RadsportWie die luxemburgischen Profis mit der Corona-Zwangspause umgehen

Radsport / Wie die luxemburgischen Profis mit der Corona-Zwangspause umgehen
 Montage: Lionel Francois

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Für die luxemburgischen Radprofis ist die Corona-Zwangspause keine einfache Situation. Während die in Luxemburg lebenden Profis noch auf der Straße trainieren dürfen, müssen sich Kevin Geniets und Christine Majerus in ihren eigenen vier Wänden fit halten. 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Radsportler teilweise sechs bis acht Stunden pro Tag auf den heimischen Straßen aufhalten, um an ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Kompliziert wird es für die Profis, wenn ihnen verboten wird, auf den Straßen zu trainieren. Zwar verfügen die meisten Sportler über Hometrainer oder Rollen, doch die Eintönigkeit überkommt die Athleten schnell. Das Tageblatt hat mit sechs luxemburgischen Radsportlern über ihre aktuelle Situation gesprochen. 

Luc Wirtgen trainiert in seinem Elternhaus
Luc Wirtgen trainiert in seinem Elternhaus Foto: Privat

Training auf Distanz

Seit Anfang dieses Jahres sind die Wirtgen-Brüder wieder zusammen in einer Mannschaft. Für den Älteren der beiden, Tom, begann die Saison nach einem Sturz in Saudi-Arabien alles andere als gut. Luc konnte sich hingegen in der belgischen Mannschaft Bingoal-Wallonie Bruxelles etablieren.

Etwa 70 Kilometer trennen die beiden Brüder, wenn sie zu Hause sind. Tom, der große Bruder von Luc, hat sich mit seiner Freundin ein Haus in Wellenstein gekauft, Luc wohnt hingegen noch im Elternhaus in Hostert bei Redingen. Dennoch trainieren beide meistens zusammen.

„Momentan haben wir nur noch Kontakt über das Handy“, erklärt Luc. „Wegen des Coronsvirus trainieren wir getrennt.“ Luc lebt aktuell nach den vom Gesundheitsministerium vorgegebenen Regeln. Bis auf den Kontakt zu seinen Eltern hat er sich isoliert. Das Training findet für den 21-Jährigen dennoch auf der Straße statt. „Solange es erlaubt ist, versuche ich draußen zu trainieren. Es ist eine Umstellung, alleine zu trainieren. Auch die Fitnesstrainings fallen aus, deswegen versuche ich das, so gut es geht, zu Hause nachzuholen.“

In seinem ersten Jahr als Profi hat Luc gleich 16 Renntage verbucht. Der Nachwuchsfahrer konnte dabei mit einem elften Platz bei der Tour of Antalya (2.1) und einem 27. Platz bei der Clásica de Almeria (1.Pro) überzeugen. „Es hilft schon, wenn dein Bruder in derselben Mannschaft ist“, sagt Luc. „Dann hast du die Familie und die Familie des Teams bei dir, das fühlt sich sehr gut an.“

Aufschauen würde er auch zu seinem Bruder. „Er fragt öfter bei mir nach“, erklärt Tom. „Es geht um Informationen über Rennen, an denen ich schon teilgenommen habe, oder um Trainingsmethoden.“ Seit 2017 sind die Brüder wieder Teil einer Mannschaft. Luc konnte die Verantwortlichen 2019 im Development-Team von sich überzeugen. „Er war einer der besten in dieser Mannschaft, deswegen war es normal, dass er zu uns hinzustößt. Er hat nicht lange gebraucht, um sich zu integrieren“, erklärt der große Bruder. Ähnlich wie Luc trainiert auch Tom noch alleine auf der Straße. Einen Hometrainer und Fitnessgeräte habe er zu Hause, sodass er aktuell noch über ein gutes Trainingspensum verfüge.

