BGL Ligue und CoronaBis zu 30 Prozent Einnahmeverlust

BGL Ligue und Corona / Bis zu 30 Prozent Einnahmeverlust
Einige BGL-Ligisten hängen wegen der Corona-Krise finanziell in den Seilen Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Die Corona-Krise legt die Welt lahm. Davon sind auch die Vereine aus der BGL Ligue betroffen. Am Mittwoch entschied der nationale Fußballverband, den Ball in Luxemburg bis mindestens zum 27. April ruhen zu lassen. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Bei einigen Klubs wird es in den kommenden Monaten zu einem Einnahmeverlust von bis zu 30 Prozent kommen. Andere versuchen, mit Kurzarbeit über die Runden zu kommen.

Die Finanzen eines Amateurvereins sind oft ein wackliges Konstrukt. In vielen Fällen geht die Rechnung am Ende des Monats nur sehr knapp auf. Vor allem betroffen sind Vereine, die professionelle Sportler in ihren Reihen haben oder Dienstleistungsverträge („contrat de louage“) anbieten. In diesem Fall befinde sich in der BGL Ligue alle 14 Vereine.

Am meisten betroffen ist der F91 Düdelingen. Der amtierende Meister der BGL Ligue hat 48 Spieler und Trainer unter Vertrag stehen. Der Großteil hat einen Dienstleistungsvertrag. F91-Mäzen Flavio Becca traf bei seinem anderen Verein in Virton die Entscheidung, die Spieler vorübergehend in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Ein Manöver, das bei den Spielern überhaupt nicht gut ankam, denn der Unterschied zwischen dem Durchschnittssalär bei Excelsior und dem belgischen Arbeitslosengeld ist riesig.

Dies ist in Luxemburg nicht der Fall. Am vergangenen Montag verkündete Arbeitsminister Dan Kersch, dass auch die Vereine ohne Gewinnzweck (asbl.) von der Kurzarbeit profitieren können. Im Fall einer Bewilligung kann der Beschäftigungsfonds 80 Prozent des normalen Gehalts übernehmen. Maximal 250 Prozent des sozialen Mindestlohns für nicht qualifizierte Arbeitnehmer (2.141,99 Euro brutto pro Monat) werden ausgezahlt. Konkret würde dies bedeuten, dass höchstens 5.354,97 Euro brutto monatlich bezogen werden können. Der F91 Düdelingen und der Progrès Niederkorn haben bereits eine ganze Reihe an Kurzarbeit-Anträgen eingereicht. 

„Wasser in den Wein gießen“

Obwohl die Ausgaben teilweise durch den Staat aufgefangen werden, wird die Corona-Krise in den Kassen der BGL-Ligue-Vereine ein Loch hinterlassen. Gestern beschäftigte sich der Ligaverband LFL in einer Videokonferenz mit dem Thema. In Kürze soll ein Leitfaden für die Vereine herausgegeben werden.

Bei den kleineren Vereinen fallen vor allem die Spieltagseinnahmen ins Gewicht. „2.000 bis 3.000 Euro fallen pro Heimspiel weg. Zudem hatten wir ein Jugendturnier und ein Event geplant. Diese Einnahmen fehlen auch in der Kasse“, sagt Luc Hilger. Der Präsident der UNA Strassen und Besitzer einer Treuhandgesellschaft befürchtet in seinem Verein keinen Liquiditätsengpass, weiß aber bereits jetzt, dass die nahe Zukunft nicht so rosig aussehen wird: „Der Umsatz geht bei vielen Unternehmern runter. Wenn das geschieht, dann muss man an den Kosten arbeiten. Einer der ersten Budgetposten, die dann wegfallen, ist das Sponsoring.“

Hilger geht davon aus, dass die Einnahmen des Vereins in den kommenden Monaten um rund 30 Prozent sinken. Bereits jetzt haben zwei Gönner angekündigt, dass sie den Verein in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr unterstützen können. Ein herber Verlust bei einem Gesamtbudget von rund 700.000 Euro. „Jeder muss jetzt Wasser in seinen Wein gießen“, sagt Hilger und meint damit vor allem die Spieler und Trainer, die Geld vom Verein bekommen. In Strassen leben 21 der 23 Kaderspieler nicht vom Fußball und müssen deshalb nicht um ihre Existenz bangen. „Es war uns in der Vergangenheit immer wichtig, Spieler zu verpflichten, die arbeiten oder arbeiten wollen. Bei uns besitzt derzeit keiner einen Arbeitsvertrag“, sagt Hilger.

