LuxemburgDie Magie der Entschlossenheit: David Goldrakes inspirierende Geschichte

Luxemburg / Die Magie der Entschlossenheit: David Goldrakes inspirierende Geschichte
David Goldrake: „Ich habe noch viele Ziele nicht erreicht. Aber das Hauptziel ist immer noch, eine größere Tournee durch Amerika zu machen und dann von dort aus durch den Rest der Welt zu touren“. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Seine Reise begann bereits in jungen Jahren, als er die Zauberkunst für sich entdeckte und davon träumte, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Doch dieser Traum war nicht nur eine flüchtige Fantasie – es war ein fester Entschluss, der David Goldrake auf eine bemerkenswerte Reise führte.

Von den Tagen im Universitätsstudium bis zu seiner Arbeit in der Gemeindeverwaltung und der Buchhandlung Ernster hat David Goldrake seine wahre Berufung nie aus den Augen verloren. Heute ist er nicht nur ein bekannter und gefragter Magier, sondern auch ein Beispiel für Entschlossenheit und eine unbeugsame Hingabe. Im Tageblatt-Interview gewährt David Goldrake Einblicke in seine außergewöhnliche Karriere und die inspirierende Kraft seiner Leidenschaft.

Tageblatt: Was sagt Ihnen mehr zu: ein Auftritt vor 1.000 oder zehn Leuten?

David Goldrake: Dabei handelt es sich um zwei sehr unterschiedliche Dinge, die ich beide sehr gerne mag. Die große Show ist für mich theatralischer, es geht darum, schöne Bilder zu schaffen, und ich mag die körperliche Präsenz sehr. Die kleinere Show hingegen ist für mich intimer. Dort bin ich näher an den Menschen und spüre ihre Energie.

Seit 2017 leben Sie in den USA. Was hat Sie dazu bewegt, nun wieder ein paar Shows in Luxemburg zu veranstalten?

Das war Zufall. Ich habe im vergangenen Oktober meinen 50. Geburtstag gefeiert. Ich habe eine Pressemitteilung verschickt und ein paar Interviews gegeben. Als diese veröffentlicht wurden, war ich plötzlich wieder im Rampenlicht. Anschließend organisierte ich eine Reihe von Shows in Luxemburg, und das ist großartig. Ich liebe Luxemburg, ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen. Es ist schön zu sehen, wie alles sich entwickelt hat, wie sich die Leute entweder verändert haben oder eben nicht verändert haben.

Es können nicht viele Luxemburger von sich behaupten, in den USA erfolgreich zu sein. Erzählen Sie uns ein wenig, wie es dazu kam.

Es war immer ein Teil meines Ziels, des großen Masterplans, weil Vegas immer noch die Hauptstadt des Entertainments ist, und Vegas ist sozusagen eine Bestätigung für mich. Diejenigen, die dort landen, diejenigen, die dort eine Show haben, haben es geschafft. Ich wollte mir einfach beweisen: „Du bist gut, du bist ein guter Künstler, du machst etwas, das die Leute interessiert, das die Leute berührt.“ Und bei allen Entscheidungen, die ich getroffen habe, bei jedem Schritt in meiner Karriere hatte ich Las Vegas immer im Hinterkopf. So kam es dann, dass ich 2014 in Reno im GSR aufgetreten bin. Sie hatten damals die größte Indoor-Bühne der Welt und gaben mir einen Vertrag für drei Monate. Im Publikum waren oftmals Leute aus Las Vegas, Produzenten, Entertainer usw. Und das Feedback, das ich dort bekommen habe, hat mir dann den Mut gegeben, Vegas zu kontaktieren. Dann, im Jahr 2016, war es so weit. Wir unterzeichneten einen Vertrag mit dem Tropicana in Las Vegas und 2017 ging es schon los. Leider wurde das Tropicana am 2. April dieses Jahres geschlossen und wird sogar abgerissen. Seitdem bin ich auf Tournee, mit teilweise kleineren Shows, teilweise größeren Shows, sei es an der Westküste, Ostküste oder sonst irgendwo auf der Welt, in Hawaii, in China und so weiter und so fort.

