Ehefrau besucht Ai Weiwei

Ehefrau besucht  Ai Weiwei
(dpa-Archiv)

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Die Ehefrau des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei hat ihren inhaftierten Mann am Sonntag besuchen dürfen.

„Es geht ihm gesundheitlich gut“, berichtete seine Schwester Gao Ge am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Sein Gesundheitszustand werde täglich untersucht. Auch könne er jeden Tag seine Medizin nehmen“, sagte seine Schwester unter Hinweis auf seinen Bluthochdruck und seine Zuckerkrankheit. Seine Haftbedingungen seien gut. Sechs Wochen nach seiner Festnahme habe die Polizei das Treffen mit seiner Frau Lu Qing an einem unbekannten Ort arrangiert.

Nach Angaben von Gao Ge ist ihr Bruder offenbar bis heute nicht über die Vorwürfe gegen ihn informiert. „Wir wissen nicht, ob Ai Weiwei es weiß“, sagte Gao Ge. Nach amtlichen chinesischen Angaben werden dem Kritiker des kommunistischen Machtsystems nicht näher bezeichnete Steuervergehen angelastet.

Besuch am geheimen Ort

Seine Frau habe schon lange um einen Besuch bei iAi Weiwei gebeten, sagte dessen Schwester. Am Sonntagnachmittag sei sie aufgefordert worden, zur Polizeistation zu kommen. Von dort sei sie überraschend in einem Fahrzeug zu dem Treffen gebracht worden, ohne aber sehen zu können, wohin die Fahrt gegangen sei. Die Zeit sei kurz gewesen, so hätten sie vor allem über die Familie gesprochen.

Es fand offenbar nicht in einem Gefängnis statt. Informierte Kreise spekulierten, dass der 53-Jährige rechtlich offenbar unter „Hausarrest“ gehalten wird, allerdings gegen seinen Willen nicht zu Hause oder an einem Ort seiner Wahl. Damit handele es sich zwar praktisch um illegalen Freiheitsentzug, doch umgingen die Behörden mit diesem juristischen Trick die Notwendigkeit, einen Haftbefehl erlassen und Anklage erheben zu müssen.

Familie: Kein Anwalt eingeschaltet

Die Familie habe bislang noch keinen Anwalt einschalten können, weil sie nicht formell über die Vorwürfe unterrichtet worden sei. „Wir sind froh, wenn wir einen Anwalt einschalten können, sobald der Fall registriert ist.“

Ai Weiwei war am 3. April am Flughafen festgenommen worden, als er nach Hongkong fliegen wollte. Die Bundesregierung und die US-Regierung haben die sofortige Freilassung des Künstlers gefordert, der aus ihrer Sicht wegen seiner Kritik am kommunistischen System festgenommen worden ist. Menschenrechtsgruppen wiesen darauf hin, dass chinesische Behörden auch in anderen Fällen schon den Vorwurf von Wirtschaftsverbrechen gegen Bürgerrechtler, deren Familienmitglieder oder beispielsweise auch gegen kritische Journalisten erhoben haben.