Razzien nach Spähversuchen mutmaßlicher Islamisten an Flughäfen in Deutschland und Frankreich

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Sie fuhren mit einem Transporter vor und kundschafteten kurz vor Weihnachten die Abläufe an mindestens zwei Flughäfen aus. Nun hat die Polizei vier mutmaßliche Islamisten im Visier, es gab auch Razzien. Wie weit waren die Pläne der Gruppe gediehen?

Nach den Ausspähversuchen mutmaßlicher Islamisten an Flughäfen in Paris und Stuttgart hat die Polizei mehrere Wohnungen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (NRW) durchsucht. Die Staatsanwaltschaft in Stuttgart ermittelt gegen vier ihr bekannte Beschuldigte wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, wie die Behörde am Freitag erklärte. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verwies auf die anhaltend hohe Terrorgefahr hierzulande, warnte aber vor „Alarmismus“. Wachsam zu sein, sei die beste Prävention. „Die Aufmerksamkeit ist sicher an allen Flughäfen jetzt erhöht.“

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurden am Freitagvormittag ein Objekt im badischen Landesteil Baden-Württembergs sowie zwei weitere Objekte in NRW durchsucht. Bei den Ausspähversuchen am Flughafen in Stuttgart hatten die mutmaßlichen Islamisten besonders die Abläufe bei der Fluggastkontrolle im Blick, wie Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) mitteilte. Sie hielten sich demnach in auffälliger Weise in den Terminals auf. Strobl bestätigte, dass es Bezüge der Verdächtigen ins islamistische Milieu gibt. Hinweise auf eine konkrete Gefährdung lägen derzeit nicht vor.

Eine Spur führt nach Aachen

Bei der Fahndung führt eine Spur auch nach Aachen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur fiel vergangene Woche am größten Flughafen Frankreichs, dem Pariser Airport Charles de Gaulle, ein Transporter mit Aachener Kennzeichen auf. Das Auto soll demnach einem Salafisten marokkanischer Abstammung gehören, der mehrere ähnliche Fahrzeuge besitzt und den die Behörden in Nordrhein-Westfalen schon länger kennen. Er konnte dem Vernehmen nach fliehen, bevor ihn die französische Polizei stoppen und befragen konnte.

An der Ausspähaktion am Flughafen Stuttgart, von der es Video-Aufnahmen gibt, war den Angaben zufolge auch ein Sohn dieses Salafisten beteiligt. Dies soll einem Beamten der nordrhein-westfälischen Polizei bei der Auswertung aufgefallen sein. Den Sicherheitsbehörden liegen dem Vernehmen nach auch Chat-Protokolle von Kommunikation vor, an der die Verdächtigen beteiligt waren.

Mit dem Lieferwagen durch Paris

Bereits am Donnerstag hatten französische Polizeikreise Informationen der Zeitung Journal du Dimanche (JDD) bestätigt, wonach die Männer in Paris in einem Mercedes-Sprinter mit deutschem Kennzeichen unterwegs waren. Der 48 Jahre alte Autobesitzer stand laut JDD in der deutschen Behördenliste mit „Gefährdern“.

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Männern laut SWR-Informationen auch durch Hinweise marokkanischer Sicherheitsbehörden. Diese hätten verdächtige Chat-Nachrichten abgefangen und übermittelt. Darin sei von einem Anschlag auf einen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet als Rache für die westliche Politik die Rede.

Sicherheitsvorkehrungen werden verschärft

Unterdessen bleiben die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen in Baden-Württemberg weiter verschärft. Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzwesten waren auch am Freitag am Stuttgarter Airport unterwegs, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Zudem kontrollierte die Polizei auch weiterhin Fahrzeuge an den Zufahrtsstraßen. Es handele sich um „reine Vorsichtsmaßnahmen“.

Auch an anderen Flughäfen in Deutschland ist die Bundespolizei wachsamer. Demnach seien etwa die Einsatzkräfte der Bundespolizei in Hamburg und München „sensibilisiert“ worden, sagten Sprecher der dortigen Bundespolizeien am Freitag, ohne weiter Details zu nennen.