Overshoot DayCSDD: Exponentielles Wachstumsmodell von Luxemburg ist „physikalisch unmöglich“

Overshoot Day / CSDD: Exponentielles Wachstumsmodell von Luxemburg ist „physikalisch unmöglich“
Am 20. Februar ist „Luxembourg Overshoot Day“: Das Großherzogtum liegt hinter Katar auf Platz zwei des negativen Rankings Symbolfoto

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Der „Luxembourg Overshoot Day“ ist dieses Jahr am 20. Februar. Der Nachhaltigkeitsrat nutzt den Anlass, um das exponentielle Wachstumsmodell des Großherzogtums zu kritisieren: Ohne Reform würden 2070 1.715.000 Beitragszahler benötigt werden, um das Rentensystem am Laufen zu halten.

Der „Conseil supérieur pour un développement durable“ (CSDD) und der Jugendrat kritisieren in einer Pressemitteilung am Freitag das exponentielle Wachstumsmodell, auf dem das Luxemburger Rentensystem basiert.

Anlass ist der „Luxembourg Overshoot Day“ am 20. Februar. An diesem Tag hätte die gesamte Welt die jährlichen Ressourcen aufgebraucht – würde sie so viel wie das Großherzogtum konsumieren. Luxemburg befindet sich wie im Vorjahr hinter Katar auf dem zweiten Platz in der negativen Rangliste. Es sei unbestreitbar, „dass allein die Einwohnerinnen und Einwohner Luxemburgs immer noch viel zu viel verbrauchen“, schreibt der CSDD.

Der CSDD hat 2023 in einer Studie den ökologischen Fußabdruck Luxemburgs aufgeschlüsselt. Nicht nur der Konsum, sondern auch die wirtschaftlichen Aktivitäten, die Größe der Wirtschaftssektoren, der Lebensstandard und die Kaufkraft der Bevölkerung spielen eine Rolle. Eins hätten alle Elemente gemeinsam: Sie seien für das Sozialsystem und insbesondere das Rentensystem unerlässlich.

Der ökologische Fußabdruck Luxemburgs aufgeteilt in sieben Bereiche und deren Ressourcenbedarf in „Erden“
Der ökologische Fußabdruck Luxemburgs aufgeteilt in sieben Bereiche und deren Ressourcenbedarf in „Erden“ Grafik: CSDD

Immer mehr Wachstum

Um das luxemburgische Sozialsystem zu sichern, braucht es immer mehr Wachstum. Das kritisierte kürzlich erst das „Mouvement écologique“. Der CSDD spricht in der Pressemitteilung von einem „exponentiellen Wachstumsmodell“: einem kontinuierlichem und von Jahr zu Jahr schnelleren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Es handle sich um eine Art des Wachstums, das einen immer größeren Verbrauch zur Folge habe. Ein solches Wachstumsmodell habe keinen Platz „in einer Welt der begrenzten Ressourcen und Produktionskapazitäten, in der die Umwelt außerdem bereits unter Druck steht“.

Die Zahlen würden für sich sprechen, schreibt der CSDD. Hätte es in den 2000er Jahren noch Projektionen für das Bevölkerungswachstum in Luxemburg mit 700.000 Einwohnern im Jahr 2050 gegeben, werde der Wert nach aktuellem Stand 2026 oder 2027 erreicht. Die beitragszahlenden Grenzgänger noch gar nicht mitgezählt. Auch beim Zuwachs der Beschäftigten im Großherzogtum handle es sich um exponentielles Wachstum: von 264.000 Personen im Jahr 2000, zu 359.000 im Jahr 2010, 471.600 im Jahr 2020 und 502.600 im Jahr 2022.

Die Bevölkerungsentwicklung und das BIP-Wachstum haben sich in den letzten zwanzig Jahren beschleunigt
Die Bevölkerungsentwicklung und das BIP-Wachstum haben sich in den letzten zwanzig Jahren beschleunigt  Grafik: CSDD

Das Rentensystem rutsche voraussichtlich 2027 ins Defizit, steht in der Pressemitteilung. Und: Nach Berechnungen der „Generalinspektion der sozialen Sicherheit“ (IGSS) würden – ohne Reform – 2070 1.715.000 Beitragszahler benötigt werden, um das System am Laufen zu halten. Zusammen mit den 555.000 vom IGSS geschätzten Rentnern ergebe das eine Bevölkerung von mindestens 2.270.000 Einwohnern. Angenommen, die Zahl der Grenzgänger werde bei 500.000 gedeckelt sein, würde das tagsüber eine Population von 2.700.000 Menschen bedeuten.

Das Ponzi-System

„Bei dem sog. Ponzi-System handelt es sich um ein Finanzkonstrukt, bei dem Investitionen durch die Gelder einer immer größer werdenden Gruppe von Neueinsteigern und Investoren gedeckt werden. Folglich basiert das System auf exponentiellem Wachstum und läuft daher auf einen Zusammenbruch zu.“ 

Quelle: CSDD

Ein Ponzi-System?

Für den CSDD ist das „eine Hochrechnung, die an das Ponzi-System (siehe Infobox) erinnert“. In diesem Kontext bedeute das, dass der Lebensstandard einer Generation durch den Wohlstand gesichert werde, den die nächste Generation schaffe. Ohne exponentielles Wachstum sei dieses System nicht aufrechtzuerhalten.

Das könne aber aus zwei Gründen nicht funktionieren. Zum einen seien die Ressourcen und Produktionskapazitäten begrenzt. Zum anderen sei „die Wirtschaftsgeschichte eine Geschichte der Schwankungen, das heißt der Perioden von Wachstum, Stagnation und Rezession“, schreibt der CSDD. Und diese Schwankungen dürften sich auch in Zukunft fortsetzen. Die Notwendigkeit eines exponentiellen Wachstums für die Sicherung des Rentensystems stelle nicht nur eine immer weiter steigende Hypothek für junge Menschen dar, sondern sei „ganz einfach physikalisch nicht möglich“.

Ujheen
18. Februar 2024 - 7.58

@ carlocoin Kéint Där eis w.e.gl. Är Source uginn vum Salaire vum Gérant? Dat wär ongeheierlech a skandaléis wann dat esou wär!!!! Dat wär och d’Personal an déi ganz Philosophie wou do hannendrunner steet mat Féiss an den Oa… gerannt. (Entschëllegt deen Ausdrock, mais dee passt am Beschten!)

carlocoin
17. Februar 2024 - 10.46

Nëmmen eng Initiativ wéi den Benu Village mat engem gérant matt 14000 eu Pei den Mount kann en Overshootday verhënneren.