frEsch bezieht StellungWarum Richtung22 gehen muss

frEsch bezieht Stellung / Warum Richtung22 gehen muss
Muss sich Richtung22 Ende Mai neue Räumlichkeiten suchen? Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die ASBL frEsch bezieht Stellung: Warum muss Richtung22 das Bâtiment4 räumen? Und was sagt Pim Knaff, Escher Kulturschöffe und Präsident von frEsch?

„En raison d’affirmations et d’accusations non fondées véhiculées (…) par (…) Richtung22 dans les médias sociaux, le conseil d’administration de frEsch entend clarifier et rectifier les faits“, schreibt die ASBL frEsch am Donnerstag an Medienvertreter. „Richtung22 n’est pas éjecté du Bâtiment4.“ Damit reagiert frEsch auf Proteste des Kunstkollektivs Richtung22, das bis Ende Mai seine Räume im Kulturzentrum Bâtiment4 (B4) räumen muss. An dem Datum läuft der Vertrag zwischen frEsch und Richtung22 aus, der dem Kollektiv die Nutzung des B4 ermöglicht (das Tageblatt berichtete).

Die Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern, traf Richtung22 unerwartet. Das Kollektiv hatte frEsch im November 2023 über weitere Projekte im B4 informiert, versteht sich als zentraler Akteur im B4. Im Presseschreiben resümiert frEsch, im Mai 2023 sei der Vertrag zur Nutzung des B4 durch Richtung22 um ein Jahr verlängert worden. In dem entsprechenden Zusatzvertrag stehe, dieser könne „sans nécessité de résiliation ou préavis“ aufgelöst werden. Eine Bestandsaufnahme im März 2024 habe schließlich ergeben: Das Kollektiv erfülle die Bedingungen zur Vertragsverlängerung nicht.

4,5 Millionen

Die ASBL zählt sieben Bestimmungen auf, darunter den Beitrag zum Escher Kulturleben und zum Alltag im B4, aber auch die Reinigung der Gemeinschaftsküche. Schon 2023 warf frEsch den Nutzern des B4 mangelnde Hygiene vor. Gegen welche Bestimmung Richtung22 genau verstoßen haben soll, bleibt unklar. Auch streitet die ASBL weitere Vorwürfe des Kunstkollektivs ab, spricht von Diffamierung und Verleumdung. Richtung22 äußerte sich mehrfach zu Interessenkonflikten innerhalb des Verwaltungsrats von frEsch und monierte die finanzielle Intransparenz der ASBL.

Pim Knaff (DP), Kulturschöffe der Stadt Esch und Präsident des Verwaltungsrats von frEsch, betont im Telefonat mit dem Tageblatt, die Kritik von Richtung22 gegen die Kulturpolitik der Escher Gemeinde habe nichts mit der ausbleibenden Vertragsverlängerung zu tun. Dass frEsch keine unabhängige ASBL sei, war Knaff zufolge von Anfang an klar. Von Interessenkonflikten spricht er nicht. „Wir haben uns explizit darum bemüht, dass jede Partei und für die Kultur relevante Akteure im Verwaltungsrat vertreten sind“, sagt er. „Wer einen Vertrag zur Nutzung des B4 unterzeichnet hat, weiß das auch.“

Er selbst belegt zwei zentrale Ämter der Escher Kulturszene; die Institutionen weiterer Mitglieder wie die von Carole Lorang, Direktorin des Escher Theaters, oder von René Penning, Leiter der Escher Kulturfabrik, unterhalten Konventionen mit der Stadt Esch. Weitere Mitglieder arbeiten für die Gemeinde, darunter der Direktor für kulturelle Angelegenheiten, Ralph Waltmanns.

Laut Knaff sei es kein Geheimnis, dass die Escher Gemeinde frEsch leite. So fließen dieses Jahr 4,5 Millionen aus der Gemeindekasse in die ASBL. Die Konvention mit dem Kulturministerium, die sich 2023 auf eine halbe Million Euro belief, wurde derweil nicht verlängert. „Das liegt daran, dass die Konschthal und das Bridderhaus, die durch diese Konvention unterstützt wurden, inzwischen ein Gemeindedienst sind“, teilt die Pressestelle des Kulturministeriums auf Nachfrage des Tageblatt mit. Die Verwaltungskosten des B4 wurden durch die besagte Konvention ebenfalls abgedeckt. Nun ist das B4, im Gegensatz zur Konschthal und dem Bridderhaus, nicht im Besitz der Gemeinde, sondern von ArcelorMittal. Geld gibt es vom Kulturministerium trotzdem keins, weil frEsch das B4 finanziert. Andere Aktivitäten der ASBL, wie die Organisation der „Francofolies“ und der „Nuit de la culture“, werden nicht vom Kulturministerium unterstützt.

Debatte am 17. Mai

Im Schreiben von frEsch heißt es außerdem, die Konten der ASBL würden jedes Jahr von einem externen Buchhalter aufgestellt und von einem externen „cabinet d’audit“ geprüft. Die Bilanzen seien nach ihrer Verabschiedung im „registre du commerce et des sociétés“ einzusehen. Die verfügbaren Dokumente geben allerdings wenig Aufschluss darüber, wie viel Geld in welche Aktivitäten von frEsch geflossen sind.

Und auch der Gemeinderat wünscht sich Klarheit: In der Sitzung am 17. Mai steht eine Debatte über frEsch an, die das Tageblatt verfolgen wird.