Ein Bakterium im Kampf gegen das Denguefieber

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In tropischen Ländern können Stechmücken das gefährliche Denguefieber übertragen. Australischen Forschern ist es gelungen, diese Tiere nun mit Artgenossen zu bekämpfen. So wurde die gefährliche Viruserkrankung in einer Stadt im Norden Australiens inzwischen ausgemerzt.

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney

Denguefieber ist eine der Tropenkrankheiten, an die Mitteleuropäer eher selten denken. Doch wer gerne in subtropische oder tropische Länder wie Thailand reist, muss sich durchaus mit dem gefährlichen Tropenvirus auseinandersetzen. Übertragen wird die Fiebererkrankung durch Stechmücken. Eine erste Infektion ist meist noch kein allzu großes Problem, doch bei der wiederholten Ansteckung kann die Krankheit tödlich enden.

Erste Symptome ähneln einer Grippe

Infizierte Patienten klagen über hohes Fieber sowie starke Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen – ähnlich wie bei einer Grippeerkrankung. Bei einer zweiten oder dritten Übertragung können innere Blutungen auftreten. Insgesamt erkranken weltweit rund 390 Millionen Menschen jedes Jahr an Denguefieber. Bis zu 25.000 Menschen sterben jährlich daran.

Auch im tropischen Norden Australiens kam es immer wieder zu Ausbrüchen der gefährlichen Krankheit. Doch australische Forscher haben es zum ersten Mal geschafft, eine gesamte Stadt wieder „sicher“ zu machen. Ihnen ist es gelungen, die Krankheit in Townsville an der Ostküste des Kontinents vollkommen auszumerzen. Seit 2014 ist kein Denguefieber-Fall mehr bekannt geworden. Gelungen ist dies den Forschern dank spezieller Mücken, die sie mit dem natürlich vorkommenden Bakterium Wolbachia geimpft haben, das die Übertragung des Virus hemmt.

Die Mücken wurden zunächst in Gefangenschaft gezüchtet und später in Townsville über vier Regenzeiten hinweg freigelassen. Der Ort mit seinen rund 190.000 Einwohnern unterstützte das Projekt – selbst Schulkinder ließen die gezüchteten Mücken frei.

Wie erwartet paarten sich die Tiere mit anderen Moskitos, auch mit Tieren, die Denguefieber übertragen hätten. Auf diese Weise verbreiteten sich die Wolbachia-Bakterien in den Mückenpopulationen. Die Übertragung des Virus wurde eingedämmt und seit vier Jahren ist die Stadt nun völlig frei von Denguefieber.

Hoffnung auch bei Zika und Malaria

Die australischen Forscher der Monash-Universität in Melbourne glauben nun, dass auf ähnliche Art und Weise auch anderen von Moskitos übertragene Krankheiten wie dem Zika-Virus oder Malaria Einhalt geboten werden kann.

„Wir haben derzeit nichts, mit dem wir diese Krankheiten verlangsamen können – sie werden sogar noch schlimmer“, sagte Scott O’Neill, der Direktor des World-Mosquito-Programms an der australischen Universität, dem Guardian. Ihre Studie, die auf der von Bill Gates finanzierten Seite „Gates Open Research“ veröffentlicht wurde, sei erstmals vielversprechend. Nach Meinung des Forschers gibt es zudem keinen ökologischen Nachteil durch die Freisetzung der Wolbachia-tragenden Moskitos.

In Townsville habe man das Projekt schnell, kostengünstig und effektiv umsetzen können. In weiteren elf Ländern wird das Programm derzeit bereits getestet. Als nächstes will das australische Team versuchen, Denguefieber in der indonesischen Stadt Yogyakarta mit knapp 400.000 Einwohnern auszurotten.

Häufigste Viruserkrankung, die Moskitos verteilen

Derzeit ist das Denguefieber noch die häufigste Viruserkrankung, die von Stechmücken übertragen wird. Neben dem nördlichen Australien und Südostasien kommt sie auch in anderen Teilen Asiens, Süd- und Mittelamerika sowie in Afrika vor.

Vor allem das beliebte asiatische Urlaubsland Thailand hat einen Anstieg von Infektionen verzeichnet, sodass das deutsche CRM Centrum für Reisemedizin diesen Sommer Thailand-Urlauber sogar vor der Krankheit gewarnt hat.

Seit Anfang des Jahres seien über 32.000 Infektionen und 41 Todesfälle gemeldet worden, heißt es auf der Webseite des CRM. Besonders betroffen sind demnach die Region um Bangkok und der Süden des Landes.