EurovisionWer in Malmö die richtigen Worte finden muss: Luxemburgs Kommentator Roger Saurfeld im Gespräch

Eurovision / Wer in Malmö die richtigen Worte finden muss: Luxemburgs Kommentator Roger Saurfeld im Gespräch
Roger Saurfeld ist langjähriger ESC-Fan und steht mit Sonia Gomes (rechts) zusammen an der Spitze des Luxemburger Fanclubs. An diesem Dienstag wird er in Malmö „seinen“ ESC kommentieren.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Am heutigen Dienstag ist es so weit: Das erste Halbfinale wird in wenigen Stunden beginnen. Einer, der bis dahin bestimmt ein wenig Lampenfieber hat, ist Roger Saurfeld. Er wird die Show zusammen mit Raoul Roos von RTL kommentieren. Die Wahl ist nicht von ungefähr auf den Bissener Schöffen gefallen. Saurfeld ist auch Vizepräsident des Luxemburger ESC-Fanclubs und verfolgt die Shows schon seit Jahren. Das Tageblatt hat sich am Montagabend kurz mit ihm getroffen, um den Puls zu fühlen. 

Arbeitsplatz mit Aussicht: Die beiden Luxemburger Kommentatoren in ihrer „Box“.
Arbeitsplatz mit Aussicht: Die beiden Luxemburger Kommentatoren in ihrer „Box“. Foto: Roger Saurfeld

Tageblatt: Wie bereitet man sich auf so eine Show wie heute Abend vor?

Roger Saurfeld: Begonnen habe ich mit meiner Vorbereitung im März in meinem Urlaub. Da kann ich immer am besten abschalten und konnte mir dann die Zeit nehmen, über die Teilnehmer aller 37 Länder genau zu recherchieren. Dazu gehören alle Aspekte: Wer ist der Künstler? Was hat den Song inspiriert und wer hat ihn geschrieben? Was ist die Message? Aber auch, wer hat den Auftritt designt? Und all diese Informationen versuche ich dann so kurz wie möglich zusammenzufassen. Denn wir haben ja nur eine sehr begrenzte Zeit zur Verfügung, um durch die Show zu leiten. Da habe ich mich schon ein paarmal selbst mit der Uhr gestoppt, um zu wissen, was zu lang und zu kurz ist. Damit war ich eigentlich bis gestern Abend zufrieden. Als ich dann das Skript bekommen habe, wie der ganze Ablauf sein soll, habe ich meine Informationen alle zusammengesetzt, dann noch mal drübergelesen und gedacht: Nein, das geht so nicht. Dann habe ich gleich angefangen, noch einmal ein wenig hier zu verbessern und da herumzufeilen. Am Ende war ich bis 3 Uhr morgens beschäftigt. Aber jetzt bin ich wirklich zufrieden. 

Einige Kommentatoren sind ja mittlerweile zu richtigen ESC-Legenden geworden. Wollen Sie sich da dazugesellen?

Ich weiß nicht, ob das klappt. Das muss ich zunächst zum ersten Mal hinter mich bringen. Es ist etwas völlig anderes als das, was ich normalerweise tue. Aber es macht mir viel Spaß. Wenn alles klappt und sie mich noch mal fragen, könnte ich mir aber schon vorstellen, noch ein paar Mal dabei zu sein. Auch Peter Urban und Graham Norton haben ja irgendwann mal angefangen. 

Wie schwer ist es, den ESC mit dem nötigen Witz und Humor zu kommentieren?

Unheimlich schwer. Ich bin sehr froh, dass mir da Raoul zur Seite steht. Er wird diesen Part wohl mehr übernehmen. Aber man muss bei solchen kleinen Kritiken immer vorsichtig sein. Es soll ja nicht bösartig enden. Jeder, der hier dabei ist, hat es verdient, mit dem gleichen Respekt behandelt zu werden. Denn so einfach dahingesagte blöde Kommentare können bei anderen lange hängen bleiben. Susanne Georgi aus unserer Delegation war ja früher mal ESC-Kandidatin. Und ihr Auftritt wurde von einem britischen Kommentator ziemlich verrissen. So was kann eine Person dann schon verletzen. Das muss nicht sein. Natürlich darf man einen Auftritt oder ein Outfit mal kritisieren. Aber man soll es nicht auf die Spitze treiben. 

Wo sind die Kommentatoren untergebracht? Sind es die schicken Räume mit Direktsicht auf die Bühne oberhalb des Publikums?

Wir sind in einem Raum mit drei kleinen Boxen. Unsere Nachbarin ist eine junge Journalistin aus Aserbaidschan, die auch zum ersten Mal kommentiert. Wir haben sie am Mittag kennengelernt. Und Polen komplettiert unser Dreiergespann. Dessen Kommentator haben wir aber noch nicht gesehen. Das war’s auch schon für unsere Unterbringung. Die anderen Nationen sitzen in etwas größeren Boxen, wo sie dann meist zu dritt oder viert vertreten sind. Es gibt sogar einige Länder, die gleich mehrere Kommentatoren-Teams im Einsatz haben. Die Schweiz beispielsweise, weil sie den ESC in mehreren Sprachen abdeckt. Aber wir sitzen eben klein und fein in unserer Box. Die übrigens sehr warm werden kann! Wir hatten heute Nachmittag bei der Probe die Tür meistens offen stehen und nur kurz einmal zu. Da wurde mir richtig warm unterm Kragen. Ich kann mir vorstellen, dass wenn es am Dienstagabend ernst wird und die Tür zu ist, wir doch manchmal, wenn die Songs laufen, mal kurz lüften müssen, um es auszuhalten. 

Unten die Presse bei der Generalprobe am Montag, oben die Boxen der Kommentatoren
Unten die Presse bei der Generalprobe am Montag, oben die Boxen der Kommentatoren Foto: Jessica Oé

Das bedeutet aber auch: Sie sind die ganze Woche im Einsatz. Die Generalproben sind auch für Sie eine wichtige Übungszeit und die Shows werden Sie alle abdecken …

Genau. Wenn ich das richtig sehe, dann habe ich morgen früh meine letzte richtige Pause vor dem ganzen Getümmel, wo ich vielleicht etwas ausschlafen kann. Aber ich glaube, wenn ich erst mal wach bin, wird mich die Nervosität schon packen. Weil es ja meine erste solche Erfahrung ist und dann gleich das Jahr, in dem Luxemburg zurückkehrt, worauf ich mich schon seit einer Ewigkeit freue. 

Gibt es Übungen, die Sie machen, um sich fürs Kommentieren vorzubereiten?

Ich versuche, nicht zu schnell zu reden, sondern meine Worte mit Bedacht zu wählen. Sollte ich noch mal gefragt werden, den ESC zu moderieren, habe ich mir aber schon überlegt, vielleicht mit einem Vocalcoach zu arbeiten. Aber meine Theatererfahrung wird mir hoffentlich dieses Jahr helfen.