KinderbetreuungErzieher fordern mehr Personal in den „Crèches“

Kinderbetreuung / Erzieher fordern mehr Personal in den „Crèches“
Will die Ausbildungskapazitäten für Erzieher ausbauen: Minister Claude Meisch Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mehr Betreuer und weniger Profitorientierung, dafür gaben im letzten Jahr mindestens 4.823 Luxemburger ihre Unterschrift. Nun wurde die Petition 2707 endlich im Petitionsausschuss behandelt.

Einen besseren Personalschlüssel in Kindertagesstätten und „Maisons relais“ fordert eine Petition, die am Donnerstag in der Petitionskommission der Chamber den Abgeordneten vorgestellt wurde. Petentin Jil Nilles setzt sich für ein deutlich niedrigeres Betreuungsverhältnis ein.  

Aktuell kommen auf eine Betreuungsperson jeweils entweder sechs Kinder unter zwei Jahren, acht Kinder zwischen zwei und vier Jahren oder elf Kinder über vier Jahre. Dieses Verhältnis habe sich seit 2013 nicht geändert. Nilles wünscht sich eine radikale Reform. Idealerweise solle ein Erzieher maximal drei Kinder unter zwei Jahren, fünf zwischen zwei und vier Jahren oder sieben ab vier Jahren betreuen müssen.

Dahinter steht die Forderung nach mehr Fachkräften. Eine Anstrengung, die aufgrund der Rekrutierung und Ausbildung neuen Personals mehrere Jahre dauern wird. In Luxemburg habe man viele Berufe, die die Lücken in der Betreuung schließen könnten, was das Land stark von seinen Nachbarländern unterscheide. Laut Jil Nilles seien in den Kindertagesstätten zehn Prozent der Angestellten unqualifiziert. Das Vorhandensein neuer Abschlüsse mit DAP und CCP im Erziehungs- und Betreuungsbereich solle sich mehr im Personalschlüssel widerspiegeln, fordert Unterstützer Yves Kails.  

Lange Arbeitszeiten auf Kosten der Kinder

Nilles merkt an, dass viele Eltern keine Chance haben, sich mehr um ihre Kinder zu kümmern, weil sie zu viel arbeiten müssten. Auch komme es vor, dass Kinder von Erziehern Medikamente bekommen oder von diesen sogar zu Arztterminen begleitet werden – statt von ihren Eltern oder medizinisch ausgebildetem Fachpersonal. Das sei nicht zum Wohle der Kinder. 

Was ist unserer Gesellschaft wichtiger? Profit des einzelnen Kindes oder der Profit der Organisationen?

Jil Nilles, Petentin

Kails erläutert und bezieht sich dabei auch auf den jüngst vorgestellten Bericht zur Gesundheitsversorgung luxemburgischer Kinder. Laut dem Ombudsmann für Kinder und Jugendliche (OKaJu) existieren starke Qualitätsunterschiede in der Gesundheitsversorgung von Kindern verschiedener Einkommensklassen. Hinzu komme, so Kails, dass die Kinderbetreuung bei privaten Kindertagesstätten profitorientiert sei und solche Einrichtungen ein Interesse daran haben, Angebote zu entwickeln, bei denen die Kinder möglichst lange in der Kindertagesstätte bleiben. Wenn die Kinderbetreuung gewinn- und profitorientiert ist, sei die Initiative groß, um Eltern Verantwortung abzunehmen, erklärt er. Das bedeute jedoch nicht, dass die Eltern den Zustand der Kinderbetreuung kompensieren sollen. 

„Der soziale Sektor darf nicht profitorientiert sein. Was ist unserer Gesellschaft wichtiger? Profit des einzelnen Kindes oder der Profit der Organisationen?“, fragt Jil Nilles in ihrem Anfangsstatement. 

Manuel Da Costa versucht, die rhetorische Spitze abzuflachen. Es gebe gute private Kitas, man dürfe nicht alle in einen Topf werfen. Jedoch haben Leute erkannt, dass sich mit der Kinderbetreuung auch guter Profit machen lasse. Tendenziell werde bei einer wachsenden Nachfrage dann am Personal gespart. Die höheren Personalkosten könne der Staat kompensieren, erläutert Da Costa.  

Meisch: Ausbildungskapazitäten werden ausgebaut

In einem abschließenden Statement wies Minister Claude Meisch darauf hin, dass laut seinen Zahlen ein Betreuungsschlüssel von eins zu vier herrsche. Dennoch solle sich die Lage seiner Ansicht nach weiter verbessern. Der Koalitionsvertrag sehe dafür unterschiedliche Maßnahmen vor, beispielsweise die Eröffnung eines weiteren Standorts für die Erzieherausbildung im Süden. Die bisherigen Ausbildungskapazitäten sollen ausgebaut werden. Ein französischsprachiger Ausbildungsweg könne ebenfalls dabei helfen, mehr Erzieher zu rekrutieren. 

„Es ist einfach wichtig, dass Kinder, die ganz viele Stunden in einer Institution sind, so gut wie möglich betreut und in ihrer Entwicklung begleitet werden können. Dafür plädieren wir, das ist das Allerwichtigste“, fasst Da Costa das Anliegen der Petition zusammen. 

CESHA
20. April 2024 - 10.38

Fordern kann man viel. Aber Personal fällt nicht vom Himmel. Und lässt sich auch nicht klonen.