Das Chaos im Nahen Osten wird oft aus einer viel zu kurzfristigen Perspektive heraus analysiert. Bestes Beispiel hierfür: Das geheime Sykes-Picot-Abkommen dürfte den wenigsten Menschen heutzutage ein Begriff sein. Dabei ist genau dieses Abkommen der Ursprung für das Leid der Palästinenser und für die Kriege in Syrien sowie im Irak.
Man sollte jedoch nicht in eine rein historisierende Perspektive verfallen, sondern Lehren aus den damaligen Fehlern ziehen. Das Geheimabkommen wurde ähnlich wie heute in einer Kriegssituation ausgehandelt und war an Lügen der Briten gekoppelt. Sie logen im Gegensatz zu den Franzosen, die zumindest mit offenem Visier spielten, die arabische Welt an. Sie wurde angelogen und instrumentalisiert. Die gefährliche Mischung aus dem Sykes-Picot-Abkommen und der späteren Balfour-Erklärung führte zu der heutigen Situation.
Momentan werden die Grenzen im Nahen Osten wieder neu verhandelt. Die Grenzen zwischen Syrien und dem Irak verschwanden kurzfristig durch den Druck der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Hinzu kommen die innersyrischen Auflösungserscheinungen und die territorialen Bestrebungen der Kurden. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Ausrufung der autonomen Region Rojava. Die Verhandlungsführer der Genfer Friedensgespräche zu Syrien dürfen nicht in die gleiche Falle tappen: Sykes und Picot haben vorgemacht, zu was miserable Diplomatie führt.
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