Das Leben der Sparer

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Zinsen, Inflation, Steuern und Bausparen

Wer etwas Geld zur Seite legen will, um sich später die Studien der Kinder zu finanzieren, sich ein teures Produkt zu leisten oder einfach ein Sicherheitspolster zu haben, dem wird das Leben immer schwerer gemacht.
Dass die Zinsen niedrig sind, während die Inflation wieder zugelegt hat, ist dabei nur ein Faktor. Doch die Zeit der niedrigen Zinsen scheint sich, ohne sichtbares Ende, hinzuziehen.

Im Januar erhielten Luxemburger, die ihr Geld für maximal ein Jahr angelegt haben, im Schnitt 0,37 Prozent Zinsen. Das sind die aktuellsten Zahlen der Zentralbank. Zur gleichen Zeit lag die Inflationsrate, oder Geldentwertungsrate, in Luxemburg bei 1,7 Prozent.

Mit anderen Worten: Sparen ist ein Verlustgeschäft geworden. Die Zinsen können nicht mit der Geldentwertung mithalten.

Den Geschäftsbanken kann man dabei kaum einen Vorwurf machen. Sie müssen sogar Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei Europas Zentralbank parken. Sie versuchen diese Kosten nun an Institutionelle und an Unternehmen – nicht aber an die Kleinsparer – weiterzuleiten. Bei so mancher Bank werden diese dann dennoch, und zwar über Gebührenerhöhungen, getroffen.

Alternativen zum traditionellen Sparen sind dabei mit mehr Risiko behaftet – ein Minenfeld für Nicht-Experten. Man kann Teile des Kapitals verlieren. Zudem sind Immobilien- und Aktienpreise auf Höchstständen.
Und nicht nur, dass man heute wenig Zinsen auf Bankkonten erhält: Es herrscht plötzlich auch Ungewissheit darüber, wie es mit dem Bausparen in Luxemburg weitergeht. Seit „ewig“ wurde dem Kunden erklärt: „Spare mit Bausparen. Es ist von der Steuer absetzbar. Danach kannst du mit dem Geld machen, was du willst.“

Nun sind die Regeln seit diesem Jahr plötzlich andere: „Du musst das Geld im Zusammenhang mit der eigenen Wohnung verwenden.“ Was bedeutet das für die Menschen, die seit Jahren den Bausparvertrag als Sparinstrument benutzten? Müssen sie die mit gutem Gewissen erhaltenen Steuervergünstigungen zurückzahlen? Was kann und darf man nun in der Steuererklärung angeben?

Die Regierung hat mit dem Prinzip recht, dass Bausparer nur Vergünstigungen erhalten, wenn sie das Geld auch zum Bauen benutzen. Aber gibt es im Recht nicht auch ein Prinzip, das besagt, dass Gesetze nicht rückwirkend greifen dürfen? Es braucht klare und verständliche Regeln.
Stellt sich noch die Frage, ob die Regierung nur Bausparen oder auch Sparen allgemein unterstützen soll. Immerhin ist beides für die Menschen eine Art Hilfe zur Selbsthilfe.

Sparen zu fördern, scheint die Regierung aber nicht wirklich im Sinn zu haben. So hat Luxemburg in diesem Jahr die zu zahlende Steuer auf den ohnehin schon niedrigen Zinsen erhöht. Einwohner Luxemburgs müssen demnach seit dem
1. Januar dieses Jahres nicht mehr nur zehn Prozent Steuern auf ihre erhaltenen Zinsen zahlen, sondern 20 Prozent.
Klar, die beschriebene Situation entspricht dem Ziel der europäischen Geldpolitik: Sparen unattraktiv machen, um den Konsum und somit die Inflation anzukurbeln. Aber muss die luxemburgische Regierung unbedingt die gleichen Ziele verfolgen wie Europas Zentralbank?

cmuller@tageblatt.lu