Radsport71. Auflage der Flèche du Sud abgesagt 

Radsport / 71. Auflage der Flèche du Sud abgesagt 
In diesem Jahr wird die „Mur de Wormeldange“ nicht von den Teilnehmern der Flèche du Sud befahren – das Radrennen ist abgesagt.  Archivbild: Marcel Nickels/Editpress

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Mit der Absage der 71. Auflage des Radrennens „Flèche du Sud“ ist der Radsportkalender in Luxemburg um eine weitere Veranstaltung ärmer. Ein historischer Einschnitt für die Veranstaltung, die seit 1951 konstant in jedem Jahr ausgetragen wurde. 

Nur kurze Zeit, nachdem der Belgier Quinten Hermans (Telenet Fidea Lions) im letzten Jahr zum Sieger der 70. Flèche du Sud gekürt wurde und ein Haken hinter die fünftägige Rundfahrt gemacht wurde, trafen sich die Veranstalter und Helfer zum Abschlussessen. „Das machen wir jedes Jahr so, um uns bei den Freiwilligen zu bedanken“, erklärt Mike Lorang, einer der Organisatoren des Radrennens. „Wir lassen die fünf Tage Revue passieren und fangen dann schon an, über die nächste Auflage zu diskutieren.“ Fast ein Jahr bereiten sich die Organisatoren also auf die Veranstaltung vor, die in diesem Jahr ausfällt. Am gestrigen Donnerstag schickte die Vélo-Union Esch die Pressemitteilung raus, dass sie sich dafür entschieden habe, das Rennen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus abzusagen. „Wir hatten gesehen, dass die UCI bis zum 30. April alle Rennen abgesagt hatte“, erklärt Lorang. „Wir hatten immer eine kleine Hoffnung, dass sich die Lage beruhigen würde.“ Das Rennen, das vom 20.5. bis zum 24.5. ausgetragen werden sollte, kommt aber zu früh. „Vor einigen Tagen haben wir dann den schweren Entschluss getroffen, es abzusagen. Wenn man sieht, dass große Veranstaltungen wie der ING Night Marathon abgesagt werden, hätten wir schlecht da gestanden, wenn wir unser Rennen gestartet hätten.“ Bis zur endgültigen Absage habe man an der 71. Auflage der Flèche du Sud gearbeitet, als „wenn nichts gewesen wäre“. Das Rennen aber abzusagen sei letztendlich die „vernünftigste Entscheidung gewesen“, sagt Lorang. „Es wäre einfach unverantwortlich von uns gewesen, das Rennen stattfinden zu lassen.“

Aus sportlicher Sicht trauern die Veranstalter einem attraktiven Teilnehmerfeld hinterher. Mit der Sieger-Mannschaft des letzten Jahres, Telenet Fidea Lions, oder dem Cyclocross-Weltmeister der U23 von 2018, Eli Iserbyt, und weiteren bekannten Namen der Radsportszene war die Rundfahrt sportlich gut aufgestellt. Finanziell hingegen reißt die Absage des Rennens keine große Lücke. „Wir fahren das Rennen nicht, deswegen müssen wir die größten Ausgaben wie Start- oder Preisgeld nicht stemmen“, erklärt Lorang. Schwer falle es den Organisatoren aber doch, das Rennen, das seit 1951 ununterbrochen stattfand, abzusagen. „Wir stecken jedes Jahr so viel Zeit und Leidenschaft in das Rennen, aber in diesem Jahr müssen wir das so akzeptieren“, resümiert Lorang. 

Weitere Rennen betroffen

Das Festival Elsy Jacobs wurde bereits letzten Freitag abgesagt. „Wir haben verfolgt, wie Rennen für Rennen abgesagt wurde“, sagt Michel Zangerlé, einer der Organisatoren des Damenrennens. „Es hat dann ungefähr zwei Wochen gedauert, bis wir uns eingestehen mussten, dass es in diesem Jahr nicht klappen wird.“ Der Radsport-Verein SaF Zéisseng, der hinter der Organisation des Rennens steht, hat über die letzten Jahre immer wieder Geld auf die Seite gelegt. „Finanziell ist das natürlich keine optimale Situation“, erklärt Zangerlé. „Aber wir waren auf eine ähnliche Situation vorbereitet und haben Geld gespart. Wir dachten aber eher daran, dass Sponsoren abspringen oder ähnliches.“ Die UCI habe den Veranstaltern bereits zugesichert, dass die Absage nicht problematisch sei und sie nicht negativ bewertet werde. Somit kann das Rennen auch im nächsten Jahr weiterhin in der Kategorie 2.Pro ausgetragen werden. „Es besteht keine Gefahr, dass wir das Rennen im nächsten Jahr nicht austragen, sollten wir nicht ein identisches Problem haben“, so Zangerlé.

Nach der Flèche du Sud und dem „Festival Elsy Jacobs“ sind auch der 5. GP Bob Jungels (17.5.) und die Rennen des VC Schengen (18.4) abgesagt. Die Tour de Luxemburg (15.9.-19.9.) soll hingegen noch wie geplant stattfinden.

Tour de France mit Einschränkungen?

Im Gegensatz zu den Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft ist die Tour de France als drittes großes Sportereignis in diesem Sommer noch nicht unmittelbar von einer Absage oder Verschiebung bedroht. Vielmehr arbeiten die Verantwortlichen wegen der Coronavirus-Pandemie im Hintergrund laut Medienberichten an einer Ausgabe mit Einschränkungen für die Öffentlichkeit.
Auch Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu bezeichnete die Rundfahrt, die am 27. Juni in Nice starten soll, als Veranstaltung „von größter Bedeutung“. So könnte die Tour, die jährlich von zehn bis zwölf Millionen Radsport-Fans am Straßenrand verfolgt und von rund 29.000 Sicherheitskräften begleitet wird, in diesem Jahr mit einigen Restriktionen ablaufen. Das könnte die Streichung der Werbekarawane oder des Tour-Dorfes vor jeder Etappe betreffen. Zudem könnten die Zuschauer im Start- und Zielbereich, ähnlich wie bei Paris-Nice Mitte März, ausgeschlossen werden. Tour-Chef Christian Prudhomme hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass erst zwei Weltkriege das Rennen stoppen konnten. „Sobald die Aktivitäten wieder aufgenommen werden, wird der Hunger auf das Rennen immens sein.“ Er hoffe, in erster Linie zum Wohle des Landes, dass die Situation bis dahin geregelt sei. Auch für die Teams wäre eine Austragung extrem wichtig. So befürchtet Teamchef Patrick Lefevere vom Rennstall Deceuninck-Quick Step einen Zusammenbruch des Systems bei einer Absage. Der Veranstalter ASO „kann einen Schlag verkraften, die Teams nicht“. (dpa)