EditorialIn unserem Kartenhaus: Die Welt, Luxemburg und das Virus

Editorial / In unserem Kartenhaus: Die Welt, Luxemburg und das Virus
Die Börsen bleiben ihrer Linie treu und machen wie bei allen großen und mittelgroßen Katastrophen erst einmal alles noch schlimmer, als es eh schon ist Foto: AFP/Timothy A. Clary

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Wie kaum ein Ereignis zuvor betrifft die Coronavirus-Krise die ganze Welt. Die Verwundbarkeit unserer gegenseitigen Abhängigkeit im Global Village liegt urplötzlich schonungslos offen. Das Bild vom Kartenhaus drängt sich auf.

Alle reden vom neuen Virus, viele haben Angst. Wie bei einer weltumspannenden Naturkatastrophe entsteht eine kollektive Sorge und Unsicherheit, unmittelbarer, vom Gefühl her, als der Klimawandel. Die Einzigen, die in blinde Panik verfallen, sind bislang die Börsen. Das Kapital zeigt, wie man es am besten nicht macht. Die Reaktion auf das Virus und seine Folgen wird auch zum Test für die Menschheit.

Alles ist nicht über das neue Virus bekannt. Am wahrscheinlichsten zurzeit scheint, dass sich die meisten von uns in den kommenden Monaten infiziert haben werden. Aufgrund fehlender Immunität ist der menschliche Körper ziemlich wehrlos gegenüber einer Ansteckung. Experten raten fast schon flehentlich zur besonderen Vorsicht: Hände waschen, Finger aus dem Gesicht, Menschenansammlungen meiden. Vor allem gehe es jetzt darum, die Ausbreitung zu verlangsamen, um die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten und besonders ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen vor gravierenden Krankheitsverläufen zu schützen – oder ihnen zumindest die bestmögliche Pflege bieten zu können.

Bestmögliche Pflege geht aber nur mit bestmöglich ausgestatteten Gesundheitssystemen. Wo in den vergangenen Jahren Sparmaßnahmen aufgelegt wurden, gibt es jetzt weniger Krankenhausbetten. In Deutschland stehen acht Betten je 1.000 Einwohner bereit, in Italien sind es 3,2, in Spanien 3. Allerdings sind die Zahlen der OECD für das Jahr 2018 auch für Luxemburg mit seinen 4,5 Betten nicht wirklich rosig.

Seit Montagabend ist ganz Italien unter Quarantäne, 60 Millionen Menschen sollen alles stehen und fallen lassen und sich zurückziehen, nur arbeiten sollen sie möglichst weiter. In anderen europäischen Staaten werden ebenfalls Schulen und Universitäten geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, Reisebeschränkungen erlassen, Quarantänen verhängt.

Auch Luxemburg hat seine ersten Krankheitsfälle und es werden ziemlich sicher mehr werden in den nächsten Tagen, wenn nicht Wochen. Wie gut oder schlecht wir vorbereitet sind, zeigt sich erst dann. Sich als Einzelner gedanklich schon einmal mit Schulschließungen, Kurzarbeit, mehr Homeoffice und Einschränkungen im Alltag auseinanderzusetzen, kann nicht schaden. Das ist kein Aufruf zu Hamsterkäufen und keine Anstachelung zur Panik. Vielmehr geht es um Pragmatik. Eine Pragmatik, die es braucht, diese gesellschaftliche Herausforderung besonnen zu meistern, die Covid-19 mit sich bringen wird.

Der Vorsprung, den man auf Italien hat, sollte nicht nur zum Bestaunen genutzt werden. Zeit scheint – wenn sie zur Vorbereitung genutzt wird – der wichtigste Faktor im Kampf gegen das Virus zu sein. Und es steht viel auf dem Spiel, mehr als die öffentliche Gesundheit. Neben einem Krankheitsvirus schleicht sich ein Angstvirus ein. Die größte Gefahr für einen selber ist der Mitmensch geworden, wie man selber die größte Gefahr für den Mitmenschen geworden ist. Trotzdem bleiben wir aufeinander angewiesen. Das Virus verbindet und teilt die Gesellschaft zugleich. Je vorbereiteter wir sind, kollektiv wie individuell, desto kleiner wird die Teilung sein.

Ex-Patient
14. März 2020 - 19.32

Ech hu meng Infektioun hannert mer, jonk, Netfëmmert, net méi schlëmm wéi eng Erkältung, just ouni Schnapp. Hu mol kee Sirop gebraucht. Mäi Problem ass elo, ech kréie néierens Toilettëpabeier.

Leila
12. März 2020 - 16.13

"Die Kreuzfahrtschiffe, wo sich aberhunderte angesteckt haben, haben trotz den vielen Infektionen noch immer die Leute am Buffet serviert" Während der Selbstbedienung an den Buffets wird auch zusammen geredet (Tröpfcheninfektion), deshalb mag ich sie nicht. Lieber morgens die kleinen verschlossenen Marmeladen-und Honigportionen mit evtl. einem Ei und einem Becher Joghurt, auch wenn das Frühstück dann bescheidener ausfällt und es weniger umweltfreundlich ist, als das rummantschen in offenen Lebensmittel. Mittag- und Abendessen vom Kellner mit (hoffentlich sauberen Händen) serviert.

J. Scholer
11. März 2020 - 15.22

Die Virenjäger haben zugeschlagen . Da war mein satirisch gemeinter Kommentar vierundzwanzig Stunden „ Online “ , wohl auch vom Virus befallen und nun vom Tageblatt unter Quarantäne gesetzt.

Ernie
11. März 2020 - 8.58

Alle Amateurmediziner wiegeln ab, die Panik sei schlimmer als das Virus. Ist es nicht. Die Kreuzfahrtschiffe, wo sich aberhunderte angesteckt haben, haben trotz den vielen Infektionen noch immer die Leute am Buffet serviert, wo jeder drauf husten konnte aber sie haben aber 3 Mal pro Schicht, die Servierzangen gewechselt, Sicherheit geht vor.(sic)