An seinem ersten Renntag der Saison zog sich der 24-Jährige bei der Saudi-Tour (2.1) eine Schnittwunde zu, die in Luxemburg operiert werden musste. Zwei Wochen verpasste er, Mitte Februar war er dann wieder bei der Tour des Alpes-Maritimes et du Var (2.1) dabei. Die Corona-Pause ist für ihn nun also schon die zweite Zwangspause der Saison. „Meine Meinung ist, dass die aktuelle Situation auch viel mit Respekt zu tun hat“, sagt Tom. „Es geht darum, andere Menschen zu schützen.“ Zwei bis sechs Stunden trainiere er am Tag. Langeweile würde, genau wie bei Luc, noch nicht aufkommen. Tom trainiert zu Hause gemeinsam mit seiner Freundin, Luc verbringt die Freizeit vor allem mit Regeneration sowie Kraft- und Dehnübungen. „Dann sind die Tage auch schon fast vorbei. Eine PlayStation oder Ähnliches habe ich nicht. Ich glaube, das ist auch besser so“, fügt­­ der Jüngere der Wirtgen-Brüder schmunzelnd hinzu.

Ben Gastauer genießt die Zeit zuhause
Ben Gastauer genießt die Zeit zuhause Foto: Privat

Die Zeit genießen

Ben Gastauer hat in dieser Saison bereits 14 Renntage auf dem Konto. Der 32-jährige Familienvater nutzt die Corona-Zwangspause vor allem, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

Im Vergleich zu anderen Radsportlern ist Ben Gastauer privilegiert. Zu Zeiten, in denen sozialer Kontakt verboten wird, haben die Fahrer nicht die Möglichkeit, von ihrem Staff beraten und behandelt zu werden. Mit seiner Ehefrau Aude hat Gastauer aber eine Physiotherapeutin zu Hause. „Es ist natürlich von Vorteil, einen Physio zu Hause zu haben, der mich unterstützen kann“, sagt Gastauer. Zusammen mit seiner Frau, seiner Tochter Siena und seinem Sohn Sydney verbringt er die Zeit in ihrem Haus. Sein Sohn, der erst ein Jahr alt ist, würde die Situation noch nicht wirklich verstehen. „Er freut sich, dass ich jetzt mehr zu Hause bin“, lächelt Gastauer. „Meine Tochter ist dreieinhalb Jahre alt, ihr müssen wir das etwas genauer erklären, warum der Kindergarten geschlossen ist und warum sie ihre Großeltern erst mal nicht besuchen kann. Das überrascht sie schon.“ Täglich kommt von seiner Tochter dann dennoch die Frage, wann der Kindergarten wieder öffne. „Es ist wichtig, dass wir sie gut unterhalten und ablenken. Wir haben zum Glück einen Garten und können mit den Kindern wenigstens dort an die frische Luft.“ Gemeinsam mit seiner Frau bringt er dem Töchterchen das Lesen und Zählen bei. „Es ist eine sehr schöne Abwechslung. Es macht uns großen Spaß, solche Sachen zusammen mit unseren Kindern zu machen.“  

Der Tagesablauf gestaltet sich, auch mit der Schließung des Kindergartens, für den 32-Jährigen etwas angenehmer. Morgens befindet sich Gastauer meistens auf dem Hometrainer, nachmittags macht er Krafttraining und arbeitet an seiner Körperstabilität. „Es ist eine gute Gelegenheit, um an Schwachpunkten zu arbeiten“, erklärt der Luxemburger. Mit seinem Team, Ag2r La Mondiale, sei er im stetigen Austausch. Letzte Woche habe er insgesamt 10 bis 15 Stunden trainiert. „Das reicht, um eine gewisse Form zu halten“, sagt der Schifflinger. „Wenn ich das Training steigern möchte, könnte ich auch dreimal am Tag auf der Rolle fahren. Das ist kein Problem.“ Einheiten auf der Straße absolviert Gastauer, obwohl er es noch dürfte, nicht.

Gastauer war zu Beginn der Saison in Australien unterwegs, zuletzt hat er an Rennen in Frankreich teilgenommen. Auch er befindet sich, wie einige andere Radsportler, im letzten Vertragsjahr. „Das ist nicht ideal“, gibt er zu. „Aber das ist für viele eine schwierige Situation. Momentan muss man aber einfach sagen, dass es Wichtigeres als Radsport gibt.“ Gastauer blickt optimistisch in die Zukunft und hofft, dass wenn der Rennbetrieb wieder aufgenommen ist, die Form schnell zurückkehrt. „Ich tue hier zu Hause das, was ich kann. Ich bin zuversichtlich, dass ich mit der Fortsetzung der Saison wieder bei alter Stärke bin.“