Und bei allen Entscheidungen, die ich getroffen habe, bei jedem Schritt in meiner Karriere hatte ich Las Vegas immer im Hinterkopf

Was sind einige der Unterschiede, die Sie zwischen der Unterhaltungsbranche in den USA und in Luxemburg oder Europa wahrgenommen haben?

Es ist wie Tag und Nacht. Amerika ist sehr stark auf Entertainment ausgerichtet, der Künstler oder Performer hat dort einen ganz anderen Status als hier. In Luxemburg gibt es immer noch das Vorurteil, dass es dem Künstler schlecht geht, dass man nicht davon leben kann. Ich war keine drei Tage hier, da kam schon die Frage: Kann man denn davon noch leben? Wir machen das seit 25 Jahren! Und ich sehe doch nicht aus, als würde ich verhungern. In Amerika ist der Job einfach ein Teil des Lebens, ob du nun Journalist bist, Zauberer, Koch, Bäcker, Reinigungskraft oder Bankdirektor – du bist einfach ein Mensch. Und sie führen vor allem ein glückliches Leben, nicht wie verschiedene Menschen, die seit 30 Jahren unglücklich im selben Job festhängen. Der Luxemburger ist da einfach sicherheitsorientierter. Ich habe mich eigentlich nie irgendwo wohlgefühlt, oder als würde ich dazugehören. Hier in Luxemburg habe ich zu groß geträumt, und als ich nach Las Vegas gegangen bin, war es fast nicht genug. Ich muss einfach meinen Weg gehen, was auch in Ordnung ist. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Und deshalb habe ich jetzt die Bühne als meinen „Safe Space“, wo ich meine Kunst teilen kann.

Welche Herausforderungen haben Sie als ausländischer Künstler aus dem kleinen Luxemburg in den USA erlebt, und wie sind Sie damit umgegangen?

Ich wollte es damals nicht so richtig wahrhaben, aber es gab zwei große Herausforderungen. Die erste war: 2015 hatte ich einen Unfall mit Abbey, meiner heutigen Ex-Frau, bei dem sie sich das Genick gebrochen hat und nun im Rollstuhl sitzt. Ich hatte und habe selbst immer noch viele Nachwirkungen, die ich damals aber nicht richtig wahrgenommen habe, weil ich mich um Abbey gekümmert habe. Auf der einen Seite hatte ich meine Show, die mega intensiv war, und habe nonstop gearbeitet. Trotzdem habe ich mich vor allem auf Abbey konzentriert, weil das für mich viel wichtiger war als die Show. Und das war eine riesige Herausforderung. Das waren 21 Stunden jeden Tag. Ich bin morgens um vier Uhr aufgestanden und abends um eins ins Bett. Da bist du total erschöpft, aber du musst trotzdem auf der Bühne lächeln. Irgendwie hab ich das alles geschafft, fragen Sie mich nicht wie, ich weiß es nicht, aber ich habe es einfach hingekriegt. Und die zweite Herausforderung war die Kultur. Ich war 40 Jahre alt, als ich dorthin gezogen bin, und der kulturelle Unterschied, den man erlebt, ist viel einfacher zu verstehen, wenn man jünger ist. Es war eine große Herausforderung, zu lernen, wie die Amerikaner funktionieren, was ihre Werte sind, im Vergleich zu denen, die ich mit auf den Weg bekommen habe.

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Was waren Ihre Highlights?

