EschEin letzter Versuch: Personal will Öko-Initiative „Benu Village“ doch noch retten

Esch / Ein letzter Versuch: Personal will Öko-Initiative „Benu Village“ doch noch retten
Die Mitarbeiter von Benu arbeiten zurzeit an einem präzisen Plan für die Weiterführung des Projekts Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Angestellten des Benu Village wollen das Projekt am Leben erhalten. „Wir glauben weiterhin an die Werte“, sagt eine Mitarbeiterin gegenüber dem Tageblatt. Das Versagen der Initiative sei eindeutig die Schuld der Direktion gewesen.

Die Öko-Initiative Benu hat Mitte November Insolvenz angemeldet. Mehr als 40 Mitarbeiter müssen nun nach einer neuen Arbeit suchen – oder vielleicht doch nicht. Denn momentan versuchen sie einen Weg zu finden, das Projekt am Leben zu erhalten – allerdings in einer verantwortungsvolleren Ausführung. „Der harte Kern des Teams ist weiterhin motiviert, das Projekt weiterzuführen“, sagt Valérie Marx, Projektleiterin des Restaurants, gegenüber dem Tageblatt. „Wir glauben weiterhin an die Werte, die dahinterstehen.“ Das Problem sei die Direktion gewesen.

Gründer Georges Kieffer habe jede Entscheidung treffen wollen und den Tagesablauf blockiert. „Einige Fähigkeiten der Mitarbeiter hätten besser genutzt werden können“, sagt Marx. Kieffer habe beispielsweise die Decke aus Ton machen wollen. „Das ist schön und ökologisch, aber es ist keine waschbare Decke, wie das Gesetz es vorschreibt“, so Marx. Und: „Wir hatten einen Schädlingsbekämpfungsagenten vor Ort, weil wir einen offenen Komposthaufen hatten.“ Deswegen seien im Außenbereich – nicht im Innern – des Restaurants überall Ratten gewesen.

Kieffer habe auch andere Entscheidungen getroffen, die laut Marx nicht angemessen gewesen seien. Das Restaurant „Sloow“ hatte im Frühjahr mehrere „Table d’hôtes“ für 190 Euro pro Person organisiert. Zur Veranstaltung gehörten mehrere Gänge, Cocktails und ein Kulturprogramm. „Niemand im Team wollte das machen – wir haben gesagt, dass das viel zu teuer ist“, sagt die Projektleiterin. Die Ambitionen von Kieffer seien unverantwortlich groß gewesen.

Rettungsversuch

Die Mitarbeiter versuchten nun, die Öko-initiative zu retten. „Wir wissen noch nicht in welcher Form und ob wir es schaffen“, so Marx. Aber die Infrastruktur, das Personal und die Expertise seien schon vorhanden. „We are Benu Village“ analysiere nun, welche Bedürfnisse es in der Stadt und im Viertel des Lokals gibt und wie das Projekt etwas zur dortigen Kreislaufwirtschaft beitragen kann. „Die Gemeinde will solche Initiativen unterstützen“, sagt Marx.

Deswegen trafen sich die Angestellten am Montag mit den Gemeindeverantwortlichen. „Sie warten allerdings – genauso wie wir – darauf, dass der Konkursverwalter ernannt wird“, sagt die Projektleiterin. Eine Zusage der Kommune gebe es also noch nicht. Trotzdem arbeite man momentan hart an einem präzisen Plan für die Weiterführung von Benu. „Es wäre schade, wenn eine schlechte Erfahrung mit unverantwortlichem Management so viele schöne Vereinsprojekte, die um uns herum entstanden sind, schädigen und diskreditieren würde“, so Marx.

Die Insolvenz von Benu Village

Benu Village drohte seit September 2023 die Insolvenz. Eine Übergangskonvention mit dem Umweltministerium und der Stadt Esch hätte die Initiative retten können. Benu musste allerdings Hintergrundinformationen zu Aktivitäten, Personalstruktur und finanzieller Situation einreichen. Aufgrund dieser Daten wurde eine Analyse durchgeführt. Das Fazit: Trotz mehrfacher Subventionen habe Benu Schulden in Höhe von 945.870 Euro angehäuft. Um die Konten zu sanieren, wären 1,3 Millionen Euro nötig gewesen und jährlich hätten zwei Millionen Euro ausgezahlt werden müssen, um die laufenden Aktivitäten weiterführen zu können. „Eine weitere staatliche Subventionierung würde weder die Liquiditätsprobleme lösen noch die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen mittel- oder langfristig verringern“, so die Schlussfolgerung.