„Wir litten nicht schwer unter der Finanzkrise“

„Wir litten nicht schwer unter der Finanzkrise“
(AP)

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Der französische Filmfestival hat der Krise trotzen können, so sein künstlerischer Leiter Thierry Frémaux. Am Mittwoch beginnt das internationale Event an der Côte d’Azur.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt Frémaux, im Unterschied zu anderen Filmfestivals habe Cannes keine dauerhaften finanziellen Schäden während den Krisenjahren 2008-2009 erlitten. „Doch die Lage bleibt dennoch in Sachen Image delikat, weil es sich bei diesem Festival um eine Symbol- und Glamourveranstaltung in der Filmwelt handelt“, gibt der Franzose zu. Oder wie Frémaux treffend zusammenfasst: „Wie kann man über den roten Teppich schreiten, wenn es der Welt schlecht geht?“

Im vergangenen Jahr beobachtete er, dass insgesamt das Niveau der Filme, das für Cannes erforderlich ist, eher eine Tendenz nach unten hatte. Derselbe Trend gäbe es auch bei den Produktionsfirmen, beim Verleih und beim Vertrieb, so der künstlerische Leiter von Cannes.

Ausweg aus der Krise angedeutet

„Doch dieses Jahr haben wir anhand der Zahlen und des Zeitgeistes gemerkt, dass die Zeichen auf einen Ausweg aus der Krise stehen könnten“, drückt Frémaux seine Prognose vorsichtig aus. Generell gäbe es bei zurzeit in der Filmbranche einen Anstieg der kostenpflichtigen Akkreditierungen und Reservierungen. Mehr als 10.000 Teilnehmer werden dieses Jahr in Cannes erwartet, das ist ein Anstieg von drei Prozent gegenüber 2010, erklärt der Franzose.

Die „Puissance Cannoise“ (dt.: „Stärke/ Kraft von Cannes“) liege außerdem in der Mischung aus großen und kleinen Förderer, ist sich Thierry Frémaux sicher. Die drei großen Hotels vor Ort seien seit einer Woche ausgebucht.

Weltereignis und Geschäftsbörse

„Außerdem ist dieser Filmfestival ein Weltereignis. Die 64. Auflage ist besonders durch die geographische, stilistische und generationenübergreifende Vielfalt der Teilnehmer geprägt“, so der künstlerische Leiter des Filmfestivals. Doch zwei große Weltwirtschaftsmachten wie China und die USA glänzen 2011 durch Abwesenheit im Wettbewerb um die goldene Palme. „Wir warten ab. China könnte sich zu einer Art „Puissance Cannaise“ entwickeln, wenn sie sich am Wettbewerb beteiligt“, so Frémaux.

Korea, Mexiko oder Rumänien seien es schon geworden, bestätigt er. Was die USA angeht, sie würden seit dreißig Jahren einen Hype bei der Filmproduktion für Teenager erleben, die nur ein kommerzielles Ziel haben. „Die Filmwelt in Amerika befindet sich momentan in einem Zustand, wo man sich auf eine Filmart konzentriert und den Rest außer Acht lässt“, kritisiert Thierry Frémaux. Allerdings seien die Amerikaner immer mit Filmen im Rahmenprogramm und in den Hotel-Suiten vertreten, um Geschäfte abzuschließen. „Die Studios, die Schauspieler, die Agenten – sie alle – sind überall an der Croisette“, fügt der künstlerische Leiter des Filmfestivals hinzu.