25 Jahre Schengener AbkommenTrotz Corona: Europazentrum steht für offene Grenzen

25 Jahre Schengener Abkommen / Trotz Corona: Europazentrum steht für offene Grenzen
Die Krise zeige vor allem jungen Menschen, wie wichtig es sei, sich für offene Grenzen einzusetzen, so Martina Kneip, die Leiterin des Europazentrums in Schengen. Foto: Editpress/Claude Lenert

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bei Führungen im Europazentrum in Schengen wird oft darauf hingewiesen, dass der freie Personen- und Warenverkehr keine Selbstverständlichkeit seien und jeden Tag neu erkämpft werden müssen, sagt Martina Kneip, die Leiterin. Wie wahr. Wegen Corona hat das Zentrum zurzeit zu und die deutsche Grenze ist quasi geschlossen.

Martina Kneip kann es kaum erwarten. Endlich wieder Besuchergruppen zu empfangen. Rede und Antwort zu stehen zu allem, was Schengen und das gleichnamige Abkommen für das Leben in der Europäischen Union bedeuten.

Als Leiterin des Europazentrums weiß sie um dessen Bedeutung. Sie und ihre Mitarbeiter(innen) treffen jährlich auf zigtausende Besucher aus der ganzen Welt. „Von je weiter sie herkommen, umso mehr wissen sie das Abkommen von Schengen zu schätzen.“ Für die Einheimischen sei Schengen ein kleines Dorf an der Mosel. Für die Menschen, die von weiter weg her anreisen, sei es dagegen fast so etwas wie der Nabel der Europäischen Union. „Besonders für Asiaten hat Schengen quasi eine magische Anziehungskraft.“

Keine Selbstverständlichkeit

Dementsprechend hoch sei die Erwartungshaltung, sagt Kneip:. „Da die Idee des Schengener Abkommens für viele eine sehr große Bedeutung hat, gehen sie davon aus, dass sich das auch in der Ortschaft Schengen widerspiegle. Mit einem riesigen Konferenzzentrum oder mindestens einem Stadtzentrum mit Fußgängerzone und allem Drum und Dran.“  Dem ist aber nicht so. Deshalb sei es gerade am Europazentrum, die Bedeutung der Schengener Verträge hervorzuheben und in einen Kontext zu setzen, so Martina Kneip: „Das ist dann schon eine gewisse Verantwortung.“

Sie sagt, dass bei Führungen, vor allem mit jungen Menschen, immer wieder darauf hingewiesen wird, dass der freie Personen- und Warentransport im Schengenraum auch nach 25 Jahren keine Selbstverständlichkeit sei, sondern jeden Tag erkämpft werden müsste. Die Realität gebe diesen Worten heute recht. 

Dass die 25-Jahr-Feier heute wegen Corona ins Wasser fällt, betrübt sie. Dass in den Medien aber jetzt über ganz oder teilweise geschlossene Grenzen, über Probleme der Grenzgänger und Schwierigkeiten des freien Transportes von Waren und Personen geredet wird, sei letztendlich gar nicht mal so schlecht, findet Kneip. Denn erst, wenn man nicht mehr hat, was man sicher in der Tasche wähnte, wird man sich dessen bewusst. So wissen die Menschen und vor allem die Jüngeren wofür sie sich einsetzen müssen, wenn sie frei und grenzenlos unterwegs sein möchten – nach Corona.


Das sind unsere Geschichten zu 25 Jahren Schengener Abkommen

25 Jahre sind es auf den Tag genau her, dass im Schengen-Raum die Grenzen offiziell gefallen sind. Im Europazentrum der kleinen Ortschaft im Dreiländereck hätte am Donnerstagabend gefeiert werden sollen. Martina Kneip, die Leiterin des Zentrums, wollte von den vielen Menschen erzählen, die aus Interesse am Vertrag von Schengen von nah und fern an die Mosel kommen. Unter den Gästen wäre heute Robert Goebbels gewesen. Als Staatssekretär hat er das Abkommen 1985 unterschrieben. Auch Michel Gloden war eingeladen. Der Bürgermeister der Gemeinde Schengen wollte von der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit seinen Kollegen aus Perl und Apach reden. Und den früheren Bürgermeister Roger Weber hätte man sehen können. Ihm ist es zu verdanken, dass der „Geist von Schengen“ im kleinen Moselstädtchen allgegenwärtig ist. Doch aus all dem wird am Donnerstag nichts. Die Feier ist abgesagt. Die Grenze zu Deutschland quasi geschlossen. Ein Trauerspiel. Doch eigentlich auch ein „gutes“ Beispiel, das verdeutlicht, wie absurd geschlossene Grenzen heutzutage sind. Besonders heute. Am 26. März 2020. Dem 25. Jahrestag des grenzenlosen Schengen-Raums.

J.Scholer
26. März 2020 - 16.36

Nun mag für die Jugend offene Grenzen und Warenverkehr in Zeiten des Konsumrausches sehr attraktiv gewesen sein, doch wenn wir die Toten dieser Pestilentie zählen, rückwirkend die Solidarität unter den europäischen Partnern analysieren, werden wir feststellen wieweit Europa in seinen Grundfesten erschüttert ist, wieweit wir von Humanismus und Solidarität abgewichen sind. Der heutige EU Gipfel mit Blick auf die EU Bonds, ist Zeugnis mangelnder Solidarität, humanistischer Denkweise und zeigt uns wessen Geistes Kind in den Machtzentralen mancher Länder herrscht. Übrigens hat Frau von der Leyen , den Mangel an Solidarität in ihrer Rede vor dem EU Parlament umrandet.Europa steht am Scheideweg.Wer Europa nur auf Reisefreiheit und Warenverkehr beschränkt, der hat vom europäischen Gedanken nichts verstanden.