Neue Leckerlis

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(Editpress)

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Die UEFA nach dem Chaos-Jahr 2016

Recht unspektakulär ging der 41. ordentliche Kongress des europäischen Fußballverbands
UEFA gestern in Helsinki über die Bühne. Das Bemühen, den Verband nach einem Chaos-Jahr wieder in ruhigere Gewässer zu führen, war deutlich spürbar.

2016 musste Michel Platini zurücktreten, nachdem er die Korruptionsvorwürfe nicht widerlegen konnte und für insgesamt vier Jahre von allen Ämtern im internationalen Fußball ausgeschlossen wurde. Gleichzeitig nutzte die Vereinigung der europäischen Großklubs das Machtvakuum im Verband, um eine Reform der Champions League auf Kosten der weniger großen Verbände zu beschließen. Die Großklubs werden in Zukunft noch reicher, während es für kleinere Vereine immer schwieriger wird, mitzuhalten. Und das in der Champions League ausgeschüttete Geld wird die Ungleichheit in den nationalen Ligen noch verschärfen, so dass die immer gleichen Mannschaften die Meisterschaften dominieren dürften. Chancengleichheit und ein fairer Wettbewerb, eigentlich wesentliche Bestandteile des Sports, bleiben auf der Strecke.

Ebenfalls einschneidend sind derweil die seit längerem beschlossenen Reformen bei den Länderspielen. Im September 2018 startet die Nations League, die die bisherigen Testspiele für Nationalmannschaften ersetzen soll. Die 55 UEFA-Mitgliedsverbände werden demnach nach ihrer Leistungsstärke in vier Divisionen aufgeteilt. Luxemburg wird dabei mit ziemlicher Sicherheit der letzten Liga angehören, in der je vier Vierergruppen antreten und deren Gruppensieger dann einen Startplatz bei der Europameisterschaft ausspielen.

Für Luxemburg eine auf dem ersten Blick gute Sache, wird die Wahrscheinlichkeit, einmal an einem großen Turnier teilnehmen zu können, doch um ein Wesentliches steigen. Schließlich liegen die potenziellen Gegner von Estland bis Gibraltar durchaus in der sportlichen Reichweite der FLF-Auswahl. Da es zudem immer schwieriger wurde, attraktive Testspielpartner zu verpflichten, kommt der Wettbewerbscharakter der Nations League dem Verband entgegen.

In Zeiten der maßlosen Übersättigung im internationalen Fußball war die Bedeutung von Freundschafts-Länderspielen stetig zurückgegangen. Wenn es tagtäglich um Punkte geht, dann lässt sich der Fußballfan von Länderspielen ohne wirkliche sportliche Bedeutung kaum mehr begeistern. Eine nicht ganz unwesentliche Rolle dürfte bei der Geburt des neues Formats auch gespielt haben, dass die Nations League neue Einnahmequellen erschließt, die via UEFA-Zentralvermarktung den Verbänden zugute kommen werden.

Die 55 Verbände erhielten in Helsinki übrigens von der UEFA ein unerwartetes „Leckerli“ von einer Million Euro wegen der guten Finanzresultate des letzten Jahres. Eine nette Geste, die zum harmonischen Verlauf des Kongresses passte. Soll noch einer sagen, im Sport gehe es nur noch ums Geld …

PS: Mal schauen, was die FLF mit der Million so anstellt. Vielleicht gibt sie den unverhofften Geldsegen ja sogar an ihre Vereine weiter. Die haben bekanntlich immer größere Probleme, ihre Budgets respektive die Vereinsarbeit zu stemmen.

pmichel@tageblatt.lu