Schüler mit UnternehmergeistMini-Entreprises: Wie Smecko, Grimmel und Matera entstanden sind

Schüler mit Unternehmergeist / Mini-Entreprises: Wie Smecko, Grimmel und Matera entstanden sind
Das Smecko-Team aus dem Bonneweger Lyzeum: (v.l.) Marcos Borges, Filip Stojkov, Inês Morais, Luana Paiva, Shirley Rodrigues und Kaïs Varela Semedo

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„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“: Das Sprichwort gilt nicht nur für Handwerker: Auch wie man ein erfolgreicher Unternehmer wird, lässt sich lernen. Vor mehr als 20 Jahren rief die Vereinigung „Jonk Entrepreneuren“ ein Programm ins Leben, das es Jugendlichen ermöglicht, ihre eigene Firma zu gründen. Drei dieser „Mini-Entreprises“ im Porträt.

Das Programm „Mini-Entreprises“ ermöglicht es Sekundarschülern im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, ein Jahr lang ein Kleinunternehmen zu leiten. Sie erhalten nicht nur Unterricht in Theorie, sondern treffen selbst Entscheidungen und übernehmen Verantwortung. Die Grundidee des Programms ist, dass jede Gruppe ihr eigenes Produkt entwirft und vermarktet. 105 Gruppen nehmen dieses Schuljahr am Programm teil, 89 von ihnen werden auch im parallel laufenden Wettbewerb antreten. Ende April werden in einer Art Halbfinale die Endteilnehmer ermittelt, das Finale findet am 23. Mai im Restaurant „Hitch“ auf Limpertsberg statt. Der erste Platz wird mit einer Reise zum Finale des europäischen Wettbewerbs in Catania belohnt.


Smecko: Die Kaukappen

Im wahrsten Sinne auf den Geschmack ist ein Team aus dem „Lycée technique de Bonnevoie“ gekommen, wobei schon allein die Genese der Idee eine Anekdote ist: „Jeder aus der Gruppe sollte eine Idee aufschreiben“, erinnert sich Filip Stojkov, der als Sprecher der Gruppe fungiert. „Doch ich hatte gerade nichts zum Schreiben dabei, also lieh ich mir einen Kugelschreiber aus. Der war oben angebissen. Da viele Leute das tun, kamen wir auf die Idee eines Aufsetzers aus Kunststoff mit einem bestimmten Geschmack.“ 

Smecko-Modelle
Smecko-Modelle

Der Name Smecko ist übrigens von „schmecken“ abgeleitet. Als Geschmack entschied sich die Gruppe für Erdbeeren; ihre erste Wahl für den Kunststoff war Kautschuk. „Doch Chemiker in unserer Schule rieten uns davon ab; es würde zu kompliziert werden, mit Silikon wäre es einfacher. Außerdem ist Kautschuk auch teurer im Einkauf.“

Die Modelle, die sie momentan für ihre Präsentationen benutzen, stellen sie mit einem 3D-Drucker aus der Schule her, allerdings aus Plastik. „Silikon wäre allerdings optimal, da er lebensmittelecht ist“, erklärt Filip. So werden Stoffe bezeichnet, die ungiftig sind und den Geschmack des Lebensmittels, mit dem sie in Kontakt sind, nicht verändern. Bis dato ist es der Gruppe allerdings noch nicht gelungen, einen Produzenten zu finden, der die gewünschte Form mit Erdbeergeschmack herstellen kann oder will. „Wir haben mehrere Firmen in Luxemburg und Deutschland angeschrieben, sogar eine in Österreich, doch ohne Erfolg.“ Die Suche geht weiter, die Gruppe glaubt an ihre Idee.


Grimmel: Umweltbewusstes Knabbern

Hintere Reihe: (v.l.) Oscar Delfel, Olav Moreira, Hugo Pereira; Mitte: Bruno Henriques, Anisa Fetic, Tiffen Anselm; vordere Reihe: Aycia Do Rosario und Veronica Pereira
Hintere Reihe: (v.l.) Oscar Delfel, Olav Moreira, Hugo Pereira; Mitte: Bruno Henriques, Anisa Fetic, Tiffen Anselm; vordere Reihe: Aycia Do Rosario und Veronica Pereira

„Hutt Der schonn eis Grimmel geschmaacht?“, fragten die Jugendlichen aus dem „Lycée Michel Lucius“ ihre Schulkameraden in der Testphase ihres Produkts. Anfangs war es nur als Witz gedacht, „doch der Name blieb hängen“, erzählt die Sprecherin der Gruppe, Veronica Pereira. Bei „Grimmel“ handelt es sich um Granola, eine Art Müsli. Die üblicherweise verwendeten Haferflocken ersetzten die Schüler durch Brot.

