WetterKältephase Ende April: Ist das normal oder steht wirklich alles Kopf?

Wetter / Kältephase Ende April: Ist das normal oder steht wirklich alles Kopf?
 Foto: Editpress/Julien Garroy

Die aktuelle Kälte schlägt nicht nur den Menschen auf das Gemüt, sondern auch die Vegetation leidet. Durch die viel zu hohen Temperaturen der letzten Wochen ist die Natur der Jahreszeit um einiges voraus, was nun durch die kurze unterdurchschnittliche Phase sehr kritisch wird.

Vom Frühsommer in den Spätwinter

Berechtigt fragt man sich, wie das sein kann, dass wir von 25 °C wieder zurück in den „Spätwinter“ geraten konnten. Ja, rein statistisch gesehen ist es normal, dass es in einem April noch einmal kalt werden kann. Dies ist allerdings ein Phänomen, welches in den vergangenen zehn Jahren durch die Erderwärmung an Häufigkeit verloren hat. Dass es aber noch möglich ist, zeigt das aktuelle Beispiel. Gleichzeitig sind frühsommerliche Werte in einem April trotzdem sehr ungewöhnlich und nicht als normal anzusehen – wahrscheinlich aber in den nächsten zehn Jahren.

Bedeutet: Durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre erwarten die Menschen teils schon viel zu früh viel zu viel. So könnte es einem also so vorkommen, als wäre die derzeitige kalte Phase eher etwas Ungewöhnliches. Das einzig Markante an der Sache ist, dass es sogar etwas zu kalt ist – die Temperaturen bewegen sich derzeit im unterdurchschnittlichen Bereich. Vielleicht könnte der Monat somit, obwohl die erste Hälfte zu warm war, sogar fast durchschnittlich ausfallen – was aber nichts an den beiden Extremen ändert.

Warum derzeit vieles gefühlt kopfsteht

Um herauszufinden, was los ist, müssen wir uns den Jetstream ansehen. Der Jetstream ist ein Starkwindfeld in 8 bis 10 Kilometern Höhe, welches für unser Wetter verantwortlich ist. Dieser strömt mit mehreren 100 km/h von West nach Ost und ist im Normalfall für den ständigen Wechsel zwischen Hoch- und Tiefdruckwetter zuständig. Angetrieben wird der Windstrom, wie alle anderen Winde auch, durch Differenzen. In diesem Fall wird durch den Jetstream versucht, die Temperaturunterschiede zwischen Nordpol und Äquator auszugleichen. Da dies aber niemals passieren wird, weht dieser Windstrom beständig – würde man denken.

Nun ist es aber so, dass sich der Nordpol aufgrund der Erderwärmung schneller erwärmt als der Äquator. Die Folge ist, dass der Jetstream zeitweise schwächer wird – da weniger Wind für den Ausgleich benötigt wird. Und nochmal: Ein Ausgleich findet niemals statt, aber in meteorologischen Dimensionen hat es große Auswirkungen. Aus einem strammen Windstrom, an dem sich die Druckgebiete festhalten und um die Nordhalbkugel kreisen, wird ein schlaffer Höhenwind, an dem sich Hoch und Tief nur noch nördlich und südlich davon „orientieren“.

Die Konstellation dieser Druckgebiete entscheidet darüber, wohin sich welche Luftmassen verlagern. Bei einem intakten Jetstream kommt es zur aktuellen Jahreszeit beispielsweise nur selten vor, dass Luftmassen polaren Ursprungs so weit in den Süden Europas vordringen können. Ist der Jetstream nun schwächer, fällt es ihm schwerer, diese Luftmassen „an der Leine zu halten“. Warm und kalt schwärmen weiter nach Nord oder Süd aus als normalerweise. So kann es passieren, dass es in einigen Regionen sogar viel kälter wird, als es eigentlich der Jahreszeit nach sein müsste. Genau um einen solchen Fall handelt es sich seit letzter Woche Montag.

Klimawandel und Erderwärmung bedeuten also nicht, dass es immer und überall zu warm ist. Vielmehr sorgt es für große Veränderungen und ungewohnte Verteilungen von Temperaturen und Niederschlägen in beide Richtungen der Extreme, und das Rund um den Globus.

Wird es bald wieder wärmer?

Die Modelle tendieren derzeit tatsächlich in Richtung höhere Temperaturen, bloß wird das nicht von heute auf morgen passieren. In den Nächten ist noch bis voraussichtlich Donnerstag oder Freitag mit mindestens leichtem Frost zu rechnen, bevor es wieder bergauf geht. Tagsüber erreichen die Temperaturen bis dahin um die 10 °C, am Freitag selbst könnte es aber für 13 °C reichen.

Klappt alles wie derzeit simuliert, dann geraten wir am Wochenende wieder unter eine südlichere Strömung – das Blatt würde also um 180° gewendet werden. Mit etwas Glück sehen wir vielleicht sogar wieder den 20 °C entgegen, was definitiv normaler wäre als die aktuelle Kälte.

Rosch
23. April 2024 - 11.02

Kéng Angscht. d'Sonn wärt och dese Summer erëm villen d'Leis um Kapp verbrennen. Matt all déir warmer Loft déi hei produzéiert gëtt.

JJ
23. April 2024 - 8.59

Vor 40 Jahren gab es schon Schnee im Mai. Aber keine Sorge.Die 40 Grad werden auch dieses Jahr locker überschritten und im Süden müssen wir heuer schon gießen soweit Wasser vorhanden ist. "Nach Regen folgt Sonnenschein". Noch so eine Weisheit aus dümmlichen Schlagern.