Viel Abwechslung wird Kevin Geniets in den nächsten Tagen nicht bekommen. Sein Trainingsort wird sich wohl nicht ändern.
Viel Abwechslung wird Kevin Geniets in den nächsten Tagen nicht bekommen. Sein Trainingsort wird sich wohl nicht ändern. Foto: Privat

Menschenleeres Aix-les-Bains

Mit gemischten Gefühlen ging Kevin Geniets in die Corona-Zwangspause. Der Luxemburger, der im französischen Aix-les-Bains lebt, darf das Haus zum Einkaufen und zu einem kurzen Spaziergang verlassen – allerdings nur mit Gehnemigung. 

Zwischen den Alpen und dem Lac du Bourget liegt das malerische Aix-les-Bains. In diesen Tagen sind die Wanderwege um den See, genau wie die Plätze vor der Kathedrale Notre-Dame d’Aix-les-Bains, menschenleer. Seit fünf Tagen ist der französische Thermalkurort Teil des Risikogebiets. „Es wurde ein Ausgangsverbot ausgesprochen“, erklärt Kevin Geniets, der seit einem Jahr mit seiner Freundin in Aix-les-Bains wohnt. „Wir dürfen nur rausgehen, um einzukaufen. Wenn wir ein Formular ausfüllen, dürfen wir auch zehn Minuten spazieren gehen.“ Noch seien die Menschen ruhig, doch das könne sich in einigen Tagen ändern, sagt Geniets. „Es ist eine schwierige Situation, ich fühle mich nach einer Woche nun schon etwas eingeengt.“ 

Keine einfache Situation für den 23-Jährigen, der sich die vergangene Woche eine Trainingspause gegönnt hat. „Eigentlich sollte diese Pause nach Paris-Roubaix stattfinden; da jegliche Rennen aber ausfallen, haben wir die Pause vorgezogen.“ In der trainingsfreien Woche hat sich der Vize-Landesmeister um Sachen gekümmert, die er sonst immer aufgeschoben hat. „Den Schrank aufräumen, die Wohnung putzen, ein bisschen PlayStation und viel Netflix“, lacht Geniets. „Wir haben Glück, dass wir einen Balkon haben, da können wir die Sonne wenigstens etwas genießen.“

Heute startet der Fahrer der französischen Groupama-FDJ Mannschaft wieder ins Training. An Einheiten auf der Straße sei momentan nicht zu denken, weswegen der eher unbeliebte Hometrainer herhalten muss. „Es ist nicht sehr spannend“, sagt Geniets. „Du kannst auf dem Hometrainer nicht die Stunden trainieren, die du auf der Straße absolvieren könntest.“ Um den Fitnesszustand aber nicht komplett zu verlieren, hat der Luxemburger die Möglichkeit, sich mit diversen Fitnessgeräten zu Hause in Form zu halten. „Normalerweise ist man zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht so entspannt im März, was das Sportliche angeht“, sagt Geniets. „Es tut auch mal dem Kopf gut, wenn man ganz abschalten kann.“

Gemischte Gefühle hat der Luxemburger bezüglich dieser Saison. Bei der Etoile de Bessèges (2.1) lieferte er mit einem vierten Platz im Gesamtklassement eine ganz starke Vorstellung ab, beim Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) versagte die ganze Mannschaft. Stefan Küng kam als Neunter im Ziel als einziger Fahrer des Teams an. „Wir hatten wirklich ein schwaches Rennen, weil wir auch gleich die erste Windkante verpasst haben“, sagt Geniets. „Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne haben wir aber eine Reaktion gezeigt.“ Der Schweizer Fabian Lienhard wurde Zwölfter, Geniets kam mit dem Hauptfeld als 45. an. Dass es für den Luxemburger sein letztes Vertragsjahr ist und er aufgrund der Corona-Pause nicht zeigen kann, was er drauf hat, ist für ihn kein Grund zur Sorge. „Ich hatte letztes Jahr schon eine gute Saison und konnte zu Beginn dieses Jahres auch zeigen, was in mir steckt.“

