Entschlüsselung wäre „schlecht für Amerika“

Entschlüsselung wäre „schlecht für Amerika“
(AFP/Philippe Huguen)

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Apple-Chef Tim Cook bleibt im Streit um die Entschlüsselung eines iPhones hart.

Das Smartphone des Attentäters im kalifornischen San Bernardino zu knacken wäre „schlecht für Amerika“, sagte Cook am Mittwoch in einem Fernsehinterview und warnte erneut vor einem Präzedenzfall. Bei dem Streit mit der US-Bundespolizei FBI gehe es nicht nicht um ein einzelnes iPhone, sondern „um die Zukunft“. Apple widersetzt sich einer gerichtlichen Anordnung, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones von Sayed Farook zu helfen.

Farook hatte Anfang Dezember mit seiner Ehefrau bei einem islamistischen Anschlag in San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Dem FBI ist es bisher nicht gelungen, die Sperre von Farooks Handy auszuhebeln. Apple weigert sich jedoch, den Ermittlern zu helfen. Der kalifornische Konzern beruft sich in diesem Fall und in mindestens zehn weiteren Entschlüsselungsanfragen unter anderem auf den Schutz der Privatsphäre von Smartphone-Nutzern. Wenn Apple einlenke, könne das FBI „auf Bürgerrechten herumtrampeln“, sagte Cook dem Fernsehsender ABC News.

„keine Sympathie für Terroristen“

Auf die Frage, ob Apple durch eine Entschlüsselung von Farooks iPhone womöglich einen weiteren Anschlag verhindern könne, antworte der Apple-Chef: „Manche Dinge sind hart und manche Dinge sind richtig. Und manche Dinge sind beides. Das ist eines dieser Dinge.“ Apple habe „keine Sympathie für Terroristen“, erklärte Cook. „Es geht nicht um deren Privatsphäre, sondern um die Privatsphäre von allen anderen.“ Cook bekräftigte, dass Apple grundsätzlich nicht bereit ist, eine Software zum Entsperren von iPhones zu entwickeln. Eine solche Software wäre „wie Krebs“, sagte Cook. Er kündigte an, sich in dem Streit auch an US-Präsident Barack Obama zu wenden.

Apple sei außerdem bereit, den Fall bis vor den Obersten Gerichtshof zu bringen. Letztlich müsse aber der US-Kongress mit einem neuen Gesetz klarstellen, in welchen Fällen Technologiekonzerne den Sicherheitsbehörden Zugriff auf die Daten ihrer Kunden gewähren müssten. Der Fall hat in den USA zu einer neuen Debatte über Verschlüsselung und Sicherheit geführt. Unterstützt wird Apple von Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Firmen wie Google, Yahoo, Mozilla und Twitter. Google-Chef Sundar Pichai sagte am Mittwoch in Paris, dass der Einbau von Hintertüren „sehr, sehr schlimme Konsequenzen“ habe und letztlich immer den Nutzern schade. CIA-Chef John Brennan sagte dem Radiosender NPR, das FBI sei „eindeutig im Recht“.

Es dürfe „keinen Ort“ geben, „wo Terroristen oder Kriminelle oder Leute, die das Gesetz brechen wollen, vollkommen straffrei“ ausgingen. FBI-Direktor James Comey bekräftigte am Donnerstag, dass es sich beim iPhone des San-Bernardino-Attentäters um einen Einzelfall handele. Der Bundespolizei gehe es nicht darum, „eine Botschaft zu schicken oder irgendeine Art von Präzedenzfall zu schaffen“, sagte er bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus. Es gehe um die Fähigkeit, ermitteln zu können. Comey warnte vor einer immer stärkeren Verschlüsselung durch die Technologiekonzerne. Die Öffentlichkeit müsse die „Kosten“ von nicht knackbaren Geräten verstehen, sagte er. Die Ermittlungen des FBI trügen dazu bei, „Menschenleben zu schützen“.