Finale der Coupe de LuxembourgNach einem Elfmeterkrimi: Progrès beendet 46-jährige Durststrecke

Finale der Coupe de Luxembourg / Nach einem Elfmeterkrimi: Progrès beendet 46-jährige Durststrecke
Kapitän Metin Karayer und der Progrès feierten noch sehr lange auf dem Rasen des Stade de Luxembourg Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Der Progrès Niederkorn holte am Donnerstag seinen achten nationalen Titel in einem Herzschlagfinale: Nachdem Holzhauser und Jarmouni in der ersten Hälfte getroffen hatten, war nach 120 Minuten noch immer keine Entscheidung gefallen. Im Elfmeterschießen avancierte der 21-jährige Torhüter Eldin Latik zum Helden des Abends, als er gleich zwei Schüsse parierte. Der Progrès darf nach diesem Triumph im Sommer in der zweiten Runde der Conference League antreten, während für die Hesperinger der Trost bleibt, dass sie ihr Europapokal-Ticket bereits sicher in der Tasche hatten.

Kälter hätte die Dusche für den Progrès wohl nicht ausfallen können. Die Stadionuhr zeigte die vierte Spielminute an, als aus dem ersten konkreten Offensivansatz des Swift eine frühe Führung heraussprang. Dabei war die scharfe Flanke von Sacras eigentlich schon aus dem Strafraum herausgeknallt worden, landete allerdings exakt vor den Füßen des freistehenden Couturier. Der Nationalspieler aus Madagaskar hatte demnach freie Sicht, um den Österreicher Holzhauser zentral zu bedienen, der aus kurzer Distanz auf 1:0 stellte. 

Würde dieser Start helfen, das Spiel besser zu machen? Eine Reaktion ließ jedenfalls noch etwas auf sich warten. Dabei hatte Niederkorn gar nicht mal so schlecht in die Partie gefunden: Nach wenigen Sekunden hatte Ex-Bundesliga-Profi Schmid Jarmouni aus der Drehung bedient. Kurz nach dem Gegentreffer konnte Progrès keinen Profit aus seiner ersten Ecke schlagen. Die ständigen Positionswechsel der Hesperinger machten die Mannschaft in Weiß so gefährlich: Couturier, Holzhauser, Sinani und Stolz ließen sich teilweise alle sehr tief fallen, um schnelle Umschaltsituationen zu nutzen.

Niederkorn dagegen machte zunächst noch nicht genug aus seinen Optionen: Bei einer Attacke über links landete die Flanke von Kapitän Karayer bei Stolz (23.). Danach brannte es allerdings kurz lichterloh im Swift-Sechzehner: Schmid hatte abgezogen, doch Sacras stand auf der Linie, um zu klären. Natamis Nachschuss wurde abgewehrt, ehe es Schmid noch einmal per Kopf versuchte: Dupire lenkte den Ball über die Latte.

Endlich war das Feuer drin, das dieses Endspiel verdiente. Nicht zufrieden waren die Progrès-Fans, als in der 27. kein Elfmeterpfiff ertönte – Daham war nach einem Duell zu Boden gegangen. Der Ausgleich lag in der Luft, denn der Hesperinger Druck hatte nachgelassen und Niederkorn war nun die tonangebende Truppe auf dem Platz. Für den Treffer brauchte es allerdings eine Standardsituation: Die Ecke führte der omnipräsente Schmid ganz kurz aus – und ließ Natami den Ball hereinflanken: Karamoko stieg am zweiten Pfosten am höchsten und lenkte den Ball zurück vor den Kasten, wo Jarmouni das Leder zum 1:1 über die Linie drückte. Den Gelb-Schwarzen war eine enorme Last von den Schultern gefallen und das sah man nicht nur den Spielern an: Trainer Jeff Strasser ballte zufrieden die Faust und die mitgereisten Fans waren aus dem Häuschen.

Das Spiel war wieder vollkommen offen. Die beiden Kapitäne (Stolz aus dem Abseits zurückgepfiffen, Karayer mit Weitschuss neben das Tor) traten beide noch in Erscheinung, bevor Holzhauser neben das Tor köpfte (45.+1). Es ging mit einem leistungsgerechten Unentschieden in die Kabinen. 