Alex Kirsch trainiert auf der Straße und zu Hause – auf eine theoretische Ausgangssperre ist aber auch er vorbereitet 
Alex Kirsch trainiert auf der Straße und zu Hause – auf eine theoretische Ausgangssperre ist aber auch er vorbereitet  Foto: Privat

Sorgen neben dem Sport

Vor allem durch seinen siebten Platz beim Le Samyn (1.2) konnte Alex Kirsch in dieser Saison schon auf sich aufmerksam machen. Der Fahrer des US-amerikanischen Teams Trek-Segafredo trainiert noch auf der Straße, ist sich über den weiteren Verlauf seiner Trainingseinheiten aber unsicher. Nebenher plagen ihn noch ganz andere Sorgen. 

Noch mal andere Sorgen begleiten Alex Kirsch in der aktuellen Situation. Der 27-Jährige eröffnete erst am 12. Juni des letzten Jahres zusammen mit vier Freunden ein Café in Luxemburg-Stadt. Das „Gruppetto“ hat genau wie alle anderen Restaurants im Großherzogtum seit einer Woche geschlossen. „Wir haben es geschafft, über die kurze Zeit einige Reserven aufzubauen, aber langfristig glaube ich nicht, dass kleinere Unternehmen über die Runden kommen, wenn sie kein Einkommen haben“, sagt Kirsch. Er hofft, dass die Regierung sich Aktionen überlegt, um solchen Betrieben das Leben während und nach dem Coronavirus zu vereinfachen. „Ich bin überzeugt davon, dass die Regierung sich zu einem späteren Zeitpunkt darüber Gedanken machen wird. Ich muss sagen, dass es kritisch für viele kleine Unternehmen ist.“

In Anbetracht des Coronavirus macht sich der Luxemburger um seine Gesundheit keine Sorgen, weiß aber, dass das Virus gefährlich ist. „Jeder muss verantwortungsvoll handeln und eigene Bedürfnisse hinten anstellen“, sagt Kirsch. Er selbst habe Kontakt zu seinen sieben italienischen Teamkollegen, zu welchen auch der Tour-de-France-Sieger von 2014, Vincenzo Nibali, gehört. „Ich denke, dass wir in Luxemburg schnell reagiert haben. Premierminister Xavier Bettel hat nicht umsonst betont, dass man nur für das Allernötigste nach draußen gehen soll. Das muss jeder respektieren.“ Wie Kirsch in den nächsten Tagen weitertrainieren wird, weiß er noch nicht. In der letzten Woche war er noch auf der Straße unterwegs. „Den Hobbyfahrern würde ich es ausreden, draußen zu trainieren“, meint Kirsch. „Bei uns ist es hingegen der Job, wir werden dafür bezahlt. Wenn die Geschichte mit dem Virus vorbei ist, wird die Saison schnell wieder aufgenommen, dann müssen wir körperlich fit sein.“

Wie die anderen Radfahrer auch hält sich Kirsch neben den Aktivitäten auf der Straße in seinem Haus mit Fitnesstraining in Form. Was bleibt, ist mehr Zeit für andere Dinge. „Viel unternehmen kann ich momentan nicht, aber ich helfe meiner Frau im Haushalt oder erledige Sachen, die ich bis jetzt vor mich hingeschoben habe. Letzte Woche habe ich beispielsweise den Keller umgebaut und einige Dinge im Haus umorganisiert.“ Zusammen mit seiner Ehefrau Sophie lebt Kirsch in der Hauptstadt. 

Sportlich sei er vor einer Woche mit seinen Zielen etwas verloren gewesen. „Aber jetzt denke ich, dass man einfach Richtung Aufbauphase gehen und eine stabile Form haben sollte. So, wie es momentan ist, wird es nicht ewig weitergehen. Es wird der Punkt kommen, an dem man für die Rennen bereit sein muss.“

Christine Majerus trainiert an der frischen Luft – doch nur im eigenen Garten 
Christine Majerus trainiert an der frischen Luft – doch nur im eigenen Garten  Foto: Privat

In den Hintergrund gerückt

Nach einem starken Saisonauftakt ist auch Christine Majerus gezwungen, eine Pause einzulegen. Die 33-Jährige befindet sich in ihrer Wahlheimat im Val d’Oise (F). Meinungsstark spricht sie nicht nur über eine Verschiebung, sondern auch über eine Absage der Olympischen Spiele. 

