EditorialEine andere Gesellschaft – Wenn nicht jetzt, wann dann?

Editorial / Eine andere Gesellschaft – Wenn nicht jetzt, wann dann?
Flashmob der Lichter: Bei der Aktion „Italia Patria Nostra“ („Italien, unser Land“) zeigen isolierte Menschen mit ihrem Smartphone Solidarität  Foto: AFP

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Ich wage eine Hypothese: Die Coronakrise wird unsere Welt mindestens genauso einschneidend verändern wie die Anschläge von 9/11 im Jahr 2001 oder die Finanzkrise 2008.

Aber es gibt einen großen Unterschied: Dieses Mal kann niemand für das, was passiert, zur Rechenschaft gezogen werden. Weder die Terroristen von Al Kaida noch die Kapitalisten der Banken, noch „die da oben“ sind an der Entstehung von Sars-CoV-2 und dem, was derzeit passiert, schuld.

Es gibt keinen Feind. Und es betrifft uns alle.

Wir sind – vielleicht zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte – alle gleich. Egal, ob groß oder klein, reich oder arm, weiß oder schwarz: Die Krankheit kann alle treffen. Genau wie die drastischen Maßnahmen, die die Staaten derzeit gegen ihre Verbreitung einleiten. Und die Dinge, die auf uns warten, wenn das Virus verschwunden ist. Dann blicken wir vielleicht auf eine Welt, die sich verändert hat.

Vielleicht bietet das die Gelegenheit, aus unserer Welt das zu machen, was wir eigentlich alle immer wollten. Das, was die Ratio uns schon immer geboten hat – und dem Interessen, Dogmen und Emotionen dann doch stets einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Eine Gesellschaft, in der die Menschen immer so solidarisch sind wie jetzt in der Krise. In der die Ungleichheiten wieder kleiner werden. Und die ihren Kindern nicht eine brutwarme und müllübersäte Erde hinterlässt.

Wir bemerken gerade offenbar, dass wir zum Leben vor allem Klopapier, Nudeln und Kartoffeln brauchen – und nicht auf aus Mexiko importierte Avocados angewiesen sind. Wir bemerken, dass wir auch von zu Hause aus arbeiten können – und nicht zig Kilometer mit dem Auto zu einem anderen Gebäude fahren müssen, dass den Grund versiegelt. Wir bemerken, wie sehr wir uns um unsere Eltern und Großeltern sorgen, wenn sie tatsächlich bedroht sind.

Hut ab vor den Politikern im Luxemburger Parlament. Von links bis rechts haben Abgeordnete bei ihrer Sitzung am Dienstag eines erfasst: Das Coronavirus ist ein Game-Changer, der unser auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftsmodell verändern kann. Es wurde sogar – von der CSV! – die Frage gestellt: Wollen wir weiter auf Profitmaximierung setzen?

Wenn nicht jetzt, wann dann.

Alfons
18. März 2020 - 19.03

Ich denke, es gibt ein Umdenken und hoffe inständigst, dass sich durch diese schwerste Gesundheits-und Wirtschaftskrise die Gesellschaft fundamental zum Positiven verändern wird. Wenn nicht, hätten wir aus der Katastrophe nichts gelernt und dann wird es vermutlich nur noch schlimmer kommen. Der Wachstum und die Globalisierung sind an ihre Grenzen gestossen, weil der menschliche Aspekt total vernachlässigt wurde.

Martine
18. März 2020 - 18.15

Ech hunn elo just d'Diddelenger Bliedche gelies, do sinn nach Tonne Reklammen dra fir Uergelconcerte, Thé-dansants fir Senioren, Floumaart asw. Et schéngt wéi wann dat nach net ukomm ass oder déi Leit haten dat alles am Viraus bezuelt. Mä awer och Aktuelles: Prominent op Säite 3 eng ganzsäiteg Reklamm fir Doudelueden.

