverdient gingen die Gelb-Schwarzen im „Stade municipal“ als Sieger vom Platz und feierten den sechsten Dreier im neunten Liga-Duell. Zumindest eine Nacht lang stand der Progrès an der Tabellenspitze. „Gegen Differdingen haben wir unsere Chancen besser genutzt als in den Spielen zuvor, auch wenn ich in der 5. eine versiebt habe … Wir haben die Phasen in Ballbesitz besser ausgespielt.“ Schnell war klar, mit welchem Konzept D03 das Derby angegangen war. „Sie hatten eigentlich nur einen Plan: lange Bälle auf den Stürmer, der abklatschen lassen sollte. Aber unser Trainer hatte uns gut eingestellt und wir konnten unser Spiel von Beginn an gut aufziehen.“

Mit dem 5:1-Auswärtssieg ließ sich der 22. Geburtstag (15. Oktober) dann auch hervorragend feiern. „In der Kabine war es echt laut … Ich für meinen Teil habe es ruhig angehen lassen. Meine Familie war zu Besuch und wir haben meine Geburtstagsfeier nachgeholt. Es gab Sekt und Kuchen.“

Eigentlich hatten die Tekielas vor, ihren Lebensmittelpunkt nach Luxemburg zu verlagern. Doch nach mehreren Gesprächen entschied sich der Profi, „das jetzt ein Jahr alleine durchzuziehen“. Ohne Mutter und Schwester an seiner Seite hat er sich notgedrungen schon selbst einige Dinge beigebracht wie „kochen – das kann ich jetzt“. Was den Fußball anbelangt, wusste er nicht erst seit gestern, wie er sich anstellen muss: „Ich bin nur für ein Jahr ausgeliehen, deshalb muss ich einfach jedes Spiel so nehmen, als wäre es mein letzter Tag.“