Am Samstag gab Christine Majerus intime Einblicke in ihr Leben, als sie die Instagram-Story ihres Radbekleidungsherstellers Santini übernahm. Morgens gab es eine Einheit auf den Rollen, dazwischen backte sie Brot, um am Nachmittag noch mal eine Fitness-Einheit zu absolvieren – alles zu Hause. „Ich bin mir bewusst, dass wir als Profis eine gewisse Vorbildfunktion haben“, sagt Majerus. „Wenn wir den Menschen zeigen, dass selbst Radsportler, zu deren Job es gehört, auf der Straße zu trainieren, drinnen bleiben, kann das nur eine positive Wirkung erzeugen.“

Majerus lebt im Val d’Oise, einem Département im Großraum Paris. Eine ganze Weile sei sie schon nicht mehr rausgegangen, lange habe sie schon keine Menschen mehr auf den Straßen gesehen, was sie als „gutes Zeichen“ sehe.  „In der aktuellen Situation darf sich keiner egoistisch verhalten.“ Für die Luxemburgerin weicht die momentane Lage jedoch nicht sehr von ihrem Alltag ab. „Mein Leben ist quasi ein Leben in der Quarantäne“, schmunzelt sie. Wenn die Saison läuft und sie sich zu Hause befinde, würde sie sich regenerieren. Nur selten würde man sie vor der Haustür sehen – eine unauffällige Nachbarin. 

Im Gegensatz zu ihrem Leben präsentierte sich Majerus zu Saisonbeginn alles andere als unauffällig. Beim Omloop Het Nieuwsblad (1.1) führte die Fahrerin der niederländischen Formation Boels-Dolmans die Spitzengruppe über 40 Kilometer an, beim Le Samyn des Dames (1.2) erreichte sie das Ziel hinter ihrer Teamkollegin Chantal van den Broek-Blaak als Zweite. „Es ist schon schade, die gute Form nicht weiter nutzen zu können, aber das Sportliche ist momentan wirklich nur nebensächlich.“ Eine Form, die so nur schwer bis zu den Olympischen Spielen von Tokio zu halten sei. „Es können keine gerechten Spiele werden“, sagt Majerus. „In den USA kam der Virus später an. Die Sportler dort werden nicht dieselbe Vorbereitungszeit haben wie andere. Was ist außerdem mit anderen Sportlern, wie beispielsweise den Schwimmern? Sie dürfen nicht mehr ins Wasser. Wie sollen sie Höchstleistungen bringen, wenn sie gar nicht trainieren können?“ Die Spiele, die zum heutigen Stand noch wie geplant stattfinden sollen, sollten laut Majerus noch mal überdacht werden. „Wenn ein gesundheitliches Risiko besteht, dann müssen die Veranstalter Olympia verlegen oder sogar absagen. Mir ist es egal, ob es dann eine große Veranstaltung ist oder nicht, sie müssen Verantwortung übernehmen.“

Bis mindestens Ende Juni, so rechnet Majerus, würde kein Rennen mehr stattfinden. Ihr Trainingspensum hat sie runtergefahren, ihr Rennprogramm ist ungewiss. Auch sie befindet sich im letzten Vertragsjahr, Sorgen mache sie sich jedoch nicht. Mit SD Worx hat die niederländische Mannschaft einen Sponsor gefunden, der sie von 2021 bis 2024 unterstützen wird. „Die Zukunft von kleineren Mannschaften steht auf dem Spiel“, weiß die Luxemburgerin. „Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich einen neuen Vertrag bekomme – unter welchen Bedingungen, weiß man aber nicht.“  Viel wichtiger sei es momentan, den Kopf auch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Die Zeit sinnvoll zu nutzen und sich nicht ständig von den negativen Nachrichten beeinflussen zu lassen. „Ich habe einen Garten, der mich ablenkt. Dazu bastel ich gerne.“ Bis sich die Situation wieder normalisiert hat, wird sich Majerus weiterhin in ihren eigenen vier Wänden aufhalten und unauffällig bleiben. Zum Vorschein wird sie dann wohl erst wieder treten, wenn sie auf ihrem Rad sitzt.