GemeinderatssitzungEscher „Foyer Abrisud“ soll seine Türen im Herbst 2026 öffnen

Gemeinderatssitzung / Escher „Foyer Abrisud“ soll seine Türen im Herbst 2026 öffnen
Trotz Regen wurde am Freitag nach der Gemeinderatssitzung die Ausstellung „Esch face au changement climatique“ auf dem Rathausplatz offiziell eingeweiht Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Im Mittelpunkt der Gemeinderatssitzung in Esch stand am Freitag das neue „Foyer Abrisud“. Obdachlose werden dort 31 Schlafgelegenheiten finden. Im Herbst 2024 sollen die Renovierungsarbeiten in einem Gebäude in der rue de la Fontaine beginnen. Eröffnung soll dann zwei Jahre später sein.

Was bleibt von der Sitzung des Escher Gemeinderates am Freitag festzuhalten? Nun, im Viertel Nonnewisen wird weiter in erschwinglichen Wohnraum investiert, gemeinsam mit dem „Fonds du logement“ und der SNHBM („Société nationale des habitations à bon marché“).

Dann veranstaltet Esch seine erste Architektur-Biennale – vom 17. Mai bis zum 28. September 2024. Architektur sei aber nur ein Teil des Programms, verkündete Bürgermeister Christian Weis (CSV). Das Angebot sei breit gefächert, so Kulturschöffe Pim Knaff (DP). Es gebe Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr. Den Auftakt bildet ein Nachtspektakel des „Cirque du soleil“.

Am Freitag wurde dann auch beschlossen, verschiedene Vereinigungen finanziell stärker zu unterstützen, zum Beispiel das nationale Museum für Widerstand und Menschenrechte mit 600.000 Euro, die Asbl. „Rosa Lëtzebuerg“ mit 125.000 Euro oder die portugiesische Kulturvereinigung „Sete Sois Sete Luas“ (Sieben Sonnen, sieben Monde) mit 21.000 Euro, damit sie Kulturveranstaltungen in Esch organisieren könne.

Endlich!

Hauptpunkt der Sitzung am Freitag im Rathaus aber war das neue „Foyer Abrisud“ in der rue La Fontaine in Esch. Es gehe darum, das Netz an sozialen Strukturen in Esch weiter auszubauen, um auf Menschen in prekären Lebenssituationen und ihre Herausforderungen besser reagieren zu können, erklärte Sozialschöffe Bruno Cavaleiro (CSV).

Stadtarchitekt Marc Lukas präsentierte das neue Zentrum. Mit detaillierten Plänen, was wo hinkommen soll. Unterm Strich soll es mehr Platz, bessere Übernachtungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie auch andere Arbeitsbedingungen geben. Geplant sind endlich auch Einzelzimmer, Frauen und Männer sind nicht mehr strikt getrennt und auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität werden endlich Zugang haben. Statt wie bis heute 18 wird es in Zukunft insgesamt 31 Betten geben. Rund sechs Millionen Euro werden die vom Architekturbüro Gambucci Architects vorgesehenen Renovierungsarbeiten kosten.

Zur Erinnerung: Das „Foyer Abrisud“ entstand im Winter 2004/2005 in Esch in einem ehemaligen Polizeikommissariat. Dann erfolgte der Umzug in ein Provisorium aus roten Containern nahe dem „Schlassgoart“. Ein Provisorium, das bis heute besteht, eigentlich marode und vor allem viel zu klein ist. Am Freitag gab der Gemeinderat Esch ohne Gegenstimmen grünes Licht für das Projekt. Das neue Abrisud entsteht in einem Gebäude, das um 1900 als Lagerhaus in der rue de la Fontaine gebaut wurde und später als Mehrfamilienhaus diente.

Es sei wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich sowohl die Obdachlosen als auch das Personal wohlfühlen. Es reiche nicht, den Menschen einen Schlafplatz zu bieten, man müsse sie auch betreuen und auf ihrem Weg zurück in eine Wohnung begleiten, so der Sozialschöffe.

Endlich scheint wirklich Bewegung in die seit vielen Jahren währende Diskussion über ein neues Abrisud zu kommen. Wobei noch vieles zu tun bleibt. Baubeginn soll nach dem diesjährigen Kollektivurlaub sein. „Wir gehen jetzt von rund zwei Jahren Umbauarbeiten aus“, so Architekt Lukas. Eröffnung wäre demnach im Herbst 2026.

„Street Angels“

Das Projekt „Foyer Abrisud“ wurde am Freitag einstimmig und mit breiter Zustimmung vom Gemeinderat gutgeheißen. In den Diskussionen vor der Abstimmung ging es aber auch um die Aktion der privaten Hilfsorganisation „Street Angels“ vor gut einer Woche. Eine Verteilung von Mahlzeiten und Hilfsgütern wurde von kommunaler Seite nicht zugelassen. Vor allem von der Opposition gab es am Freitag wenig Verständnis für das Vorgehen der Gemeinde.

Es sei absolut bedauernswert, so Enesa Agovic (LSAP), dass, statt die ehrenamtliche Hilfe zu unterstützen, in Esch jene Menschen vergrault würden, die Menschlichkeit zeigen wollten. Esch könne es sich nicht leisten, solche Hilfe abzuschlagen, ohne adäquate Alternativen und Lösungen anzubieten.

Marc Baum („déi Lénk“) unterstrich die Bedeutung des neuen Abrisud als Teil des sozialen Angebotes der Stadt Esch. Er hoffe, dass auch mehr Personal in der Einrichtung eingestellt werde. Was die „Street Angels“ anbelangt, meinte er: „Eigentlich muss man diese Organisation willkommen heißen. Hilfe gibt es nie genug.“

Am Ende der Diskussion wehrte sich Sozialschöffe Bruno Cavaleiro gegen den Vorwurf, er habe das Verteilen von Hilfsgütern verboten. Es sei nicht darum gegangen, das Bénévolat der „Street Angels“ zu unterbinden. Es ginge darum, Hilfe zu koordinieren und keine falschen Signale zu setzen. Jeder könne sich melden, wenn er Hilfe brauche, bei der Gemeinde oder bei der „Stëmm vun der Strooss“.

Auch Bürgermeister Weis sagte, dass es darum gehe, zu zeigen, dass ehrenamtliche Organisationen willkommen seien, sich aber in das Konzept der Stadt Esch einfügen müssten.