J.Scholer
18. März 2020 - 13.24

Es freut mich einige sehr konkrete Ansätze in diesem Artikel zu lesen, allerdings bin ich der Überzeugung dieses Virus die Grundfeste unsere Gesellschaft in Frage stellt und durchrüttelt. An erster Stelle müssen wir Menschen wieder lernen , erkennen, dies scheint mir die wichtigste Erkenntnis ,trotz Apps, künstlicher Intelligenz,....bleiben wir immer verwundbar. Mensch und Natur wieder in Einklang bringen, uns verabschieden von Wirtschaftswachstum und Globalisierung, kleinere Brötchen backen , das Konsumdenken verändern, Reise-,Urlaubsgewohnheiten einschränken,....ein neues Gesellschaftssystem schaffen. Wenn wir das wollen, müssen wir auch dazu übergehen den Besitz zu überdenken, und die Schere zwischen Reich und Arm erheblich verringern.Doch machen wir uns nichts vor, erst müssen wir solidarisch diese Krise bewältigen, unsere verantwortliche Politik, die Akteure vorn an der Front , ihre Helfer,.......unterstützen, sei es durch die strikte Einhaltung der Vorschriften, durch die moralische Unterstützung, Kritik , politisches Geplänkel unterlassen und bedenken wir . Dieses Virus ist ein unbekannter Feind, wir werden erst im Nachhinein wissen, ob die menschliche Vorgehensweise zur Bekämpfung richtig war.Dieses Virus ist im Jetzt ein neuer Erfahrungs-,Lernprozess und auch in der Zukunft wird es ein neuer Lern-,Gesellschaftsveränderungsprozess sein.

Romano
18. März 2020 - 12.08

"Egal, ob groß oder klein, reich oder arm, weiß oder schwarz: Die Krankheit kann alle treffen." Sie haben wohlweislich 'jung oder alt' weggelassen, die Jugend nennt den Virus schon den 'Boomer Remover'.

Laird Glenmore
18. März 2020 - 11.51

@Tobias Senzig Die Welt wird sich nie ändern es wird vielleicht einige geben die ihr Leben umstellen und bewusster Leben mehr mit Familie und Freunden unternehmen, das war´s. Die anderen, die Reichen, die Geschäftemacher und die skrupellosen werden genauso oder noch schlimmer agieren wie vorher um in kurzer Zeit noch mehr Kapital anzuhäufen, diese Menschen interessieren sich nicht für ihre Mitmenschen sondern denken nur an ihren PROFIT weil sie reine Egoisten sind sie würden alles verhökern wenn der Preis stimmt. Das was unsere Politiker im Moment leisten finde ich gut es ist das erste Mal das die Regierungsmitglieder in die gleiche Richtung denken, Traurig das erst ein so kleiner Virus die Gedanken frei macht ich kann nur hoffen das man daraus lernt und in Zukunft mehr an das Luxemburger Land und seine Bewohner denkt als an Fremde. In diesem Sinne schauen wir das wir gemeinsam dem Virus den Garaus machen damit endlich wieder Normalität einziehen kann.

Jacques Zeyen
18. März 2020 - 11.42

Ich wünsche sie hätten Recht. Seit wir Katastrophen erleben,von Krieg bis Pandemien,haben wir uns immer solidarisiert. Wann wird am meisten gebetet?-wenn es uns schlecht geht. Und ich fürchte sobald diese Welle sich geglättet hat wird wieder alles so wie es immer war. Vielleicht investieren wir mehr in Maßnahmen zur Verhütung solcher Pandemien oder anderer Katastrophen,ein wenig werden wir vielleicht lernen,aber wir wussten auch schon vor Covid19,dass eine Virus oder Bakterienmutation uns den Garaus machen kann. Aber das Zwischenmenschliche wird auch sicher nie aussterben.Allein wird es all zu oft vergessen solange unsere kleine Welt in Ordnung ist.

Gronnar
18. März 2020 - 11.18

Es wird weitergehen wie bisher. Die Post kann weiterhin Handys und Tablets verkaufen während die anderen Provider geschlossen sind. Dann ist's einfach.