Beim „All you can walk … in 24 h“ wird gewandert, bis die Füße abfallen

Beim „All you can walk … in 24 h“ wird gewandert, bis die Füße abfallen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

200 Leute standen am Freitag in der Coque an der Startlinie zum ersten „All you can walk … in 24h“ der Fédération luxembourgeoise de marche populaire (FLMP). „Solange die Füße nicht abfallen, geht der Rest auch noch.“ Ermutigende Worte des FLMP-Präsidenten Romain Buschmann, die hier niemand hören muss. Denn alle, die sich für dieses Event eingeschrieben haben, wissen, welche Herausforderungen sie sich selbst auferlegt haben: Wandern, bis es nicht mehr geht.

Von unserem Korrespondenten Misch Pautsch

Eine 140 Kilometer lange Wanderstrecke liegt vor den 200 Teilnehmern, die sich am Freitag um 19.00 Uhr in der Coque versammelt haben. 100 weitere haben sich für die kürzeren Distanzen, je sechs oder 13 Kilometer, eingeschrieben. 24 Stunden haben sie Zeit, um durch die Nacht hindurch so viel zu wandern, wie sie wollen und können. Vier Schleifen in alle Himmelsrichtungen mit insgesamt 103,3 Kilometern Länge und eine optionale Marathon-Wanderung für all diejenigen, die auf ein Total von 119 Kilometern kommen wollen, wurden von 100 freiwilligen Helfern aus allen Wandervereinen des Landes vorbereitet. Welche Distanz von den einzelnen Teilnehmern erreicht werden sollen, wird zwar jedem selbst überlassen, aber für einen gemütlichen Sonntagsspaziergang ist sicherlich niemand hierher gekommen.

Auch nicht Jürgen Strunk, der mit seinem Sohn dem Ruf der Langstreckenwanderung aus Deutschland gefolgt ist: „Wir haben natürlich vor, die 119 Kilometer zu machen. Am Sonntag geht’s dann zurück nach Deutschland, dort findet noch eine kürzere 50-Kilometer-Wanderung statt.“ 169 Kilometer an einem Wochenende also. „Ich habe keine Ahnung, woher die Energie herkommt, aber angefangen habe ich, um mit Trinken aufzuhören.“ Einen so konkreten Grund, woher die Motivation kommt, solche Distanzen zu wandern, lässt sich nicht bei allen Teilnehmern des Events finden: Mit einem Schulterzucken und einem lachenden „der Kopf will das, der Rest muss eben auch mit“ erklärt Heinz-Günter Borger seinerseits, warum er die 119 Kilometer schaffen möchte. „Mindestens 119“ scheint das kollektive Mantra all derer zu sein, die wir gefragt haben.

Hauptsache Wandern

Auch Paul Sandt hat sich vorgenommen, die 100 Kilometer dieses Wochenende abzuhaken. Als Verantwortlicher für die Streckenmarkierungen ist er die Schlaufen bereits alle einzeln gelaufen, nun will er sie alle am Stück schaffen: „Sir Edmund Hillary hat einmal über Bergsteiger gesagt: ‚Warum steigen wir auf Berge? Weil sie da sind.‘ Da geht es uns Wanderern nicht anders. Ich scherze nur halb, aber wenn ich einen Grund finden müsste, dann wäre es, dass ich gerne die Landschaften sehe. Es geht mir nicht darum, herauszufinden, wie weit ich komme.“ Dass er insgesamt bereits 110.000 km gelaufen ist und im Laufe der nächsten zwei Jahre seine dritte Weltumrundung abzuschließen plant, zeigt, wie weit einen die Wanderlust bringen kann.

„Es flossen Jahre des gesammelten Wissens in das ‚All you can walk‘. Wir haben uns vorgenommen, dieses Projekt nur zu starten, wenn wir genug Erfahrung gesammelt haben. Nun ist es so weit. Ich kann also mit Recht sagen, dass hier die besten Ideen zusammenkommen.“ Tatsächlich hat es noch nie eine derartige IVV-Wanderung über 24 Stunden gegeben, bestätigen Carol Gloden und Pierette Linden von der FLMP. „Wir organisieren 70 Wanderungen pro Jahr, aber diese ist definitiv eine Besonderheit. Leute aus Dänemark, Schweden, Italien, Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und sogar Japan liefen um Punkt 19.00 Uhr, nachdem das Startband von Parlamentspräsident Mars di Bartolomeo höchstpersönlich durchgeschnitten wurde, aus der Coque der sinkenden Sonne entgegen.