Eine Achterbahn der Gefühle: Nach einer sehr frühen Führung endete der Abend sehr bitter für die Hesperinger
Eine Achterbahn der Gefühle: Nach einer sehr frühen Führung endete der Abend sehr bitter für die Hesperinger Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Der zweite Abschnitt begann ohne personelle Änderungen. Die folgten zur Spielstunde, als mit Lasme ein bulliger Stürmertyp für neue Impulse in der Swift-Offensive sorgen sollte. Er kam zeitgleich mit Belameiri, die gemeinsam Ferrara und Sinani ersetzten. Denn bis auf ein Abseitstor von Stolz gab es nach der Pause nichts zu vermelden. Das änderte sich dann schlagartig. Der quirlige Belameiri war in der 63. über rechts erstmals in den Sechzehner eingezogen und holte eine Minute später eine Ecke heraus. Ausgerechnet in dieser Phase, in welcher der Swift Oberwasser hatte und den Progrès laufen ließ, meldete sich Niederkorn mit einer Doppelchance zurück: Erst versuchte es Natami aus der Distanz (der Ball flog gegen den Pfosten), dann hätte Mazure aus aussichtsreicher Position mehr machen müssen (76.). 

Große fußballerische Höhepunkte waren aber weiterhin Fehlanzeige im zweiten Durchgang. Die Hesperinger erspielten sich nur noch eine gute Chance: Latik musste sich strecken, um Belameiris Schuss (84.) zu entschärfen. Die Nachspielzeit war bereits angebrochen, als eine Entscheidung hätte fallen müssen: Natami erkämpfte sich einen Ball auf der linken Seite und gab auf Mazure. Dieser blieb im Fünfmeterraum an Dupire hängen. 

Es ging ins Elfmeterschießen 

Der erste Teil der Verlängerung ist schnell resümiert. Wenig Risiken und schwere Beine hatten zur Folge, dass Torgelegenheiten Mangelware blieben. Spannender wurde es in der 108. Minute: Couturier hatte Mazure unmittelbar vor dem Strafraum zu Fall gebracht. Den Freistoß ballerte der eingewechselte Bastos allerdings in die Swift-Verteidigung. Niederkorn war so kurz vor Schluss wieder die engagiertere Elf, verpasste es aber immer wieder knapp, die Möglichkeiten auszunutzen. 

So kam, was kommen musste. Der erst 21-jährige Keeper Eldin Latik behielt die Nerven und entschärfte die Schüsse von Sacras und Lasme, während beim Swift zudem der ansonsten verlässliche Holzhauser weit über das Gehäuse zielte. Die Entscheidung war gefallen und bei den Gelb-Schwarzen brachen alle Dämme. Es ist der fünfte Pokalsieg (nach 1933, 1945, 1977 und 1978) und nach den Meistertiteln in 1953, 1978 und 1981 der achte nationale Titel für den Verein um Präsident Thomas Gilgemann. 

Statistik

Swift: Dupire – Ekofo, Delgado, Martins, Sacras – Ferrara (60. Belameiri), Sinani (60. Lasme), Nouvier (117. Danté), Stolz – Holzhauser, Couturier
Progrès: Latik – Guett Guett, Karamoko, Delgado, Karayer (72. Duarte) – Lybohy, Daham (106. Bastos) – Natami, Schmid (68. Mazure), Bah (83. Mixtur) – Jarmouni
Schiedsrichter: Wilmes – Stammet, Thomas
Gelbe Karten: Sacras, Belameiri, Martins – Karamoko
Torfolge: 1:0 Holzhauser (4.), 1:1 Jarmouni (37.)
Elfmeterschießen: 1:2 Jarmouni verwandelt, Sacras verschießt, 1:3 Lybohy verwandelt, 2:3 Couturier verwandelt, 2:4 Mazure verwandelt, Holzhauser verschießt, Guett Guett verschießt, Lasme verschießt
Beste Spieler: Couturier, Stolz – Lybohy, Schmid, Latik
Zuschauer: 3.808 zahlende