NachrufAdieu aux armes: Ehrencolonel Germain Frantz gestorben

Nachruf / Adieu aux armes: Ehrencolonel Germain Frantz gestorben
Fast 60 Jahre stand Germain Frantz (l.) im Dienst von Großherzog Jean Foto: SIP/Nicolas Bouvy

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Fast 60 Jahre lang hat er an der Seite von Großherzog Jean gestanden. 35 Jahre lang hat er dem Großherzog beruflich in seinem Amt als Flügeladjutant gedient, im Anschluss daran war er sein Kammerherr. Der Ehrencolonel hat seinen gleichaltrigen Dienstherrn um knapp zwei Jahre überlebt. Germain Frantz ist jetzt im Alter von 100 Jahren gestorben.

War Großherzog Jean sein Freund? Diese Frage hat der hochrangige Militärangehörige nie beantwortet. Er hat den Fürsten jedoch während seiner ganzen Amtszeit begleitet, stand ihm bei allen offiziellen und auch vielen inoffiziellen Anlässen zur Seite – und wusste zu vielen Fragen rund um Protokoll, Etikette oder das Leben seines Arbeitgebers eine Antwort. Diese blieb zwar stets im Rahmen der von den Beamten des Hofes verlangten Diskretion, aufmerksame Zuhörer konnten zwischen den Zeilen jedoch manches erfahren.

Verbunden waren Großherzog Jean und Colonel Frantz durch ihre Liebe zur Armee. Sie hat sich in der identischen, geraden Haltung der beiden Männer widergespiegelt, sie fand ihre Wurzeln jedoch in der gemeinsamen militärischen Ausbildung in Großbritannien. Verbunden hat sie auch das Interesse am Zweiten Weltkrieg, den sie zwar unterschiedlich erlebt hatten, aus dem sie jedoch gemeinsame Schlüsse gezogen haben. Als Sekretär des amtierenden Fürsten hat Frantz den regen Schrift- und freundschaftlichen Verkehr des Großherzogs mit seinen ehemaligen Regimentskameraden aus der Nähe verfolgt. Seine eigenen Kriegserinnerungen hat er 1997 unter dem Titel „Nie wieder“ für seine Enkelkinder niedergeschrieben.

Germain Frantz kam am 8. Mai 1921 in Düdelingen zur Welt. Er besuchte von 1934 bis 1938 das hauptstädtische Athenäum, ab 1939 die Industrieschule auf Limpertsberg. 1942 ereilte ihn das Schicksal der Luxemburger Jungen: Er wurde zuerst in den Reichsarbeitsdienst einberufen und kam dann, nach sieben Monaten im Erzgebirge und in Lettland, in die Wehrmacht, mit der er in Weißrussland kämpfte.

Ab 1961 Flügeladjutant

Seinen Heimurlaub im Juni 1944 nutzte Germain Frantz, um zu desertieren. Zusammen mit 122 weiteren Kriegsflüchtlingen erlebte er das Kriegsende im stillgelegten Stollen des „Hondsbësch“ in Niederkorn.

Dankbar über die Befreiung des Landes, schlug sich der junge Mann unmittelbar zu den amerikanischen Streitkräften und später zur neuen Luxemburger Armee. Mit Stolz erzählte er, einer der 40 Ersten gewesen zu sein.

Hier strebte er eine Offizierslaufbahn an. Dafür musste er ein weiteres Mal sein „Premièresexamen“ ablegen, weil sein deutsches Abitur nicht anerkannt wurde. Von 1949 bis 1954 wurde er am „Royal Military College“ in Barmouth (Wales) und an der „Ecole royale militaire“ in Brüssel ausgebildet.

Sein Lebenslauf hatte Großherzogin Charlotte beeindruckt und so wurde er ab 1961 dem damaligen Erbgroßherzog Jean als Flügeladjutant zur Seite gestellt, war Sekretär und persönlicher Assistent. An der Seite von Großherzog Jean erlebte er dessen Amtsantritt und den Verzicht auf den Thron. Zu seinen markantesten Erinnerungen gehören die Staatsbesuche bei General De Gaulle und Präsident John F. Kennedy. Auch die Naturverbundenheit hat „Jim“ Frantz mit seinem Arbeitgeber geteilt.

Seine letzten Jahre hat der Ehrencolonel im Altersheim der „Fondation Roehr-Katz“ verbracht. Mit Interesse hat er jedes Jahr an dem dort organisierten jüdischen „Pessach-Fest“ und dem dazugehörigen Dinner teilgenommen.

Colonel Frantz hinterlässt einen Sohn und eine Tochter, sechs Enkelkinder und vier Urenkel.