Schloss WeymerichÜber das Aus entscheidet die Fledermaus

Schloss Weymerich / Über das Aus entscheidet die Fledermaus
Das einst stattliche Anwesen ist in einem erbärmlichen Zustand. Das später hinzugefügte weiße Gebäude mit Wellblechdach verunstaltet das Ganze zusätzlich. Foto: Editpress-Archiv/Claude Lenert

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Schloss Weymerich, 1899 erbaut, scheint dem Tode geweiht. Dem einst herrschaftlichen Anwesen in der Gemeinde Junglinster droht der Abriss oder weiterhin ein Dasein als Ruine. Fledermäuse entscheiden nun über die Zukunft.

Der erste Eindruck täuscht, wie so oft. Schloss Weymerich zwischen Gonderingen und Eschweiler, an der rue de Gonderange in der Gemeinde Junglinster gelegen, wirkt auf den ersten Blick erbärmlich. Gestrüpp, Bäume und Unkraut hüllen es in eine Art Dornröschenschlaf. Doch alte Postkarten zeigen ein durchaus herrschaftliches Gebäude. Dessen Charme, wenn auch blass und morbide, erschließt sich dem Besucher noch heute – auf den zweiten Blick. Gut möglich aber, dass es damit bald endgültig vorbei sein wird. Dem Schloss droht nämlich der Abriss – ein finanzkräftiger Kuss eines Prinzen, der das Anwesen in eine bessere Zukunft führen könnte, ist nicht zu erwarten. 

Am 19. April hat Bernard Ries, Bürgermeister von Junglinster, die Genehmigung erteilt, dass auf dem Areal des Schlosses gebaut werden darf. Eine Mitteilung vor dem Gebäude weist darauf hin. Ein Turm soll errichtet werden. Ein Turm als Unterkunft für Fledermäuse. Nein, damit ist der Abriss des Gebäudes nicht besiegelt. Laut Gilles Baum soll der Turm die Fledermäuse, die jetzt noch in großer Zahl im Schloss wohnen, zum Umzug bewegen. Erst wenn sie das tun, könnte in Erwägung gezogen werden, das Gebäude abzureißen, gibt der DP-Schöffe aus Junglinster zu verstehen. Eine Entscheidung habe der Gemeinderat aber noch nicht getroffen, so Baum. 

Leerstand seit 20 Jahren

Ein Abriss des Schlosses wäre bedauerlich. Für die Erhaltung des 1899 errichteten Gebäudes spricht einiges, vieles, leider aber dagegen. Der Zustand ist wie gesagt desolat. Niemand scheint eine schlaue Idee oder Interesse zu haben, um dieses Stück Vergangenheit zu erhalten. Vor allem wohl auch, weil eine Instandsetzung sehr teuer würde und die damit verbundenen Auflagen umfangreich sowie eine mögliche zukünftige Nutzung aufgrund der Nähe zum Naturschutzgebiet „Op Wäimerecht“ eingeschränkt wäre.

Bedauerlich ist aber vor allem, dass das Schloss seit Jahren brach liegt, vernachlässigt wurde. Die letzten Besitzer sind vor rund 20 Jahren auf tragische Art ums Leben gekommen. Zum Brennholzsammeln seien sie in den Wald gefahren, heißt es. Dort seien sie steckengeblieben und dann nachts im Auto an Unterkühlung gestorben. Seitdem verfällt das Anwesen.  

Fakt ist, dass nach dem Tod des Paares nach den Erben gesucht und ein weitläufiger Verwandter in Köln gefunden wurde. Ihm hat die Gemeinde im Jahr 2006, wie Schöffe Gilles Baum sagt, das Schloss und die dazugehörenden Felder für 135.000 Euro abgekauft. Erst 2017 habe der damalige Gemeinderat beschlossen, alles an die „Administration de la nature et des forêts“ zu vermieten, für einen symbolischen Euro, bei einer Laufzeit von 30 Jahren. Etwas Positives ist dabei nicht herausgekommen. Auch die Idee, dort eine Art Unterkunft für Wanderer und Radfahrer einzurichten, wurde fallengelassen.

„Nicht schützenswert“

Nun scheint das Schicksal des einst von einem reichen Industriellen erbauten Anwesens besiegelt. Selbst die „Commission des sites et monuments nationaux“ hat in einem Gutachten festgehalten, dass das sogenannte Schloss historisch und baulich durchaus interessant sei, aber nicht schützenswert. Dies aufgrund seines Zustandes, außen wie innen, sowie wegen zahlreicher Veränderungen und Erweiterungen durch die letzten Besitzer. So wurde beispielsweise zur Straße hin ein schnörkelloses Gebäude mit flachem Dach aus Wellblech einfach auf die ehemals hübsche Terrasse mit Balustrade gesetzt. Keine Augenweide!

Über die Zukunft des Gebäudes entscheiden nun also die Fledermäuse. Weder Grund zur Freude noch zur Hoffnung, denn Rettung ist keine Perspektive. Es geht um Abriss oder ein Dahinsiechen als Ruine.