Staatsbesuch Für eine starke Verteidigung: Warum Luxemburg und Belgien gemeinsam abheben

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Nicht selten kommt es vor, dass ein belgischer und ein luxemburgischer Pilot gemeinsam im simulierten Cockpit des A400M sitzen. In diesem Fall: der belgische König Philippe (l.) und Großherzog Henri Foto: SIP/Jean-Christophe Verhaegen

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Ganz im Zeichen der Verteidigung stand der letzte Tag des Staatsbesuchs des großherzoglichen Paares in Belgien. Vom Luxemburger Polizeihelikopter über den Airbus A400M gab es für Großherzog Henri und König Philippe einiges zu sehen. 

Belgien und Luxemburg sind eng miteinander verbunden – das ist die zentrale Botschaft, die beim Staatsbesuch des großherzoglichen Paares in Belgien seit Beginn der offiziellen Reise am Dienstag mehrmals vermittelt wurde. Und das gilt auch in Bezug auf die Verteidigung beider Länder, wie der dritte und letzte Tag des Staatsbesuchs zeigte. „Unser Ziel ist es, mit Belgien zusammen ein binationales Bataillon aufzustellen. Bis 2030 wollen wir das erreichen“, erklärte Yuriko Backes (DP) der mitgereisten Presse aus Luxemburg am Donnerstagmorgen nach einer Besichtigung der belgischen Flugbasis Melsbroek.

Zum dritten Mal war die Verteidigungsministerin seit ihrem Amtsantritt an dem Ort, an dem die Baukosten für die Infrastruktur sowie den laufenden Betrieb gemeinsam übernommen wurden und werden. Im Hangar besichtigten der Großherzog und der König der Belgier den Airbus A400M – der Teil der binationalen Flotte von Belgien und Luxemburg ist. Eine der acht Maschinen ist vom Großherzogtum finanziert, die anderen sieben vom Nachbarland. Doch, so die Verteidigungsministerin: „Wir machen keinen Unterschied zwischen den belgischen Flugzeugen und dem luxemburgischen. Die Piloten aus Luxemburg fliegen die belgischen Maschinen und umgekehrt.“

Etwas versteckt stand der einzige A400M mit der Aufschrift „Luxembourg Armed Forces“ am Tag des hohen Besuchs ganz hinten in der Flugzeughalle – mit offenstehenden Turbinenklappen. „Die Flieger sind permanent im Einsatz und müssen gewartet werden. Das ist ganz normaler Alltag“, erklärte Yuriko Backes. Genutzt wird die graue Maschine für den Transport von Material. Oft an ganz gewöhnlichen Orten, manchmal aber auch in Kriegsgebieten. So war der A400M jüngst in Gaza im Einsatz, um laut der liberalen Politikerin humanitäre Hilfe zu leisten. Sie teilte mit: „Es ist alles gut gelaufen und die Operation wurde erfolgreich abgeschlossen.“

Verstärkung in puncto Verteidigung

Damit die Maschinen auch in Zukunft entsprechend genutzt werden können, bildet Luxemburg aktuell aus: „Das Ziel ist es, auf sechs Piloten und sechs sogenannte ‚Loadmasters’ zu kommen. Das sind Menschen, die gelernt haben, das große Transportflugzeug richtig zu beladen“, erklärte Yuriko Backes und meinte weiter: „Wir wollen uns besser aufstellen, um interoperabel zu sein.“ Damit bezog sie sich auf die Zusammenarbeit beider Länder, die weiter reibungslos ablaufen soll. 

Vor allem seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei das umso wichtiger – weshalb weiter in die Verteidigung investiert werden müsse. Von dem Budget, über das übrigens schon bald in der Abgeordnetenkammer abgestimmt wird, sind aber auch zehn Prozent zur Unterstützung für die Ukraine vorgesehen: rund 70 Millionen Euro. „Ich will unterstreichen, dass das ein Minimum ist. Sollten vorgesehene Ausgaben an anderen Stellen nicht gebraucht werden, kann dieser Betrag erhöht werden“, sagte Yuriko Backes, nachdem sie als Mitglied der Luxemburger Delegation des Staatsbesuchs verschiedene Stände vor Ort besucht hatte. 

Großherzog Henri und König Philippe sahen sich dabei zuerst den Polizeihelikopter aus Luxemburg an – der an diesem Morgen im Hangar der „Melsbroek Air Base“ stand –, unterhielten sich mit zwei jungen Soldaten und einer Soldatin in der Ausbildung und nahmen abschließend im Flugsimulator für das Training der Piloten Platz. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Fürstbischöflichen Palast in Lüttich gab es eine Verabschiedungszeremonie auf der place Saint-Lambert. Nach Applaus, Händeschütteln und einigen herzlichen Umarmungen ging es für das großherzogliche Paar zurück nach Luxemburg. 

Von der Erde bis ins All

Verteidigung ist nicht nur am Boden, sondern auch im Weltall sowie im Netz ein Thema. Diese Überzeugung teilen Belgien und Luxemburg, weshalb beim Staatsbesuch am Donnerstag ein Seminar mit dem Titel „Security and Defence challenges in and from Space – Strengthening bonds between Belgium and Luxembourg“ auf dem Programm stand. Und: An diesem Tag unterschrieben die Gesellschaften „Hitec Luxembourg“ und „Amos“ aus Belgien ein Abkommen über die Entwicklung spezieller Bodenantennen, die für eine schnellere Kommunikation mit den Satelliten im All gebraucht werden. Die Früchte ihrer Zusammenarbeit können laut einer gemeinsam von beiden Unternehmen versandten Pressemitteilung „Auswirkungen auf die Bereiche Telekommunikation, Cybersicherheit, Weltraumresilienz oder auch Verteidigung“ haben. 


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