Luxemburg301 Projekte eingereicht: Der „Bauhärepräis“ zeichnet Gestalter und Planer aus

Luxemburg / 301 Projekte eingereicht: Der „Bauhärepräis“ zeichnet Gestalter und Planer aus
Diese Jury entscheidet, wer beim diesjährigen „Bauhärepräis“ prämiert wird Foto: Melt Studio/Daniel Wahl

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„Wer baut, baut für uns alle!“ Unter diesem Motto findet heuer die siebte Auflage des vom „Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“ (OAI) vergebenen „Bauhärepräis“ statt. 301 Projekte wurden 2024 in neun Kategorien eingereicht, die internationale Jury wird ihre Entscheidungen am 10. Juni im Rahmen einer Feier in der Philharmonie bekannt geben. An Architektur Interessierte können via bhp.lu noch bis zum 13. Mai für den Publikumspreis wählen. Neben den neun Kategoriepreisen kann die Jury zusätzlich bis zu fünf Spezialpreise vergeben.

Seit 2000 vergibt der OAI diesen Preis. Waren es 2004 ganze 107 Kandidaturen, so belegt die Ausgabe 2024 mit 301 Projekten, die vor dem 1. Januar 2020 fertiggestellt wurden, den großen Stellenwert dieser Veranstaltung. In der Tat, die Zahl der Architektur-Büros und der „Ingénieurs-conseils“ wächst mit der regen Bautätigkeit in Luxemburg. Seit 1990 hat sich Erstere mehr als verdreifacht, sie liegt 2024 bei 666, und die Anzahl der Büros der „Ingénieurs-conseils“ hat sich fast verfünffacht und liegt derzeit bei 224. Insgesamt beschäftigt der Sektor rund 5.500 Personen.

Immer komplexere Anforderungen

Die Anforderungen an die Gestalter/Planer werden immer komplexer, die Wichtigkeit eines korrekten Vertrauensverhältnisses zwischen Planern und Bauherren wird von allen Akteuren des Baugewerbes anerkannt. Dieser Preis soll dieses Verhältnis unterstreichen. Architektur, Gebäude aller Art gehören seit jeher zum Kulturgut eines Landes, darum ist auch hierzulande das Kulturministerium für die Pflege einer qualitativ hochwertigen Baukultur zuständig, derweil andere Ministerien eher als Bauherren für die Belebung der Branche aktiv sind. Die internationale unabhängige Jury setzt sich aus neun Vertretern aus Politik und Kultur/Architektur zusammen.

Um ein breiteres Interesse am Bauwesen und seiner zentralen Bedeutung in unserer Gesellschaft zu erwecken, hat der OAI denn auch gleich drei Ausstellungen geplant. Im LUCA (Luxembourg Center for Architecture) in der rue de la Tour Jacob 1 sind noch bis zum 19. Oktober Fotos und Dossiers aller 301 eingereichten Projekte zu sehen. Vom 11. Juni bis Oktober werden dann ausgewählte Projekte im ehemaligen Arbed-Gebäude in der avenue de la Liberté sowie im Biergercenter auf dem Knuedler präsentiert. Einzelheiten betreffend Bewerbungen können außerdem auf www.bhp.lu eingesehen werden.

Neun Kategorien zur Wahl

In der am 26. April in den LUCA-Räumlichkeiten eröffneten Ausstellung werden die 301 Projekte in neun Sparten unterteilt: 1. Einzelwohnungen (Neubauten und Renovierungen), 54 Projekte unterschiedlicher Art werden hier präsentiert; 2. Gemeinschaftswohnungen (Bauvorhaben mit mehr als drei Wohneinheiten), diese Sparte weist 44 Projekte auf; 3. Inneneinrichtungen (Gebäude diverser Art), 22 Kandidaturen; 4. Gewerbegebäude (Handel, Handwerk, Industrie), 21 Vorhaben; 5. Verwaltungsgebäude (Büros/ Gesundheitswesen), 45 Projekte; 6. Bauten für Bildung, Kultur und Sport sind recht zahlreich vertreten, 70 Projekte ganz unterschiedlicher Natur sind im Rennen; 7. „Ouvrages d’art“/Infrastrukturen, eine faszinierende Kategorie, in der es immerhin 19 Projekte gibt; 8. Landesplanung/Urbanismus (gelungener PAP) und Grünzonen (Parks, Plätze) mit 22 ausgewählten Vorhaben; 9. Technische Einrichtungen und Anlagen zur Energieversorgung (neue Ideen und Beispiele gelungener Integration ins nahe Umfeld), mit nur vier Teilnahmen. Bei all diesen Projekten werden sowohl die Namen des Bauherrn als auch jener des Architektenbüros und/oder des Ingenieurbüros sowie eine Reihe an technischen Details genannt. Die Expo zeigt außerdem ein Video und eine Tafel mit allgemeinen Informationen zum „Bauhärepräis“.

Infotafeln bereichern die Ausstellung
Infotafeln bereichern die Ausstellung Foto: Melt Studio/Daniel Wahl

Da es bei zahlreichen Vorhaben um übergreifende Projekte geht, oder ganz spezielle Beweggründe eine Rolle spielen, steht es der Jury frei, bis zu fünf Spezialpreise zu vergeben, so etwa einen Spezialpreis der Jury (eine Art „coup de coeur“) oder einen Sonderpreis für einen besonders mutigen Bauherrn. Wie bereits betont, ist die Baukultur wichtig, auch gehören viele Gebäude zum nationalen Kulturgut. Mit einem „Prix spécial patrimoine“ kann die Jury ein diesbezüglich wertvolles Projekt extra belohnen. In Zeiten von immer seltener werdendem Baugelände und der Nachhaltigkeit werden bekanntlich die Renovierung und der Umbau bestehender Bausubstanz gerne gesehen, sodass sich ein „Prix spécial rénovation exemplaire“ aufdrängt, genau wie ein „Prix spécial accessibilité“, geht es doch darum, allen Mitbürgern den Zugang besonders zu öffentlichen Gebäuden zu erleichtern und/oder überhaupt zu ermöglichen.

Gesellschaftliche Verantwortung

In einer rund 250 Seiten umfassenden Dokumentation über den „Bauhärepräis OAI 2020“ wird das Motto „Wer baut, baut für uns alle!“ u.a. mit den Worten erläutert: „Daher die Wichtigkeit, dass der Bauherr seine gesellschaftliche Verantwortung mit unabhängigen Fachplanern teilt.“ Es geht darum, die zentrale Rolle dieses Akteurs neben den Aufgaben der fünf in der OAI versammelten Berufe (Architekt, Innenarchitekt, „Ingénieur-conseil“, Landschaftsplaner, und Urbanist) hervorzuheben und die Beteiligten im Bausektor zu einer verantwortungsvollen und qualitativ hochwertigen Zusammenarbeit zu ermutigen. Der „Bauhärepräis“ OAI hat sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt, man kann angesichts der Reichhaltigkeit der beteiligten Projekte auf die diesjährigen Preisträger gespannt sein, auch weil eine Durchsicht der Liste der Bauherren zeigt, dass zahlreiche Institutionen, etwa Gemeinden, mit von der Partie sind, ergo ihre Projekte Modellcharakter haben könnten, um so zur Förderung der Qualität im Bauwesen beizutragen.

Internetseiten

Den Preis betreffend: bhp.lu.
Hinsichtlich der OAI als Organisation: oai.lu.
Auch empfehlenswert: architectour.lu.