Jahresresultat 2023Spuerkeess erwirtschaftet neuen historischen Rekordgewinn

Jahresresultat 2023 / Spuerkeess erwirtschaftet neuen historischen Rekordgewinn
Ende 2023 zählte die Belegschaft der Spuerkeess 1.876 Kolleginnen und Kollegen. 35 Mitarbeiter waren im Jahresverlauf neu eingestellt worden.  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Nach zwei sehr guten Jahren hat die Spuerkeess im Jahr 2023 ihren Nettogewinn noch einmal weiter deutlich steigern können. Etwas getrübt wurde die Stimmung von der schwierigen Lage am Luxemburger Immobilienmarkt. Erste Anzeichen deuten derweil auf eine mögliche Trendwende auf dem nationalen Wohnungsmarkt hin, so die Bank.

Bei der staatlichen Bank ist man mit dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres überaus zufrieden. Trotz eines unsicheren und herausfordernden Umfelds habe man es geschafft, ein „ganz schönes“ Ergebnis zu erwirtschaften, so Geschäftsführerin Françoise Thoma am Montagnachmittag vor Journalisten.

Erwirtschaftet hat das Kreditinstitut im Jahr 2023 einen Nettogewinn von 400,8 Millionen Euro. Ein Plus von mehr als 70 Prozent verglichen mit dem Vorjahr (234,7 Millionen Euro) und ein neuer historischer Rekord. Das Jahr mit dem bisher besten Ergebnis war 2021, als 236,8 Millionen eingefahren wurden. Zum Vergleich: 2020 hatte die BCEE „nur“ einen Nettogewinn von 135,4 Millionen Euro erwirtschaftet. 2019 waren es 180 Millionen Euro.

Dabei war es ein „sehr spezielles Jahr mit vielen Herausforderungen“, hob Verwaltungsratspräsident Camille Fohl hervor. „Unterschiedliche Krisen hatten, über steigende Energiepreis und steigende Zinsen, einen Einfluss auf unsere Aktivität.“

Für Sparguthaben gibt es wieder Zinsen, und Kredite kosten wieder mehr Geld, so Françoise Thoma. Nach den langen Jahren mit einem Niedrigzinsumfeld bewege man sich nun wieder auf „historisch normalen“ Niveaus.

Zinsmarge steigt deutlich

Der Bank selbst hat die Normalisierung der Zinspolitik nicht geschadet. Sie konnte ihr Ergebnis mit der Zinsmarge um fast 60 Prozent, von 488 auf 778 Millionen Euro, steigern. Im Bereich der erwirtschafteten Gebühren auf Transaktionen wurde derweil ein kleiner Rückgang von 3,5 Prozent auf 157 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Einnahmen von Dividenden von Beteiligungen, wozu etwa CargoluxLuxair und Encevo zählen, sind von 65 auf 77 Millionen Euro gestiegen.

Im Jahresverlauf hat die Zahl der Kunden um 1,3 Prozent zugelegt. Mehr als 300.000 von ihnen sind mittlerweile beim digitalen Angebot SNet eingeschrieben. Die Summe der Spareinlagen ist leicht, um 2,7 Prozent auf 40 Milliarden Euro, gefallen, und das Volumen der vergebenen Kredite ist insgesamt um 1,1 Prozent auf 27 Milliarden Euro gestiegen. Einen deutlichen Zuwachs gab es bei den Darlehen an Unternehmen.

Aly Kohll, Françoise Thoma, Camille Fohl und Doris Engel (v.l.n.r.)
Aly Kohll, Françoise Thoma, Camille Fohl und Doris Engel (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Nach Abzug von Steuern in Höhe von 71 Millionen Euro stand am Jahresende dann der bereits erwähnte Gewinn von über 400 Millionen Euro in den Büchern. 120 Millionen hiervon, doppelt so viel wie im Vorjahr, werden an den Luxemburger Staat, als alleinigem Aktionär der Bank, fließen. Der Rest wird das Eigenkapital der Bank weiter stärken, sowie „in Zukunftsprojekte investiert werden“, etwa ins Netz der Agenturen und in die Cybersicherheit.

Was Eigenkapitalratios angehe, so bleibe man „ganz solide und ganz stabil“, so Finanzchefin Doris Engel. Bei den Ratingagenturen gebe es nur wenige Banken, die so gut bewertet würden wie die BCEE.

Besserung auf Immobilienmarkt in Sicht

Weniger gut als die insgesamten Zahlen hat sich derweil das Geschäft mit den Wohnungskrediten entwickelt. Als Folge der höheren Zinsen hat die Bank im Jahr 2023 nur 2.450 neue Immobilien-Kreditverträge abschließen können. Nur etwa halb so viele wie im Vorjahr. Dabei seien die Kriterien zur Errechnung der Rückzahlungsfähigkeit gleichgeblieben, unterstrich Thoma. „Auch der Anteil der Kredite, die wir ablehnen, ist praktisch gleich geblieben.“ Das gesamte Volumen der Immobilienkredite, die die Bank im Portfolio hat, ist leicht, um 1,3 Prozent, geschrumpft.

Mit einer Reihe von bestehenden Kunden, für die die Lage schwieriger geworden war, habe man derweil geredet, Kredite verlängert oder variable Zinssätze in feste umgewandelt. Der Anteil von Problemkrediten bleibe jedoch sehr klein.

Trotzdem hat die Lage die Bank dazu veranlasst, das Volumen der Rückstellungen für potenzielle Risiken spürbar zu vergrößern (von 45 auf über 130 Millionen). „Es ist gut, Provisionen anzulegen, wenn man die Muskeln dazu hat“, so Camille Fohl. Es gelte, Vorsicht walten zu lassen. Immerhin ist die Bank stark im Immobiliensektor engagiert und Wohnungen (deren Wert zuletzt gefallen ist) gelten als Garantien, so die Überlegung. Dabei bedeuten Provisionen nicht, dass das Geld tatsächlich verloren gehe, unterstrich Fohl.

Zu Beginn des Jahres 2024 sah die Lage zudem bereits wieder leicht besser aus, so die Bank. „In den ersten beiden Monaten des Jahres hat die Nachfrage nach Immobilienkrediten wieder zugelegt“, hob Aly Kohll hervor. Der Markt habe zwar viel gelitten, aber er sei wohl dabei, sich wieder zu erholen, etwas dynamischer zu werden.

Auch Françoise Thoma gab sich, trotz vieler Ungewissheiten, „verhalten optimistisch“. Vieles hänge natürlich vom weiteren Zinsumfeld ab, so die Geschäftsführerin. „Doch wir hoffen, dass wir dann viele der Rückstellungen wieder auflösen können.“

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