Das Grimmel-Logo ist das Resultat eines gemeinsamen Brainstormings
Das Grimmel-Logo ist das Resultat eines gemeinsamen Brainstormings

Sie wollten etwas im Bereich des Kampfs gegen Lebensmittelverschwendung machen, erzählt Veronica. Dann lasen sie in einer Statistik, dass am meisten in Bäckereien verschwendet wird. „Wir haben uns darüber informiert, was man aus Brot machen kann und Granola lässt sich mit wenigen anderen Inhalten sehr leicht herstellen. Zudem kann man es mit vielem anderen kombinieren.“ „Grimmel“ gibt es bereits in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen: Zimt, Schokolade und Nuss.

Das Brot beziehen sie von der Bäckerei „Le Pain quotidien“ in Luxemburg-Stadt. Jeden Montag holen sie dort die unverkauften Brote ab, die ihnen die Bäckerei für einen symbolischen Euro überlässt.

Produziert wird „Grimmel“ zurzeit in der Schulküche; es gebe aber schon Überlegungen, das Brot gleich vor Ort in der Bäckerei weiterzuverarbeiten. Momentan produziert die Gruppe zwischen 15 und 20 Becher die Woche. Die Becher sind übrigens aus wiederverwendbarem Material hergestellt. „Da wir ja ein umweltschonendes Produkt verkaufen, wollten wir auch keine umweltschädliche Verpackung.“

Die größte Herausforderung sei es gewesen, überhaupt Brot zu finden. Wie es scheint, sind luxemburgische Bäcker entweder nicht sehr umweltbewusst oder nicht sehr Jungunternehmer-freundlich eingestellt. „Wir haben etwa 15 Bäckereien und Bäckerbetriebe angeschrieben. Wir erhielten fünf negative Antworten. Nur eine Bäckerei war zur Zusammenarbeit bereit, die restlichen haben überhaupt nicht geantwortet.“ 

Infos: grimmel.sumupstore.com


Matera: Mate-Getränk aus Luxemburg

Hintere Reihe: (v.l.) Mathieu Verharen, Rafael Nunez Falero, Nicolas Karasi, Arthur Weis; vordere Reihe: Nicolas Klensch, Yanis Wohl, Seaton Ehlers und Felix Knaff
Hintere Reihe: (v.l.) Mathieu Verharen, Rafael Nunez Falero, Nicolas Karasi, Arthur Weis; vordere Reihe: Nicolas Klensch, Yanis Wohl, Seaton Ehlers und Felix Knaff

Mit der italienischen Stadt Matera hat das gleichnamige Produkt der acht Schüler aus dem „Lycée Aline Mayrisch“ nichts zu tun. „Wir werden das oft gefragt“, sagt der Sprecher der Gruppe, Felix Knaff. Der Name sei aber schlichtweg eine Erweiterung der Hauptzutat des Mate-Tees, den sie anbieten.

Der Idee zu ihrem Getränk lägen gesundheitliche Überlegungen zugrunde. „Einige aus unserer Gruppe konsumierten recht viele Energie-Drinks, und die sind, wie man weiß, unter anderem wegen des hohen Zuckeranteils, nicht sehr gesund.“

Statt sich aber „nur“ Gedanken wegen ihrer Gesundheit zu machen, beschlossen die Schüler kurzerhand eine gesunde Alternative auf Basis von Mate herzustellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Energy-Drinks enthält Matera viel weniger Zucker: nur drei Prozent pro 100 ml. Das im Mate enthaltene Koffein sorgt für den gewünschten Energieschub.

Das Problem war, den bitteren Mate-Geschmack Verbrauchern hierzulande schmackhaft zu machen. „Wir kauften verschiedene Zutaten, und haben rund 15 Tests im Vorfeld durchgeführt.“ Die erste Geschmackskombination, für den sie sich entschieden, ist Maracuja und Zitrone. Produzieren lässt die Gruppe das Getränk von „Autisme Luxembourg asbl“ in Beckerich, wo bereits eine Maracuja-Zitrone-Paste hergestellt wird. „Wir benutzen Mate aus Brasilien, den wir in Deutschland einkaufen. Dazu kommen die Paste, Wasser und etwas Zucker.“

Das Getränk kommt an. „Diese Woche haben wir 400 Flaschen produziert“, sagt Felix Knaff stolz. Die ersten Flaschen verließen Beckerich Mitte Januar. Mittlerweile seien bereits 1.000 Flaschen verkauft worden. Nicht nur die Produktion selbst wurde outsourct, auch beim Design des Logos nahm man professionelle Hilfe in Anspruch. Eine Idee, die Produktpalette zu erweitern, gibt es bereits. „Wir denken nun darüber nach, Matera mit roten Früchten herzustellen. Aber das hängt auch von den Möglichkeiten unseres Produzenten ab.“

Wer Matera probieren möchte, kann das am 20. April beim Tag der offenen Tür im Lycée Emile Mayrisch, am 21. April auf der „Schoulfoire“ in der Luxexpo und am 11. Mai in der City Concorde, wo die Gruppe über einen Stand verfügen wird, tun.

Infos: matera-drink.com