Gearbeitet wird in Düdelingen und Niederkorn auch – vor allem aber auf dem Fußballplatz. Der Progrès hat für 17 Spieler und Trainer Kurzarbeit beantragt. „Das Gehalt wird nicht reichen, um sich jeden Monat 800 Euro teure Sneakers zu kaufen, um ordentlich zu leben, reicht es aber allemal“, sagt Niederkorns Präsident Fabio Marochi. Beim F91 wurden neun Formulare an die Arbeitsagentur ADEM gesendet – darunter waren Anträge für einen Platzwart, eine Reinigungskraft und einen Physiotherapeuten. Die restlichen 40 Spieler, Trainer und Betreuer des Kaders haben einen Dienstleistungsvertrag und fallen nicht unter die Kurzarbeit-Regelung. „Die kompletten März-Gehälter einschließlich der Prämien werden in den kommenden Tagen noch überwiesen. Danach müssen wir sehen, wie es weitergeht“, sagt Romain Brenner, Finanz-Verantwortlicher der Düdelinger.

Das Gehalt wird nicht reichen, um sich jeden Monat 800 Euro teure Sneakers zu kaufen, um ordentlich zu leben, reicht es aber allemal

Fabio Marochi, Präsident Progrès Niederkorn

Ohne Statut

F91-Präsident Romain Schumacher geht davon aus, dass nach der Krise „nichts mehr so sein wird, wie es einmal war“. Der Verein, der derzeit noch immer von Flavio Becca finanziell stark unter die Arme gegriffen bekommt, wird auch wegen der Einnahmen aus zwei Jahren Europa-League-Gruppenphase in den kommenden Monaten keinen Liquiditätsengpass erleben. Derzeit zahlen die Düdelinger monatlich zwischen 150.000 und 200.000 Euro an Gehältern aus. „Wir werden die Spieler nicht im Regen stehen lassen“, sagt Schumacher und verweist im gleichen Atemzug auf eine Reform, die für seinen Geschmack bereits vor Jahren hätte stattfinden sollen: „Vor zwei Jahren wurde unter dem damaligen Sportminister Romain Schneider über die Möglichkeit gesprochen, ein Statut für Fußballer einzuführen. Heute ist das Dossier noch immer offen, es gibt offiziell noch immer keinen Profivertrag und nicht ist klar.“

Schumacher appelliert aber auch an die Vernunft der Verantwortlichen der Sportvereine: „Wir müssen als Klub realistisch vorgehen und eine vernünftige Einstellung gegenüber der arbeitenden Bevölkerung haben. In Krisenzeiten gibt es immer Menschen, die davon profitieren und andere eben nicht.“

Klubs, die eine Europapokalteilnahme und die damit verbundenen Einnahmen für kommende Saison im Budget mit eingeplant haben, müssen sich nach aktuellem Stand der Dinge (noch) keine Sorgen machen. Die europäische Fußballunion UEFA plant derzeit nicht, die kontinentalen Wettbewerbe abzusagen. Wahrscheinlich ist aber, dass die Qualifikation zur Europa und Champions League mit Verspätung beginnen wird. „Diese Einnahmen sind bei uns eingeplant und wir sind davon überzeugt, dass die UEFA eine Lösung finden wird“, glaubt Progrès-Präsident Fabio Marochi.

Der nationale Fußballverband FLF schließt kategorisch aus, Vereinen, die durch die Corona-Krise rote Zahlen schreiben, finanziell unter die Arme zu greifen. „Es ist eine außergewöhnliche Situation, aber wir können es uns nicht erlauben, unseren 120 Vereinen eine bestimmte Summe auszuzahlen. Wenn bei einem Klub bereits nach zwei Wochen Krise die Kassen leer sind, dann sind die Ausgaben wahrscheinlich nicht der Realität angepasst und ein Umdenken erforderlich“, äußert sich FLF-Präsident Paul Philipp ohne Umschweife.

Weder in Niederkorn noch in Düdelingen, Strassen oder bei den kleinen Vereinen wird die Corona-Krise in den kommenden Monaten zum Bankrott führen. Den Gürtel enger schnallen müssen aber wohl alle. „Vereine, die durch die Corona-Krise zahlungsunfähig werden, standen vorher schon an der Schwelle zum Aus. Für sie war es nur noch der finale Windstoß“, so die Schlussfolgerung von UNA-Präsident Luc Hilger.

Gerner JL
27. März 2020 - 17.59

Kein Problem. Niemand braucht das.