Die Tatsache, dass ich hier sein darf, die Tatsache, dass ich meinen Traum, meine Mission, meinen Zweck erreicht habe, das ist ein riesiges Plus. Die Tatsache, dass ich durch die große Show viel mehr Menschen beeinflussen kann, das ist einfach mega genial. Ich habe super interessante Leute kennengelernt. Es ist ein anderes Leben. Es gibt also viele Highlights. Aber ich denke, das schönste Highlight ist einfach hier sein zu können und auch den Luxus zu haben, hin- und herreisen zu können.

Sie waren 2020 auch einer der ersten Magier, die ihre Shows virtuell präsentierten. Wie kam es dazu und was waren die Herausforderungen?

Das war extrem herausfordernd für uns alle. Sobald wir wussten, dass die Pandemie länger als nur ein paar Wochen dauern würde, ließ ich ein professionelles Produktionsstudio in Vegas einrichten, mit dem ich auch heute noch zusammenarbeite. Wir haben dort gleich vier Bühnen aufgebaut, vier verschiedene Dekore, mehrere Kameras. Ich habe eine ganz neue Show geschrieben, eben für diese virtuellen Umstände. Man sieht ja kein Live-Publikum und muss darauf achten, dass die Leute aufmerksam bleiben. Und das war am Anfang extrem schwierig. Auch den Rhythmus, den Flow einer Show zu bestimmen, war schwierig, weil man die Energie der Leute nicht spürte. Ich habe es aber nie zu hundert Prozent genossen, weil ich das Publikum nicht richtig spüren konnte. Trotzdem habe ich extrem viel gelernt, sowohl technologisch als auch was die Performance betrifft. Faszinierende Zeiten.

In einer Branche, in der die Innovation und die Anzahl an Tricks durch das Internet explosiv zugenommen haben, wie entwickelt man da noch neue und beeindruckende Konzepte?

Es gibt verschiedene Art und Weisen. Ich habe eine riesige Bibliothek mit ein paar tausend Büchern über Zauberkunst, wovon einige bis ins 18. und 17. Jahrhundert zurückreichen. Dort finde ich Inspiration, passe die Tricks an die heutige Zeit an, wandele sie etwas um, bis ich eine richtig coole Prämisse erhalte. Und dann gibt es auf der anderen Seite die Kreatoren. Ich arbeite sehr viel mit Jim Steinmeyer zusammen, der in LA lebt und bei Zauberkünstlern weltweit bekannt ist. Er hat Illusionen für Disney gemacht, für das West End, viele Musicals, er hat den Teppich im Aladdin-Musical am Broadway gestaltet und vieles mehr.

Sie haben also quasi alles erreicht, was ein Magier erreichen kann: Was bleibt jetzt noch übrig?

Oh, ich habe noch viele Ziele nicht erreicht. Aber das Hauptziel ist immer noch, eine größere Tournee durch Amerika zu machen und dann von dort aus durch den Rest der Welt zu touren. Ich wünsche mir noch ein TV-Special auf einem größeren Streaming-Dienst oder Fernsehsender. Ich würde gerne Social Media weiter erkunden, um herauszufinden: Wie hat sich der Markt verändert? Was passiert mit Live-Entertainment? Und kann ich mich dort auch entwickeln? Auch KI ist ein wichtiges Element. Die letzten Poster haben wir mit KI gemacht, als Experiment. Das ist sehr gut angekommen. Die Leute haben es erst gar nicht richtig gemerkt. Es ist faszinierend, die neuen Medien zu erkunden und auch zu sehen, wie die Gesellschaft damit arbeitet und wie ich das als Entertainer nutzen kann oder soll. Das heißt, es gibt mega, mega viele Projekte, die noch kommen.


Am heutigen Samstag tritt David Goldrake im ausverkauften Kulturzentrum in Sandweiler auf. Wer sich sputet, bekommt vielleicht noch das ein oder andere Ticket für seine baldige Show in Frisingen.

Leila
6. Mai 2024 - 9.33

Interview mit einem interessanten Partner - keine Fragen mehr offen! Mit seiner beachtlichen Bibliothek wird er wohl nicht mehr nach hierher umziehen.