Ein Schritt zur Kooperation

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Der Notenbankgouverneur der Zentralbank Luxemburgs, Yves Mersch, und der Chef der Zentralbank des Scheichtum Katar, Prinz Abdullah Al-Thani, haben am Mittwoch ein „Memorandum of Understanding“ unterschrieben.

In der Vereinbarung verständigen sich beide Zentralbanken darüber, das „Liquidity management“ (Versorgung der Banken mit Geld) zu standardisieren und in stängiem Gespräch über diese Frage zu bleiben.

Yves Mersch ist in der islamischen Finanzwelt kein Unbekannter. Er ist häufig in islamischen Ländern zu Gast und diskutiert dort Finanzfragen. Mersch hat Anfang des neuen Jahrhunderts in Luxemburgs auch die erste Konferenz von islamischen Regulatoren (Finanzaufsichten) veranstaltet – an der die luxemburgische Finanzaufsicht nicht teilnahm. Mersch genießt unter den Finanzaufsichten und Zentralbanken in der islamischen Welt ein hohes Ansehen. Zur Unterzeichnung der Vereinbarung war Mersch nach Doha – Hauptstadt von Katar – angereist. Nach Informationen von Tageblatt.lu war der Wunsch nach einer solchen Vereinbarung von Doha ausgegangen.

Stabilität

Prinz Abdullah Al-Thani nutzte die Anwesenheit luxemburgischer Journalisten, um für die Stabilität in seinem Land zu werben. Es habe Zeiten gegeben, da habe das Wirtschaftswachstum in Katar bei 34 Prozent gelegen. Aber die Inflation sei damals eben auch auf 14 Prozent geklettert. Heutzutage läge die Inflation bei 2,4 bis 2,5 Prozent. Er gehe davon aus, dass man sie weiter auf zwei Prozent drücken könne. Mit anderen Worten: Die Zentralbank von Katar setzt auf Geldwertstabilität und orientiert sich bei der Zielsetzung der Inflation an der europäischen Zentralbank. Es gibt also bereits keine grundsätzlichen Unterschiede mehr in der Auffassung zu stabilem Geld.

Das Wachstum bezifferte Al-Thani für dieses Jahr schwammig mit „zweistellig“. Der Internationale Währungsfonds ist da deutlicher: Er geht von einem Wirtschaftswachstum von 18 bis 19 Prozent aus. In 2012 soll das Wachstum auf 7,7 Prozent absinken. Im Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt wird Katar in diesem Jahr einen Haushaltsüberschuss von 8,9 Prozent erwirtschaften. Die wirtschaftliche Gesundheit des Landes zeigt sich auch in einem anderen Punkt: Der Emir von Katar dekretierte in diesem Jahr eine 60prozentige Lohnerhöhung für die Arbeiter und Angestellten in seinem Land. Allerdings geschah dies wohl eher als Folge der nordafrikanischen Volksaufstände. Katar will seinen Aufschwung nicht verlieren und nimmt eher drastische Lohnerhöhungen in Kauf, um die Bevölkerung ruhig zu stellen.

Erhöhte Binnenkaufkraft

Trotz der so zu erwartenden erhöhten Binnenkaufkraft ist der Zentralbankchef in Doha fest entschlossen, die Inflation zu senken. Auch, wenn er sich dadurch dem Vorwurf aussetze, die Wirtschaft zu stören.
Die Lohnerhöhung aber zeigt ein Problem in allen arabischen Staaten. Katar verzeichnet derzeit 1,7 Millionen Einwohner. Davon sind drei Viertel Ausländer, die nie die Chance haben werden, den Status eines Katari zu erhalten. Nicht anders sieht es in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus.

Katar werde den Peak – den Höhepunkt seiner Öl- und Gasförderung – etwa im Jahre 2014 erreichen, sagt Al-Thani in seiner Ansprache. Experten gehen davon aus, dass zumindest die Ölvorräte in etwa 37 Jahren erschöpft sein werden. In der Gasförderung kommt ein Teil des Gases aus einem mit dem Iran gemeinsam ausgebeuteten Gasfeld.

Funktionierende Finanz- und Bankenaufsicht

Der Chef der Zentralbank kann anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung mit Luxemburg darauf hinweisen, dass nicht nur Geldwertstabilität in Katar herrscht, sondern auch eine funktionierende Finanz- und Bankenaufsicht eingerichtet worden sei. Das heißt, Katar können eine funktionierende Trennung der Gewalten (corporate governance) vorweisen.

Die Ratingagenturen benoten Katar mit „AA“. Die niedrigen Zinsen verlocken das Land dazu, in den kommenden Wochen eine Anleihe aufzulegen. Im Prinzip braucht Katar das Geld nicht, aber es ist billig und es stehen im Zusammenhang mit der Fußball Weltmeisterschaft des Jahres 2022 erhebliche Ausgaben für Infrastrukturen an. Katar hat gute Chancen, die Anleihe ohne Probleme und zu günstigen Zinsen unterzubringen. Eine Anleihe der International
Petroleum Company im vergangenen Monat war mehrfach überzeichnet.