Fake-Parteien gibt es

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Etikettenschwindel im politischen Tagesgeschäft

Mr. Trump bereichert nicht nur seine Wall Street (entgegen aller Expertenprognosen steigen die Kurse in nie da gewesene Höhen), sondern auch das Vokabular in den Kolonien. „Fake“ ist das neue Wort. Leute, hütet euch vor Fake, überall, insbesondere aber in den Medien, twittert der Boss oft und öfter.

Fake ist Slang. Fake gehört zum Internet-Jargon. Wer sich in einem Forum als Frau ausgibt und ein Mann ist, begeht ein Fake, schwindelt, betrügt. Das Netz mit dem Web eignet sich vorzüglich für kreatives Fake. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und der Dummen tummeln sich dort so viele, dass Facebook und andere, fakeweise Social Media geheißene Spielwiesen riesige Werbebudgets, auch politische, bekommen.

Aber ist die Politik, die große wie die kleine, nicht immer schon im Fake-Business gewesen?

Es fehlt hier der Platz, um all die Lügner zu nennen, die dies versprachen und dann jenes taten. Manchmal gelingt es der Presse, einen dieser Stimmenfänger noch vor der Wahl zu enttarnen. Fillon in Frankreich wurde vom Canard enchaîné erwischt. Kurioserweise halten auch jetzt noch Millionen Franzosen ihm die Treue. Sie sind Gläubige. Hitler hatte aus den Deutschen Gläubige gemacht, Mussolini aus den Italienern, Stalin aus den Sowjetmenschen. Tempi passati?
Leider nicht. Le Pen, Wilders und wie sie alle heißen, die rechten Nationalisten, surfen auf der Welle eines Glaubens, der stärker ist als jede Vernunft.

Man glaubt aus vielerlei Gründen. Weil man Perspektiven braucht, positive: So kann es nicht weitergehen, die Last ist zu schwer, „die da oben“ nehmen, was uns gebührt. Weil man den Hochmut der Etablierten nicht mehr erträgt. Weil da welche sind, die sagen, „wir räumen auf“, morgen seid ihr im Paradies. Weil welche ewig für „Sicherheit“ standen und wie gehabt mit der Illusion Sicherheit hausieren.

Wo ist Fake im Luxemburger parteipolitischen Leben? Zuerst in der Großlüge, diese oder jene früheren Staatsminister hätten mit ihrer Partei die Grundlagen für den Wohlstand erstellt, quasi persönlich.

Nein! Luxemburg hatte unendlich viel Glück, die Luxemburger waren (und sind) ein fleißiges Völkchen, das die ihm auferlegte (!) Souveränität klug zu nutzen wusste. Mindestens drei der bekannten Luxemburger Parteien können problemlos einen guten Koalitions-Premier stellen.

Ein typisch luxemburgisches Polit-Defizit ergibt sich aus der Tatsache, dass unser Wahlsystem die Vormacht der CSV in Beton gegossen hat.

Seit den 70er-Jahren war eine Zweierkoalition ohne die CSV ein einziges Mal arithmetisch und politisch möglich, 1974-1979: LSAP (17) und DP (14) mit 31 von 60 Sitzen. 1984 hätten LSAP (21) und DP (14) theoretisch eine Mehrheit bilden können (35 von 64 Sitzen), aber damals galt die DP als Wahlverliererin.

Die interessante Frage im Zusammenhang mit politischem Fake ist, ob die laut Meinungsumfragen im Allzeithoch schwebende CSV eine Allianz mit der ADR einginge, um de facto allein zu herrschen.

Denn sofern die ADR so einfach rechtskonservativ und erzkatholisch wäre, wie sie sich zu geben versuchte, könnte sie der CSV zugeordnet werden, wie ein (wie der) 1987 wegen der Pensionsfrage abgetrennte(r) Flügel.

Würde diese ADR aber zu einem Sammelbecken auch für Rechtsradikale nach deutschem AfD-Muster (siehe die rezenten Affären), wäre eine CSV-ADR-Allianz ein Fake der allerschlimmsten Art.

Eines, das die anständigen Luxemburger am Wahltag verhindern könnten und müssten.