Lycée Nic BieverEltern von Mobbing-Opfer erstatten Anzeige bei Düdelinger Polizei

Lycée Nic Biever / Eltern von Mobbing-Opfer erstatten Anzeige bei Düdelinger Polizei
Eine Gruppe von Jugendlichen hat im „Lycée Nic Biever“ einen Jungen gemobbt und angegriffen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Ein Junge wird im Düdelinger „Lycée Nic Biever“ von mehreren Jugendlichen gemobbt und angegriffen – seine Mitschüler schauen zu und filmen den Angriff. Das Video macht seit vergangenem Freitag seine Runden in den sozialen Medien. Die Schuldirektion hat einen „Conseil de discipline“ einberufen und die Eltern haben bei der Polizei Anzeige erstattet.

Ein Schüler filmte mit seinem Mobiltelefon einen Mobbingangriff im Düdelinger „Lycée Nic Biever“ und teilte das Video dann in den sozialen Netzwerken. Die Aufnahme macht seit vergangenem Freitag seine Runden auf Facebook – und sorgt für entsetzte Reaktionen. Die Direktion des Lyzeums schrieb am Mittwoch auf Facebook zu dem Vorfall: „Die betroffenen Schüler wurden identifiziert; wir haben sie und ihre Eltern kontaktiert und einberufen.“

Außerdem habe die Schule einen „Conseil de discipline“ einberufen. Dieses Gremium wird laut Beitrag ab „heute“ – also Mittwoch – die nötigen Entscheidungen treffen. Dabei handelt es sich laut Bildungsministerium allerdings um einen anderen Disziplinarausschuss, der schon vor dem Vorfall aus einem anderen Grund einberufen worden war. „Die Prozedur des ’Conseil de discipline’ sieht vor, dass mindestens sieben Tage zwischen der Einberufung und der Sitzung liegen müssen“, sagte eine Sprecherin des Bildungsministeriums dem Tageblatt gegenüber. Die Disziplinarausschüsse der betroffenen Schüler würden also erst nach den Pfingstferien stattfinden. Die Entscheidungen der Ausschüsse werden laut Sprecherin nicht veröffentlicht.

Die Polizei ermittelt

Das „Lycée Nic Biever“ hat die Polizei mit einbezogen und zwei Schüler wurden bereits verhört, schreibt die Schuldirektion in ihrem Facebook-Beitrag. Laut einer Polizeisprecherin ist das Video vergangenen Freitag im Netz aufgetaucht – besorgte Bürger haben die Beamten am Wochenende dann darauf aufmerksam gemacht. Die Familie des Opfers habe mittlerweile Anzeige bei der Düdelinger Polizei erstattet. „Wir versuchen in so einem Fall, das Maximum an Informationen zu sammeln“, sagte eine Polizeisprecherin dem Tageblatt gegenüber. Die Beamten würden sich dann mit den Eltern, Kindern und der Schule unterhalten, um den genauen Tatbestand – sowie vorherige Fälle – zu ermitteln.

„Bei solchen Aufnahmen soll der erste Reflex nicht sein, das Video weiter öffentlich zu teilen, sondern es bei uns zu melden“, betonte die Sprecherin der Polizei. Dafür gebe es drei Möglichkeiten: das E-Kommissariat, die Polizei-App oder per private Nachricht in den sozialen Netzwerken.

Das Tageblatt hat am Donnerstag mehrmals um ein Gespräch mit dem Direktor des Lyzeums, Roger Roth, ersucht und wurde immer wieder gebeten, später anzurufen. Ab 16.45 Uhr ging niemand mehr ans Telefon – obwohl diese Uhrzeit vorher ausgemacht war.

Problem Mobbing

Eine deutsche Studie, die das Robert Koch-Institut 2020 veröffentlicht hat, beschäftigt sich mit Mobbing und Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass nach wie vor mehr als jeder siebte Schüler in Mobbing involviert ist. „Es kann somit davon ausgegangen werden, dass es in jeder Schulklasse Schüler gibt, die unter Mobbing leiden“, steht in der Studie. Die Entwicklung, Evaluation und Implementierung von schulweiten und nachhaltig wirksamen Anti-Mobbing-Strategien und -Programmen solle deshalb weiter ausgebaut werden.

In Luxemburg gibt es mehrere Hilfestellen und Projekte, um vorbeugend gegen Mobbing vorzugehen. So soll ab dem Schuljahr 2021/22 das Projekt zur Gewaltprävention „S-Team: Setz dech an!“ beginnen. Die Initiative soll junge Menschen dazu ermutigen, mehr Verantwortung für die Prävention von Gewalt in all ihren Formen zu übernehmen. Zu diesem Zweck soll das Projekt sie ermutigen, über sensibilisierende Maßnahmen und Aktivitäten für ihre Altersgenossen nachzudenken und diese mit Unterstützung der Betreuer durchzuführen.

„Bleif net eleng, ruff un!“

Das „Kanner- a Jugendtelefon“ (KJT) bietet Kindern und Jugendlichen einen geschützten Ort, wo sie anonym und vertraulich über ihre konkrete Situation reden können – am Telefon, im Chat oder in der Onlineberatung. Es ist egal, ob es sich dabei um Mobbing oder um etwas anderes handelt.

Probleme? Ruf an!
Tel.: 11 61 11
Internet: www.kjt.lu


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Grober J-P.
22. Mai 2021 - 20.42

Hoffentlich wird richtig ermittelt und die Sache nicht als "Kannerei" abgetan, wie schon einmal miterlebt.

Jemp
20. Mai 2021 - 20.49

Noch ein paar Gelegenheitspädagogen, Aushilfslehrerstellvertreter und Quereinsteiger einstellen, dann geht's bestimmt besser.